29. Januar 2010 |
The Tibet Post International, http://www.tibetpost.net/
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Die Geschichte einer Augenzeugin der Demonstration vom März 2008 in KardzeDharamsala: Rigzin Dölma, eine Tibeterin aus der TAP Kardze (vormals die Region Kham), die bei den friedlichen Protestaktionen vom 18. März 2008 in Kardze* dabei war und kürzlich aus Tibet geflohen ist, berichtet über deren blutige Niederschlagung durch die Sicherheitskräfte. „Sie prügelten erbarmungslos auf die Leute ein und schlugen sie einfach tot. Ich sah es mit meinen eigenen Augen“, sagte Dölma. „Als wir demonstrierten, schossen die chinesischen Soldaten auf uns Tibeter, wobei viele umkamen; andere schlugen und folterten sie. Es war nicht zu fassen, wie sie die Menschen prügelten und töteten. Ich habe es selbst gesehen. Auf die fürchterlichen Schläge der Polizisten hin verlor ich das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Loch voller Schlamm und Wasser. Die Polizisten liefen über mich hinweg. Dann kroch ich irgendwie zu einem Fahrzeug, hinter dem ich mich versteckte. Ein mir bekannter Tibeter, der mich sah, warf sein Hemd über mich. Ich überlebte, indem ich mich von einem Haus zum nächsten begab und mich jeden Tag woanders verbarg, aber es war nicht einfach. An allen Straßen und Kreuzungen waren chinesische Militärposten stationiert. Freunde halfen mir, indem sie mich mit Nahrungsmitteln und Kleidern versorgten und mir ihr Baby auf den Rücken banden, so daß ich den Eindruck einer auf Reisen befindlichen Mutter machte. Bei der Takchu Dhabchak Brücke war auch ein Polizei-Kontrollpunkt. Sie verlangten glücklicherweise nicht meinen Ausweis, so daß ich über die Brücke auf die andere Seite des Flusses in die Dörfer Serchu und Wosang gelangen konnte. Als ich das Kloster Dzakhok erreichte, hörte ich, daß dort ein Mönch von den Sicherheitskräften durch Schüsse verletzt worden ist. Es schien mir daher nicht sicher, länger an diesem Ort zu bleiben und ich setzte meinen Weg fort. Über ein Jahr lang hielt ich mich in den Dörfern Rongpa Tsakha und Lingdhab versteckt. Die Namen der Familien und Dorfbewohner, die mir beistanden, kann ich natürlich nicht nennen, ich brächte sie dadurch in große Gefahr. Allmählich beruhigte sich die Lage ein wenig und ich plante heimlich meine Flucht. Am 10. Oktober 2009 kam ich in Lhasa an. Nachdem ich mich dort eine Woche lang verborgen gehalten hatte, gelang es mir, nach Nepal zu fliehen. Am 14. Januar 2010 erreichte ich schließlich Dharamsala. Als die friedlichen Proteste am 18. März 2008 begannen, stießen immer mehr Leute zu uns und wir riefen „Seine Heiligkeit der Dalai Lama muß nach Tibet zurückkehren!“, „Wir fordern die Minderheitenrechte und die Freilassung des Panchen Lama“. Alle Tibeter der Gegend machten mit, aber wie ich schon erzählte, war nach einer halben Stunde plötzlich die Militärpolizei da. Die Soldaten fielen über uns her und schossen wahllos in die Menge“. * Siehe Mitteilung des TCRHD vom 19.3.2008: „Wenigstens drei Tibeter wurden bei den Protesten in Kardze erschossen“
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