22. Mai 2009
The Tibet Post International
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Madhu Gonpo erzählt: „Wir waren die Anführer einer friedlichen Demonstration in Kardze“

Vier neu eingetroffene Flüchtlinge aus Tibet, die an dem Aufstand vom vergangenen März beteiligt waren, sprachen bei einer Pressekonferenz, die von dem Department of Information and International Relations der Tibetischen Zentralverwaltung in Dharamsala organisiert wurde. Es folgen die Aussagen von Madhu Gonpo.

„Mein Name ist Madhu Gonpo. Ich wurde 1968 im Dorf Kadhok, Gemeinde Se-ngo, Bezirk Kardze, in Osttibet als Sohn von Gelu und Lobsang Tso geboren. Im Alter von 19 Jahren heiratete ich Dolma Lhatso aus dem Dorf Madhu und wir bekamen einen Sohn und zwei Töchter: Nyima Dakpa, Tsewang Dolma und Tenzin Dolkar. Sie sind alle noch in der Ausbildung, aber werden bald ihren Abschluß machen. Ich bin Geschäftsmann, aber als Buddhist sind die drei Juwelen „Buddha, Dharma und Sangha“ meine Zuflucht. Ich diene treu meiner buddhistischen Religion und bin gleichzeitig auch politisch und sozial aktiv. In der Hoffnung, zur Linderung der Schwierigkeiten, denen sich Seine Heiligkeit der Dalai Lama gegenüber sieht, beizutragen, organisierte ich 2001 in meinem Dorf religiöse Belehrungen und die Durchführung buddhistischer Rituale für sein langes Leben.

Mönch Tsering Gyurmey und Madhu Gonpo in Dharamsala

Aus nach wie vor ungeklärten Gründen verhafteten die chinesischen Behörden eine Anzahl hochangesehener tibetischer Gelehrter und religiöser Würdenträger und schlachteten sogar einige von ihnen ab. Als ich 1999 das erste Mal von der willkürlichen Verhaftung des Geshe Sonam Phuntsokerfuhr, schwang ich mich auf mein Motorrad und fuhr los, um die Nachricht zu verbreiten. Mehrere meiner Freunde wurden in der Folge zu zwei oder drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Am 10. März 2008 fand kurz nach Mittag im Bezirk Kardze eine friedliche Demonstration statt. Ngoe-ga, ich selbst und zehn weitere Tibeter führten sie an. Bald war die bewaffnete chinesische Polizei zur Stelle, die auf die etwa 3000 tibetischen Demonstranten mit scharfer Munition schoß und auch Elektroschlagstöcke einsetze. Aus dem Demonstrationszug wurde ein Blutbad. Zahlreiche verletzte Demonstranten konnten sich der Verhaftung vorerst entziehen, aber am 7. Mai veröffentlichten die Sicherheitsabteilungen der Präfektur Kardz, und der Bezirke Kardze, Drakgo und Serthar eine Fahndungsliste, auf der 36 Personen wegen Gefährdung der Staatssicherheit und der politischen Stabilität, Verletzung der Sicherheitsvorschriften und Beschädigung von Privateigentum gesucht wurden.

Von diesen 36 Personen stammen sechs aus dem Bezirk Kardze: Tsering Gyurme, Tsering Nadme, Bhumoshou Menmen, Tsetan Phuntsok, Tashi Namgyal, Kalsang und ich selbst. Am 18. März 2009 gab die Sicherheitsabteilung des Bezirks Kardze einen Haftbefehl heraus für mich, für Tsetan Phuntsok aus dem Kloster Kardze sowie für Tsering Gyurme und Bhumoshou Menmen aus dem Kloster Kardze Tsitsang. Für Informationen, die zu unserer Ergreifung führen würden, setzten die Behörden eine Belohnung von 15-20.000 Yuan aus, und das wurde über alle regionalen Medien verbreitet.

Da wurde uns klar, daß unser Leben auf dem Spiel stand, wir flohen in die Berge und suchten Unterschlupf bei Nomadenfamilien. Während wir uns dort versteckt hielten, erfuhren wir, daß sich die Menschen aus meiner Heimatgemeinde trotz intensiver Mißhandlungen und Unterdrückung weigerten, das tibetische Neujahr (Losar) zu feiern und ihre Felder zu bestellen. Die Regierung verlegte daraufhin noch mehr Militär in den Bezirk: Es kamen 300 Lastwagen voller Soldaten. Die tibetischen Dorfbewohner des Bezirks wurden misshandelt und verhaftet. Mein Freund Ngoe-ga wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und Lhakpa Tsering aus dem Dorf Dzakhog zu sieben Jahren. Apha Jamyang aus dem Dorf Chokri, Pema Dechen aus dem Dorf Tsoshi, Loyang aus dem Dorf Arura, Chime Gonpo aus dem Dorf Drukhang, Sangpo aus dem Dorf Tsangkha, Tashi Palden aus dem Dorf Wosang, Loga aus dem Dorf Tachudha, sowie Gonpo Gyaltsen aus dem Dorf Drukhang wurden jeweils zu drei Jahren Haft verurteilt.

Die ehemaligen Demonstranten Jamdho und Tenpa hatten sich über ein Jahr versteckt gehalten, aber im April 2009 wurden sie schließlich gefaßt. Es liegen keine Informationen über ihre gegenwärtige Lage oder die genauen Umstände ihrer Verhaftung vor. Dhonden, Bhumoshou Menmen, Tsering Dorjee, Nangsal Wangden, Namgyal und andere setzten sich ab, als sie von deren Verhaftung erfuhren. Auch ich verließ meine Heimat im März ging nach Lhasa, wo ich für 13.000 Yuan einen Wegführer anheuerte, der mir die Flucht nach Indien ermöglichte. Am 11. Mai 2009 traf ich im Aufnahmelager für tibetische Flüchtlinge in Nepal ein.

Die friedlichen Demonstranten hatten Parolen gerufen wie „In Tibet gibt es keine Menschenrechte“, „Tibet verdient Unabhängigkeit“, „Bringt Seine Heiligkeit zurück ins Schneeland“, „Sofortige Freilassung des Panchen Lama und der tibetischen politischen Gefangenen“ und „Ein langes Leben für den Dalai Lama und den Panchen Lama“.

Am 18. März kam es im Bezirk Kardze zu einer gewaltlosen Demonstration. Die Teilnehmer verteilten Flugblätter mit der Aufschrift. „Free Tibet“. Innerhalb von zehn Minuten wurden die Demonstranten von Soldaten umstellt. Die Behörden filmten die Anführer der Protestaktion und ergriffen Maßnahmen zur Auflösung der Demonstration. Sie schossen sogar mit scharfer Munition. Unter den Verwundeten waren Ngoe-ga, Jamyang, Pema Dechen und Tsetan Phuntsok. Einigen meiner Freunde und mir selbst gelang es, der Verhaftung entgehen.

Ich möchte mit einem Gebet für ein langes Leben unseres geistlichen Oberhaupts, Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, schließen. Ich hoffe, daß die tibetische Frage bald gelöst wird und Seine Heiligkeit noch zu seinen Lebzeiten zu seinem rechtmäßigen Wohnsitz, den Potala-Palast, zurückkehren kann.“