30. Mai 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, Phayul, www.phayul.com, TPI, www.thetibetpost.com

Tibet brennt weiter: Mutter dreier Kinder verbrennt sich in Dzamthang

Es ist der 38. Fall einer Selbstverbrennung in Tibet: Eine tibetische Mutter setzte sich aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in Amdo in Flammen und starb.

Am Mittwoch, dem 30. Mai, zündete sich eine Tibeterin im Bezirk Dzamthang (chin. Rantang), TAP Ngaba, Provinz Sichuan, an und starb auf der Stelle. Dieser Vorfall ereignete sich drei Tage, nachdem zwei junge Tibeter sich im Zentrum von Lhasa verbrannt hatten.

Rikyo, eine 36jährige Mutter dreier Kinder, setzte sich am Mittwoch Nachmittag in der Nähe eines Klosters in der Region Ngaba, dem Epizentrum der Selbstverbrennungswelle, die 2009 einsetzte, in Brand.

Bildquelle: TWA, Tibetan Woemen's Association

„Heute, um etwa 3 Uhr nachmittags, verbrannte sich eine Tibeterin namens Rikyo in der Nähe des Jonang Klosters in Dzamthang aus Protest gegen die chinesische Herrschaft“, teilte Tsangyang Gyatso, der Vorsitzende der Buddhistischen Jonang Gesellschaft in Dharamsala, RFA mit. Es ist dieselbe Stelle, an der sich vor etwa einem Monat zwei tibetische Cousins verbrannt hatten.

Als die chinesische Polizei kam, schlugen die Flammen bereits zu hoch, als daß sie hätten gelöscht werden können. Dortige Tibeter brachten die Leiche ins Jonang Zamthang Gonchen Kloster. Etwa 1000 Mönche versammelten sich im Kloster und beteten für die Verstorbene. Unmittelbar danach kamen die chinesischen Behörden und ordneten die sofortige Einäscherung der Leiche an, andernfalls würden sie diese beschlagnahmen und entfernen.

Rikyo, eine Viehhirtin, ist aus dem Dorf Tsangde in der Gemeinde Barma des Bezirks Dzamthang. Sie hinterläßt ihren Ehemann und drei Kinder: einen 9jährigen Sohn und zwei Töchter von 7 und 5 Jahren. Ehe sie zu ihrer Tat schritt, habe sie einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang gebetet und Niederwerfungen gemacht, verlautet aus dortigen Quellen.

Fast alle Selbstverbrennungen ereigneten sich bisher in Sichuan, sowie in tibetisch-besiedelten Gegenden von Qinghai und Gansu. Die Vorfälle vom Sonntag in Lhasa lassen jedoch darauf schließen, daß diese Protestbewegung zur Wiederherstellung der Rechte der Tibeter sich ausweitet. „Die Selbstverbrennungen von Lhasa zeigen, daß die Proteste sich nun auf den gesamten tibetischen Siedlungsraum ausgedehnt haben, von der Autonomen Region Tibet bis zu den Teilen Tibets, die in die chinesischen Provinzen Qinghai, Sichuan und Gansu eingegliedert wurden“, sagte Mohan Malik, Professor für asiatische Sicherheitsfragen an dem Asien-Pazifik-Zentrum für Sicherheitsstudien in Hawaii.

Wegen des harten Vorgehens der Polizei auf die Selbstverbrennungen vom Sonntag hin wagten sich die Tibeter in Lhasa diese Woche nicht mehr nach draußen. Um den Jokhang-Tempel herum gibt es nun noch mehr mit chinesischen Sicherheitskräften besetzte Kontrollposten, die alle Tibeter, die dort vorbeigehen, rigoros durchsuchen. Einer Quelle aus Lhasa zufolge ist das Sicherheitsaufgebot in dem Touristen-Areal um den Jokhang-Tempel und den Potala-Palast immens.

Als Reaktion auf die Unruhen in Lhasa vor vier Jahren wurden zahlreiche Überwachungskameras im Jokhang-Tempel und um ihn herum installiert. „Diejenigen, die am Sonntag von den Kameras erfaßt wurden, hat die Polizei zur Vernehmung ins Polizeirevier einbestellt. Viele Tibeter, die Verkaufsbuden und -karren vor dem Jokhang Tempel betrieben, sind ebenfalls festgenommen und zu dem Vorfalls befragt worden“, teilte ein Anrufer aus Lhasa RFA mit

Auch die Klöster um Lhasa blieben nicht verschont. „Am Sonntag, als es zu den Selbstverbrennungen kam, wurden sofort Polizei-Einheiten nach Sera, Ganden und Drepung abkommandiert. Die Bewohner der Stadt Lhasa konnten die Klöster nicht mehr telefonisch erreichen, weil alle Leitungen blockiert waren.“

Der Dalai Lama hat die „totalitäre“ und „unrealistische“ Politik Pekings dafür verantwortlich gemacht, daß es zu dieser Welle von Selbstverbrennungen kam. Er hält die Zeit für gekommen, daß die chinesischen Behörden einen ernsthaften Schritt in Richtung zur Lösung des tibetischen Problems unternehmen.

Die chinesischen Behörden haben allerdings diejenigen, die sich selbst verbrennen, als Terroristen, Außenseiter der Gesellschaft, Verbrecher und Geisteskranke hingestellt und den Dalai Lama bezichtigt, er ermutige zu den Selbstverbrennungen.