Unterdrückung der Religionsfreiheit in Tibet hält unvermindert an
Die Bestrebungen der chinesischen Regierung, die Reinkarnationen der tibetischen religiösen Würdenträger zu regulieren, stellen einen weiteren Akt der Kontrolle über das tibetische Volk dar und sind ein massiver Angriff auf die Religions- und Glaubensfreiheit, erklärte Freedom House am 16. August 2007.
Das chinesische Staatsbüro für religiöse Angelegenheiten veröffentlichte auf seiner Website ein neues Regelwerk, das verlangt, Reinkarnationen von „lebenden Buddhas“ (tibetischen Mönchen höchsten Ranges) müßten künftig von den chinesischen Behörden gebilligt werden. Offensichtlich mit Blick auf den gegenwärtigen Dalai Lama, der in Nordindien im Exil lebt, untersagen die Vorschriften ausdrücklich die Anerkennung „lebender Buddhas“ durch Mönche, deren Wohnsitz sich nicht in China befindet. Das neue Regelwerk wird am 1. September in Kraft treten.
„Die neuen Vorschriften der chinesischen Regierung verletzen massiv die grundlegenden Prinzipien der Religionsfreiheit“, erklärte Jennifer Windsor, die Vorsitzende von Freedom House. „Die Ernennung von religiösen Würdenträgern sollte ausnahmslos der religionseigenen Hierarchie obliegen und außerhalb der Einflußsphäre des Staates stehen."
Schon seit langem fordert die chinesische Regierung das letzte Wort bei der Ernennung der höchsten Würdenträger im tibetischen Buddhismus. 1995 benannten der Dalai Lama und die chinesischen Behörden zwei verschiedene Knaben als Wiedergeburten des 1989 verstorbenen 10. Panchen Lama. In der tibetischen religiösen Hierarchie ist der Panchen Lama der zweithöchste Würdenträger nach dem Dalai Lama. Er ist es auch, der nach dem Tode des gegenwärtigen Dalai Lama, der bereits 72 Jahre alt ist, dessen Nachfolger identifizieren wird. Mit anderen Worten: Peking könnte die Auswahl des 15. Dalai Lama bestimmen.
„China geht bei der Unterdrückung der Tibeter und ebenso bei der seines eigenen Volkes ausgesprochen strategisch vor", sagte die Direktorin der Rechtsabteilung von Freedom House, Paula Schriefer. „Die chinesischen Behörden sind höchst interessiert, bei der Auswahl der tibetischen spirituellen Würdenträger ein Wort mitzureden, da diese bei den Gläubigen ein immens hohes Ansehen genießen."
Die Religionsfreiheit in Tibet wird von der chinesischen Regierung massiv eingeschränkt. Manche religiösen Praktiken werden toleriert, während andere, die man als Vehikel für politischen Dissens oder die Forderung nach der Unabhängigkeit Tibets betrachtet, gewaltsam unterdrückt werden. Der Besitz von Portraits des Dalai Lama kann mit Gefängnis bestraft werden. Das Büro für religiöse Angelegenheiten kontrolliert und bestimmt nach wie vor, wer in Tibet Buddhismus studieren darf. Nur Anwärter, die eine Erklärung unterzeichnen, in der sie Unabhängigkeit für Tibet verwerfen, die chinesische Regierung ihrer Loyalität versichern und den Dalai Lama denunzieren, dürfen Mönche werden.
Freedom House setzt sich schon seit vielen Jahren für die Freiheit der Tibeter ein. Als die US-Regierung im Jahr 1979 die Aufnahme formaler Beziehungen mit dem Dalai Lama ablehnte, weil sie fürchtete, China zu verärgern, war es Freedom House, das den ersten Besuch Seiner Heiligkeit in den USA arrangierte. Im Verlauf einer späteren USA-Reise im Jahr 1991 wurde der Dalai Lama mit dem Freiheitspreis von Freedom House ausgezeichnet.
Im Jahresbericht 2007 von Freedom House mit dem Titel: "Freedom in the World" wird Tibet bei den politischen Rechten und den bürgerlichen Freiheiten in der Rubrik „nicht frei“ aufgeführt. In beiden Sparten wurde Tibet auf einer Skala von 1 bis 7 mit der niedrigsten Einstufung „7" bewertet.
Freedom House, eine unabhängige nichtstaatliche Organisation, die sich für die Förderung von Freiheit in der Welt einsetzt, beobachtet seit 1972 die Entwicklung von politischen Rechten und bürgerlichen Freiheiten in der ganzen Welt.
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