China zieht die Sicherheitsschraube vor dem Nationalfeiertag an
In Anbetracht des bevorstehenden Nationalfeiertags am 1. Oktober hat China die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft und ausländischen Touristen die Einreise nach Tibet verboten. Außerdem sehen sich ausländische Medien in China diversen Attacken ausgesetzt.
Die Überwachungsmaßnahmen in Tibet wurden schon in den letzten Wochen verschärft, Tausende von zusätzlichen Polizisten patrouillieren nun im Vorfeld zu den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China durch die Straßen. Am 1. Oktober wird es eine große Militärparade, Feuerwerke und Massenauftritte auf dem Tiananmen Platz geben.
„Ausländischen Touristen werden vom 24. September bis 8. Oktober keine Genehmigungen zur Einreise nach Tibet ausgestellt werden. Wer bereits in Tibet ist, darf bleiben“, sagte Tan Lin, eine chinesische Angestellte des staatlichen Tourismusbüros von Lhasa.
Die offiziellen Medien berichteten am Montag, daß während der großen Parade keine Flugzeuge vom Flugplatz Peking aus starten dürften, während dem Einzelhandel untersagt wurde, Küchenmesser zu verkaufen, nachdem es in der Nähe des Platzes zu Messerstechereien gekommen war.
Außerdem wurden in den letzten Wochen Attacken auf ausländische Medien und Journalisten in China verübt. Drei Journalisten von der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo wurden vergangenen Freitag in ihrem Hotelzimmer verhauen und ihre Computer zerschlagen. Es gab eine Angriffswelle im Internet, bei der mehrere ausländische Medien durch Emails bombardiert wurden, die gefährliche Computer-Software enthielten. Während Spam-Mails und Viren nichts Außergewöhnliches sind, sollen bei den neuerlichen Attacken ausländische Reporter verlockt werden, infizierte Anhänge zu öffnen.
„Wir können definitiv ein wiederkehrendes Muster von Viren-Attacken im Vorfeld zu wichtigen Daten im chinesischen politischen Kalender erkennen“, äußerte Nicholas Bequelin von Human Rights Watch in Hongkong Reuters gegenüber. Er fügte hinzu, daß NGOs auch beliebte Zielscheiben für solche Attacken seien. „Ob die Regierung dahintersteckt, ob sie ihre Augen einfach zudrückt, ob sie diese Aktivitäten bewußt unterstützt oder gar nichts damit zu tun hat, ist unklar. Es gibt auch patriotische Hacker, weshalb man nicht sicher sagen kann, wer dahintersteckt.“
China hat schon in der Vergangenheit Tibet für ausländischen Touristen gesperrt, besonders nach der gewalttätigen Niederschlagung der Demonstrationen im März 2008. Auch im März dieses Jahres wurden ausländische Journalisten ausgeschlossen, als die Tibeter im Exil den 50. Jahrestag des Volksaufstandes von 1959 begingen. Eine Flut von Email-Attacken gab es außerdem vor den Olympischen Spielen im letzten Jahr.
Seit März 2008, als die chinesischen bewaffneten Sicherheitskräfte überall mit tödlicher Gewalt gegen die Tibeter vorgingen, kamen über 220 Tibeter ums Leben, 1.294 wurden verletzt und 290 zu Haftstrafen verurteilt, während 5.600 festgenommen wurden und 1.000 einfach „verschwanden“. Die Aufstockung der Sicherheitskräfte und neu veröffentlichte Fahndungslisten machen den Tibetern das Leben immer unerträglicher. Chinas Menschenrechtsverletzungen werden durch die staatliche Propaganda verschleiert. Ausländische Journalisten haben fast keinen Zutritt mehr zu Tibet.
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