7. August 2010 |
The TibetPost International, http://www.thetibetpost.com
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Strenge Regeln für Internetzugang in Tibet - Populäre Blogs geschlossenDie neuen, diesen Monat in Kraft getretenen Reglementierungen zur Zensur des Internets reihen sich in die vielen Maßnahmen ein, mit denen China den Umfang und die Art der Informationen, die das tibetische Volk erhalten darf, zu kontrollieren und einzuschränken sucht. Sämtliche Computer für den öffentlichen Gebrauch in der Autonomen Region Tibet müssen bis Ende August eine neue Überwachungs-Software nach dem neuesten Stand der Technik installiert haben (1). Seit den Unruhen in Tibet im Jahr der Olympischen Spiele 2008 verschärfte die Regierung ihre Politik für die Nutzung des Internets dramatisch. Das sogenannte „System des richtigen Namens“ erfordert, daß jede Person ihren Personalausweis vorweist, ehe sie einen öffentlichen Computer bedienen darf. In Kombination mit der neuen obligatorischen Überwachungs-Software können die Behörden nun das Aufrufen aller Inhalte, die als politisch verdächtig gelten, zurückverfolgen und den Namen des Internetsünders ermitteln. Die Chinesen sind berüchtigt für die Konstruktion immer neuer Computer-Software, und sie gerieten schon mehrmals international wegen ihres Erfindungsreichtums bei der Entwicklung neuer Hackerangriffsmethoden in die Kritik. 2009 zum Beispiel berichteten kanadische IT-Experten, daß Computer, die fast ausschließlich in China beheimatet sind, ein elektronisches Hightech-Spionage-System, das Ghostnet, entwickelt haben, mit dem sie weltweit in die Akten und Dokumente von Regierungen und Hunderten von privaten Büros eindrangen. Forscher am Munk Center for International Studies der Universität von Toronto fanden heraus, daß in weniger als zwei Jahren 1.295 Computer in 103 Ländern infiltriert wurden, darunter auch solche in der indischen Botschaft in den USA und in den Büros des Dalai Lama in Indien. Die Forscher konnten zwar nicht mit absoluter Sicherheit sagen, daß die chinesische Regierung hinter dieser Spionagetätigkeit steckte, offensichtlich war jedoch, daß die Software aus China kam. Die chinesischen Behörden scheinen nun eine ähnlich hoch entwickelte Software einzusetzen, um die freie Meinungsäußerung der Tibeter zu unterdrücken. Besonders Blog-Webseiten, auf denen die Tibeter offen ihre Meinung vertraten und sich mit anderen über diverse Themen austauschen konnten, wurden in den letzten Jahren systematisch geschlossen. Ein Beispiel hierfür ist Dolkar Tso, die Frau des kürzlich ins Gefängnis geworfenen und hoch angesehenen tibetischen Umweltaktivisten Karma Samdrup, die erleben mußte, wie in den letzten vier Wochen fünf ihrer Blogs geschlossen wurden. Dolkar schrieb ihr erstes Blog „Die Geschichte hinter den himmlischen Steinen“ am 2. Juni 2010, kurz nachdem Karma Samdrups Gerichtsverhandlung verschobenen worden war. Bereits am nächsten Tag war das Blog verschwunden. Dolkar versuchte es immer wieder mit neuen Blogs, die alle innerhalb von Tagen geschlossen wurden. Sie schrieb eines, als der Prozeß wieder aufgenommen wurde, ein weiteres nach der Verurteilung ihres Gatten (2) und noch eines an dem Tag, an dem auch Karma Samdrups ältester Bruder verurteilt wurde. Ihr letztes Blog erschien am 6. Juli (3). Das von Dolkar in Netz gestellte Material war den strengen Blicken der KPCh eindeutig unerwünscht. Reporter ohne Grenzen berichteten zudem, daß zwei Blogs der berühmten tibetischen Dichterin Woeser zensiert worden seien. Diese Blogs, die Gedichte und Essays über tibetische Kultur enthielten und bei Studenten, die nach ihrer Ausbildung in China ihre Bande zu Tibet wieder aufleben lassen wollten, sehr beliebt waren, wurden von den Anbietern der Seiten auf Befehl von oben geschlossen. Himalayanfontblog war ein weiteres bei Autoren und Aktivisten geschätztes Blog, das von vielen als eine Brücke zwischen Tibet und der Exilgemeinschaft angesehen wurde. Nach einer anfänglichen vorübergehenden Schließung im Januar ist es nun gänzlich unzugänglich. Der Autor kündigte die Beendigung auf einer anderen Website an: „Wegen unvorhergesehener Ereignisse sah ich mich gezwungen, mein Blog zu beenden. Wir empfehlen dringend allen Bloggern und Schriftstellern, ein Backup von Artikeln und wichtigen Dokumenten zu machen“. (1) 5. August 2010, „Neue Regeln schränken den Internetzugang in Tibet drastisch ein“, (2) „Dolkar Tso, Karma Samdrups Frau, appelliert an die Regierung“, (3) „Going Home“ |