12. Januar 2007

World Tibet News

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Laut HRW droht den Tibetern durch die Eisenbahn eine noch viel schlimmere Marginalisierung

Wie die in New York ansässige Organisation Human Rights Watch (HRW) berichtet, vermehrte die Eröffnung der Eisenbahnlinie nach Lhasa im Juli 2006 „die Sorgen der Tibeter, daß sie nicht mehr in der Lage sein werden, mit dem auf sie zukommenden Zustrom han-chinesischer Zuwanderer wirtschaftlich zu konkurrieren“.

Im Globalbericht 2007 von HRW, der am 11. Januar 2007 veröffentlicht wurde, sind nur einige der neueren Entwicklungen in Tibet knapp erwähnt. Im allgemeinen heißt es darin, daß „China sich rückwärts bewegt“.

Der Geschäftsführer von HRW, Kenneth Roth, tadelte China dafür, daß es Länder unterstütze, in denen die Menschenrechte verletzt werden: "Wir hätten gehofft, daß ein Land, das sich so sehr um das Symbol des internationalen Fair Play und der Zusammenarbeit, nämlich die Olympischen Spiele, bemüht hat, nicht auf die internationale Solidarität verzichten wollen würde, wenn diese den Opfern der tyrannischen Partner gilt."

Der Bericht beinhaltet die Ergebnisse der Recherchen zur Entwicklung der Menschenrechte im Jahr 2006 und stützt sich dabei auf Geschehnisse in über 75 Ländern von Jahresanfang bis Mitte November. Es handelt sich dabei um den 17. Jahresrückblick von HRW über die Art und Weise, wie rings um den Erdball mit den Menschenrechten umgegangen wird. Hier folgt der Tibet betreffende Teil des Berichts in ungekürzter Form. Der ganze Globalbericht kann auf der Website von HRW eingesehen werden.

Tibet

Die chinesische Regierung sieht in dem seit 1959 im Exil lebenden Dalai Lama den Dreh- und Angelpunkt für das Streben der Tibeter nach der Loslösung ihres Landes von China, wobei ihrer Meinung nach der tibetische Buddhismus dessen Bestrebungen begünstige.

Angebliche "Separatisten", bei denen es sich häufig um Mönche und Nonnen handelt, werden routinemäßig inhaftiert. Im Januar 2006 wurde der tibetische Mönch Gendun wegen seiner persönlichen Meinung, die er in seinen Vorlesungen über tibetische Geschichte und Kultur zum Ausdruck brachte, zu vier Jahren Haft verurteilt. Im Juni 2006 wurden fünf Tibeter, darunter zwei Nonnen, verhaftet, weil sie Flugblätter gedruckt und verteilt hatten, in denen die Unabhängigkeit Tibets gefordert wurde. Im Juli wurde der Mönch Namkha Gyaltsen wegen seines Engagements für die Unabhängigkeit zu acht Jahren Haft verurteilt, und im August nahm die Bewaffnete Volkspolizei den Abt Khenpo Jinpa fest. Im September wurde der Mönch Lobsang Palden der "Aufhetzung zu separatistischen Aktivitäten" beschuldigt.

Am 30. September eröffnete die Bewaffnete Volkspolizei das Feuer auf eine Gruppe von tibetischen Flüchtlingen, die sich anschickten, die Grenze nach Nepal zu überqueren. Dabei wurden die 17 Jahre alte Nonne Kelsang Namtso und möglicherweise noch weitere Personen getötet. Die restlichen Mitglieder der Gruppe konnten fliehen; Augenzeugen berichteten, sie hätten beobachtet, wie die chinesischen Soldaten etwa 10 Kinder durch ein in der Nähe befindliches Bergsteigerlager trieben. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua behauptete, die Soldaten wären "gezwungen gewesen, zu ihrer Selbstverteidigung zu handeln", aber es liegt ein Videofilm vor, der zeigt, wie die Soldaten aus einer gewissen Entfernung ohne Hast ihre Maschinengewehre auf eine Reihe Menschen anlegen, die sich hintereinander durch den schweren Schnee kämpfen, und dann auf sie schießen.

Trotz aller Pläne für die wirtschaftliche Entwicklung der tibetischen Regionen hat die Eröffnung der Qinghai-Lhasa-Eisenbahn im Juli 2006 bei den Tibetern große Besorgnis hervorgerufen, denn sie fürchten, daß sie nicht in der Lage sein werden, dem wirtschaftlichen Wettbewerb mit den zu erwartenden chinesischen Zuwanderern standhalten zu können.