13. September 2008
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Trostlose Zukunft für Tibeter ohne Ausweise in Nepal

Kathmandu/Pokhara - Eine ansehnliche Zahl von Tibetern der zweiten Generation, die in Nepal geboren und aufgewachsen sind, sind in großer Sorge um ihre Zukunft, weil die Regierung plant, all diejenigen, die keine gültigen Flüchtlingsausweise haben, nach Indien abzuschieben.

Der 23jährige Tsering Tashi ist einer dieser unglücklichen Gesellschaft. Die Entscheidung ist Resultat des kürzlich erfolgten Treffens zwischen dem nepalesischen Innenminister und dem chinesischen Botschafter. „Ich habe keinen von der Regierung Nepals ausgestellten tibetischen Flüchtlingsausweis. Ich werde nun vermutlich nach Indien ausgewiesen“, sagte der sichtbar aufgeregte Tashi bei einem Interview mit den UNHCR heute in Kathmandu.

Tashi gehörte zu den 22 tibetischen Aktivisten, die zur Feststellung ihres Status in das vom UNHCR finanzierte Tibetische Flüchtlingszentrum (TRC) in Swayambhu in Kathmandu gebracht wurden. Insgesamt werden die Papiere von 132 tibetischen Aktivisten, die seit dem 9. September festgenommen wurden, vom UNHCR geprüft. Nur diejenigen, die von der Regierung ausgestellte Flüchtlingsausweise (Registration Certificate = RC) oder die nepalesische Staatsangehörigkeit besitzen, dürfen nach Hause gehen.

Tibeter ohne den notwendigen legalen Status werden nach Indien abgeschoben. Tibeter, die vor 1989 in Nepal eintrafen sowie ihre Nachkommen können einen RC bekommen, der sie berechtigt, mit eingeschränkten Rechten in Nepal zu wohnen. Nepal hat die Ausstellung dieser Flüchtlingszertifikate jedoch sehr zögerlich gehandhabt, und Tausende von Tibetern, die ein Anrecht darauf haben, warten schon seit Jahren vergeblich auf die Ausweise.

„Ich bin ein tibetischer Flüchtling, der hier geboren wurde und hier aufwuchs. Aber ich habe keinen Ausweis wie der Rest meiner Familie. Obwohl meine Schwester und ich längst einen solchen beantragten, wurde er mir nicht ausgestellt“, sagte Tashi auf Nepali. Im TRC herrscht eine Atmosphäre der Verunsicherung.

„Es ist nicht so, daß wir einfach nach Indien abgeschoben würden. Die Interviewer wiesen darauf hin, daß den nepalesischen Gesetzen zufolge denjenigen ohne Ausweise eine 10jährige Gefängnisstrafe drohen könnte. Sie könnten sogar an die chinesischen Behörden überführt werden“, fügte ein Mitarbeiter des TRC hinzu. Übrigens stellt die nepalesische Regierung schon über zehn Jahre lang den tibetischen Flüchtlingen keine Ausweise mehr aus.

„Der Beschluß, die tibetischen Flüchtlinge nach Indien abzuschieben, erfolgte völlig abrupt. Was soll ich in meinem Alter in Indien tun, wo doch meine ganze Familie hier lebt?“, fragte Dawa Lama, der mit einer Nepalesin verheiratet ist.

Die Flüchtlinge in den diversen Siedlungen in den Distrikten Kaski und Tanahun (Gegend von Pokhara) sind total fertig über diese Entscheidung der Regierung. Etwa 2.500 Flüchtlinge wohnen in vier Camps, nämlich in Chorepatan, Hemja und Prithvi Chowk im Distrikt Kaski und in Dulegauda im Distrikt Tanahun.

Sie sind sehr aufgebracht über das harte Vorgehen der Regierung gegen sie. „Das Innenministerium hat uns die vergangenen 13 Jahre lang keine Ausweise ausgestellt. Mindestens 30% von uns sind nicht im Besitz dieses so überaus wichtigen Zertifikats“, sagte der Flüchtling Sonam Sangpo.

Der Chief District Officer (Landrat) des Distrikts Kaski, Prasad Singh, schob Hilflosigkeit vor. „Die Verwaltung hier kann keine Ausweise ausstellen, solange das Innenministerium uns keine diesbezügliche Anweisung erteilt. Jedoch wurde bei uns keiner eingesperrt, nur weil er für sich Freiheit für Tibet engagiert“.

Einer zurückhaltenden Schätzung zufolge befinden sich um die 20.000 Tibeter in den elf über das Land verstreuten Flüchtlingssiedlungen - diese Zahl wurde aber vor 15 Jahren ermittelt!