Tibetischer Schriftsteller stirbt nach Selbstverbrennungsprotest in Nagchu
Am Donnerstag, dem 3. Oktober, setzte sich ein Tibeter in einem zentraltibetischen Bezirk in Brand, nachdem er zuvor seine Landsleute angesichts der chinesischen Herrschaft zur Eintracht ermahnt hatte.
Gudrup, 43, verbrannte sich im Bezirk Driru (chin. Biru) in der Präfektur Nagchu der TAR. Augenzeugen zufolge rief er „Wohin wir auch gehen, wir haben keine Freiheit“, „Freiheit für Tibet“ und „Laßt den Dalai Lama nach Tibet zurückkehren“, ehe er sich in Brand setzte.
Einige Umstehende brachten seinen verbrannten Leib in ein Krankenhaus in der Nähe, doch das chinesische Sicherheitspersonal zwang sie, ihn in ihrem Gewahrsam zu lassen. Ein Arzt informierte die Tibeter später, daß Gudrup gestorben sei, doch die Behörden weigerten sich, die Leiche an die Angehörigen herauszugeben.
Mit Gudrups Selbstverbrennung steigt die Zahl der feurigen Proteste auf 53, seit die Welle mit Tapeys Verbrennung im Februar 2009 begonnen hatte. Über 40 von ihnen sind gestorben.
Gudrups Tat wurde durch separate Anrufe aus Tibet bestätigt. „Der Feuerprotest ereignete sich auf einem Marktplatz in Kham Driru um etwa 10.30 Uhr vormittags“. „In brennendem Zustand rief er noch Slogans, aber brach in kaum einer Minute zusammen“.
Gudrup schrieb unter dem Pseudonym „Schneeland-Jüngling“ und hinterließ, ehe er zu seinem feurigen Protest schritt, auf dem chinesischen Online-Netzwerk qq.com eine Abschiedsbotschaft mit dem Titel „Brüderliche Liebe“, in der er die Tibeter aufrief, angesichts der chinesischen Herrschaft in den tibetischen Gebieten, Eintracht und Mut zu bewahren.
„Meine Brüder und Schwestern, wenn wir über die Vergangenheit nachdenken, können wir nichts entdecken als Verlust, Wut, Seelenqual und Tränen“, schrieb er. „Ich bete, daß das kommende Jahr des Wasserdrachens euch gute Gesundheit, Erfolg und die Erfüllung eurer Sehnsucht bringen wird.“
„Wir müssen die Unterschiede sehen und dem Stolz auf uns selbst als einem Volk den Vorrang geben, selbst angesichts all des Verlustes und Leidens dürfen wir bei unseren Bemühungen um die Wahrung der Einheit niemals unseren Mut und unsere Zuversicht verlieren“.
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Selbstverbrennung Gudrubs (Bild: Woeser)
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Gudrup führte ein Blog und zwei seiner Einträge sind aufgetaucht, einer vom März 2012, als die Polizei in der Region Nagchu neun Tibeter wegen friedlicher Proteste festnahm.
In einem Beitrag beklagt Gudrup Tibets jüngste Vergangenheit und wünscht sich eine Zukunft der Einheit und Hoffnung. Er stellt fest, daß die Tibeter gegen ihren Glauben und gegen den Verlauf der Geschichte angehen müssen, wenn man sie zwingt, ihr spirituelles Oberhaupt zu diffamieren und die eigenständige Geschichte Tibets zu leugnen.
Quellen zufolge kam Gudrup 2005 nach Indien, wo er auf die Schule Sherab Gatsel Lobling für neu eingetroffene Flüchtlinge in Dharamsala ging. Nach seiner Rückkehr nach Tibet 2006 wurde er festgenommen, und später 2008 wieder freigelassen. Er wohnte im Dorf Kali im Unterdistrikt Shagchu von Driru, er war stets sehr interessiert an den politischen Entwicklungen bezüglich der Tibetfrage und ein begeisterter Leser von Büchern über die tibetische Geschichte.
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