China startet Verleumdungskampagne gegen die Mönche des Klosters Kirti
Nachdem vielerorts über den Abtransport von über 300 Mönchen aus dem Kloster Kirti berichtet wurde, gaben die staatlichen chinesischen Medien bekannt, daß die Mönche einer „Kampagne in Moralerziehung“ unterzogen würden. Sie haben es nämlich darauf abgesehen, den Ruf des Klosters Kirti und seiner Mönche zu schädigen.
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Mönche und Laien bei der Trauerfeier für Phuntsok, der sich im März in Flammen setzte
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Am 19. April hatte das chinesische Außenministerium noch mitgeteilt, die Lage in dem Kloster sei völlig normal. Augenzeugen berichteten indessen, daß das Kloster unter militärischer Belagerung stehe, die Mönche zeitweise sogar von der Nahrungsmittelzufuhr abgeschnitten, viele Mönche festgenommen und gefoltert worden seien, und eine rigorose Schulung in patriotischer Erziehung durchgeführt werde. Internationale Medien berichteten, daß der Bezirk Ngaba und eine Reihe von benachbarten Gegenden für ausländische Touristen gesperrt worden seien.
Die chinesische Regierung griff schon immer zu dem Mittel, Dissidenten und unliebsamen Personen, die die Herrschaft der kommunistischen Partei in Frage stellten, Wirtschaftsdelikte oder moralisch verwerfliches Verhalten zu unterstellen, um gegen sie vorgehen zu können. Schon früher wurden gegen tibetische Mönche und Lamas solche falschen Anschuldigungen erhoben, etwa während der sogenannten demokratischen Reformen ab 1959 und der Kulturrevolution (1966-1976).
Ausgehend von einer Mitteilung in der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua zitierte AFP am 22. April die Regierung der Präfektur Ngaba (chin. Aba), die beschlossen habe, die Mönche wegen „gewisser Probleme“ und „illegaler Aktivitäten“ im Kloster einer „Rechtserziehung“ zu unterziehen. In einem von der Lokalverwaltung herausgegebenen Rundschreiben wird präzisiert, daß „einige Mönche in dem Kloster Prostituierte aufgesucht, sich betrunken, Streit vom Zaum gebrochen und um Geld gespielt haben. Einige brachten sogar pornographische Videos in Umlauf“.
Die Bezirksverwaltung beschuldigte weiterhin „eine kleine Gruppe“ von Mönchen, schon seit längerer Zeit „die soziale Ordnung gestört“ zu haben; im März 2008, als es überall auf dem Hochland zu Unruhen kam, hätten einige den Pöbel zum Randalieren aufgehetzt. Diese Unterstellungen veröffentlichte die Bezirksregierung erst, nachdem es am Abend des 21. April Berichte gab, über 300 Mönche des Klosters Kirti seien an einen unbekannten Ort verbracht worden.
Ein Xinhua-Bericht vom 23. April brachte auch eine sorgfältig ausgearbeitete Version darüber, wie die Selbstverbrennung des jungen Mönches Phuntsog vorsätzlich geplant worden sei, um Unruhe in der Gegend zu stiften. Während Augenzeugen berichteten, daß der Tod des jungen Mönches eher den erbarmungslosen Schlägen der Polizei nach der Erstickung der Flammen zuzuschreiben sei, sagte Xinhua, daß die Mönche, die ihn gewaltsam dem Zugriff der Polizei entzogen, unter dem Verdacht eines Tötungsdelikts nach internationalem Recht stehen. Anfänglich wurde Phuntsoks Alter mit 20 Jahren angegeben, aber in der Xinhua-Meldung war er plötzlich nur 16 Jahre alt.
Der Xinhua-Bericht fügt sich in das Muster der proaktiven und dreisten Versuche der Behörden, die Darstellung eines Geschehens in den Medien zu entstellen, um die internationale Meinung irrezuführen.
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Trauerfeier für Phuntsok im Hof des Klosters Kirti
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Weitere Informationen zur Lage in Ngaba vom 29. April 2011
Verwandte fordern Freilassung der verhafteten Mönche, staatliche Medien geben irreführend Darstellung über den Tod von zwei älteren Tibetern.
Der Verbleib von über 300 Mönchen, die in der Nacht des 21. Aprils von den Sicherheitskräften verschleppt wurden, bleibt unbekannt.
Die Angehörigen der aus dem Kloster Kirti festgenommenen Mönche, die sich große Sorge um diese machen, weil sie nichts über ihren derzeitigen Zustand erfahren haben, versuchten bei der Präfekturverwaltung in Ngaba vorstellig zu werden.
Verwandte aus dem Distrikt Chigdril in der TAP Golog wollten am 29. April in Ngaba eine Beschwerde wegen der willkürlichen Festhaltung der Mönche einreichen und deren Freilassung fordern. Sie fuhren in etwa 20 Fahrzeugen nach Ngaba, doch unterwegs versperrten ihnen Sicherheitskräfte aus Ngaba, die in zehn großen Militärfahrzeugen angefahren kamen, den Weg, nahmen sie fest und überstellten sie der Polizei des Distrikts Chigdril.
Indessen erwähnten die staatlichen Medien in einer Nachricht, daß eine ältere Tibeterin gestorben sei, und wiesen Behauptungen, daß zwei Personen von der Polizei getötet worden seien, als unwahr zurück: „Eine 86jährige Viehhirtin aus der Tibetisch-Qiang Autonomen Präfektur Aba starb an einer Lungenkrankheit zu Hause“, heißt es dort.
Dieser offizielle Bericht fügt sich in die Reihe der widersprüchlichen Aussagen der Behörden, um die internationale Meinung über die Lage in der Gegend in die Irre zu führen und das harte Vorgehen der paramilitärischen Kräfte zu vertuschen.
Quellen aus dem Exil hatten hingegen am 22. April berichtet, daß der 60jährige Dongko und die 65jährige Sherkyi durch die heftigen Schläge der Polizei getötet wurden, als sie versuchten den Abtransport der Mönche zu verhindern. Außerdem hätten die Behörden nicht gestattet, daß Dongkos Körper für die letzten Riten in das Kloster gebracht wird. Ebensowenig durften die Mönche für die verstorbene Sherkyi die traditionellen Gebete durchführen.
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