6. Juli 2012
The Tibet Post International, www.tibetpost.net

Berichte aus Tibet werfen Licht auf den “Hausbrand” in Dragkar vom Mai

Radio Free Asia berichtete am 7. Mai, daß ein hochrangiger tibetischer Lama und seine Nichte, eine Nonne, am 4. Mai bei einem Hausbrand ums Leben gekommen seien (1).

Bildquelle: Woesers Blog

An diesem Tag ehrten Thubten Nyandak Rinpoche, 45, und seine Nichte Atse, 23, alle jene ihrer Landsleute, die durch die Selbstverbrennungsproteste starben, indem sie Butterlämpchen entzündeten. Dabei habe das Haus Feuer gefangen. Es war zu der Zeit unklar, ob es sich um einen Unfall handelte oder ob sich die beiden selbst in Brand gesteckt hatten. Da die Behörden die Sache als einen Unfall darstellten, griffen die Presse und die Medien die Geschichte nicht weiter auf.

Tulku Athub, auch als Thubten Nyandak Rinpoche bekannt, war früher Abt des Klosters Dzogchen gewesen, wo es kürzlich zu massiven Protestaktionen kam. Er galt als ein entschiedener Befürworter der tibetischen Kultur und Religion und der Einheit unter den Tibetern. Ebenso ist Atse, seine 23jährige Nichte, für ihr großes Engagement für das Wohl der Tibeter bekannt gewesen.

Kürzlich veröffentlichte die chinesische Website Weibo ein Photo der beiden mit einer detaillierten Beschreibung des Unfalls. Wenige Tage vor dem 6. Mai organisierte Thubten Rinpoche eine Gebetszeremonie zu Ehren der tibetischen Feueropfer. Dabei hielt er eine Rede über seine zukünftigen Pläne zur Unterstützung der tibetischen Freiheitsbewegung. Gegen Ende der Zeremonie brachten Mönche, Nonnen und andere Teilnehmer Butterlämpchen dar.

Am Tag vor seinem Tod hatte er seine Schüler gebeten, die vielen Butterlämpchen in sein Haus zu bringen und dann schickte er sie alle wieder weg, auch seine chinesischen Schüler.

Am Morgen des 6. Mai beteten er und Atse in ihrem Haus für diejenigen, die sich selbst verbrannt hatten. In einem Telefongespräch mit seiner Familie sagte er, es sei notwendig eine gute Tat zu verrichten, weshalb sie die Butterlämpchen zum Frommen all derer, die sich um der Sache Tibets willen in Brand gesetzt hatten, darbrächten…“

Kurz danach fing das Haus Feuer und später wurden Thubten Rinpoche und seine Nichte tot geborgen. Die Polizei eilte zu dem Ort und erklärte das Geschehen zu einem Unfall, und daß die beiden sich nicht das Leben genommen hätten. Die Polizei warnte die dortigen Tibeter auch davor, über den Vorfall in der Öffentlichkeit zu reden. Der Klostervorsteher hielt sich an diese Anweisungen, weil er fürchtete, daß das Kloster sonst geschlossen werden könnte.

Die Verwandten von Thubten Rinpoche akzeptierten die offizielle Version. Die Chinesen gaben ihnen 10.000 Yuan und mehrere Reissäcke als Belohnung für ihr Stillschweigen. Sehr wenige Medien berichteten über den Unfall, da er als ein Brand ungeklärter Ursache klassifiziert wurde. Die dortige tibetische Gemeinde glaubt jedoch, daß die beiden sich „um der Sache Tibets willen“ selbst verbrannt haben könnten.

Obwohl Thubten Rinpoche und Atse ihr Leben für Tibet hingaben, befleckten die Verwandten ihr Vermächtnis, indem sie die von den Behörden angebotene Bestechung annahmen. Dennoch hoffen die Familie und die Tibetergemeinde, daß ihre Namen wie die so vieler anderer tibetischer Helden, die sich in Brand setzten, um Tibet zu retten, nicht der Vergessenheit anheimfallen.

(1) 4. Mai 2012, „Unfall? Hoher Lama und seine Nichte kommen beim Brand ihres Hauses um