12. November 2009 |
Tibetan Review, http://www.tibetanreview.net
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Tibetischem Filmemacher wird hinter verschlossenen Türen der Prozess gemachtWie Reporter ohne Grenzen (RSF) am 10. November mitteilten, hat in der Hauptstadt der Provinz Qinghai, Xining, die Gerichtsverhandlung gegen den tibetischen Filmemacher Dhondup Wangchen begonnen. Wie die Anklage gegen ihn genau lautet, bleibt im Dunkeln. Die Behörden hatten dem von ihm beauftragten Anwalt Li Dunyong aus Peking seine Vertretung verweigert (1). Nun, da die Verhandlung hinter verschlossenen Türen stattfindet, bestehen ernste Bedenken bezüglich ihrer Fairneß. „Wenn man bedenkt, daß es sein einziges sogenanntes Verbrechen war, daß er Tibeter zu Zwecken eines Dokumentarfilms interviewte, sollte er unverzüglich freigelassen werden“, erklärte RSF. „Ein Gefängnisurteil wäre ein Hohn auf den Geist der Offenheit, der 2008, im Jahr der Olympischen Spiele wiederholt zugesagt wurde“. In dem Bericht von RSF heißt es, Dhondup habe in einem Brief, den er vom Gefängnis aus an seinen Cousin in der Schweiz schrieb, von der Gerichtsverhandlung gesprochen. „Mein Prozeß hat begonnen. Ich kann Euch leider nichts Gutes mitteilen. Man weiß nicht, wie das Urteil ausfallen wird“, soll er geschrieben haben. Weiterhin sagt er, er habe sich, was den Prozeß betrifft, in sein Schicksal gefügt, mache sich jedoch große Sorgen darüber, daß er, sollte er zu langen Jahren Gefängnis verurteilt werden, seinen alten Eltern nicht mehr beistehen könne, wie es sich für einen fürsorglichen Sohn gehört. Dhondups Anwalt Li Dunyong, der gezwungen wurde, den Fall niederzulegen, hatte zuvor berichtet, daß er seinen Mandanten einige Male getroffen habe, wobei dieser ihm erzählt habe, daß er gefoltert wurde und an Hepatitis B leide. Aus den 40 Stunden Filmmaterial und den 108 Interviews, wurde der 25minütige Dokumentarfilm „Leaving Fear Behind“ (2) erstellt, der einer ungeschminkten Anklage gegen die chinesische Regierung gleichkommt. Obwohl sie die Wahl hatten, ihre Identität zu verbergen, sprachen die meisten der Interviewten unverhüllt und brachten freimütig ihre Liebe zum Dalai Lama sowie ihre Abneidung gegen die chinesischen Immigranten, die die Region überschwemmen, zum Ausdruck. Die Interviews, die Dhondup in Tibet zusammen mit einem Mönch filmte, wurden zu einem Dokumentarfilm zusammengestellt, der erstmals während der Olympiade im August 2008 in Peking einem ausgewählten Publikum vorgeführt wurde. Außerdem wurde er an vielen anderen Orten der Erde gezeigt, so auch in kleinerem Rahmen beim UN-Menschenrechtsrat in Genf. Dhondup Wangchen schien sich bewußt zu sein, daß sein Filmprojekt ihn hinter Gitter bringen könnte. Kurz bevor er mit den Aufnahmen begann, schickte er seine Frau und seine vier Kinder nach Indien, wo sie nun bei seinen Eltern wohnen (3). In einem Interview aus Dharamsala, wo sie in einer Bäckerei arbeitet, sagte Wangchens Frau Lhamo Tso, sie fürchte, daß sie ihn viele lange Jahre lang nicht mehr sehen könnte. „Als Ehefrau, bis ich sehr betrübt, ohne den Menschen zu sein, den ich so sehr liebe“, sagte sie. „Aber gleichzeitig bin ich stolz auf ihn, daß er einen so mutigen Entschluß faßte und denjenigen eine Stimme gab, die keine haben“. (1) 18. Jul 2009: „Tibetischem Filmemacher wird Anwalt seiner Wahl verweigert“, (2) Wer den Film noch nicht gesehen hat, hier ist er (3) 21. Juli 2009: „Dhondup Wangchens Frau kämpft um die Freilassung ihres Mannes“ Bei Students for a Free Tibet gibt es Vorschläge, wie man für Dhondup Wangchen tätig werden kann, man kann zwei Online-Petitionen ausführen, sowie einen chinesischen Brief herunterladen und diesen an den chinesischen Justizminister sowie die Provinzregierung von Qinghai senden Wir haben außerdem fertige Appellpostkarten zu diesem Fall. |