Hintergrundinformationen zu Tashi Phuntsog und Tserang Dondrup
Tashi Phuntsog, Anfang vierzig, gehörte seit Jahren zu den höheren Mönchen im Kloster Kham Nalendra Thegchen Jangchub Choeling und war ein enger Vertrauter von Tenzin Delek. Zur Zeit seiner Festnahme am 17. April 20002, zehn Tage nach der Verhaftung Tenzin Deleks, lag er gerade wegen Tuberkulose im Krankenhaus. Wie verlautet, verbüßt er eine siebenjährige Haftstrafe. Unbestätigten Berichten zufolge soll im April 2003, ein Jahr nach seiner Verhaftung, wegen "Unterstützung" von Tenzin Delek eine Verhandlung gegen ihn stattgefunden haben, wonach er in das Distriktgefängnis von Dartsedo (chinesisch: Kangding) kam.
Einem Bericht aus seiner Region zufolge sollen ihn Sicherheitsleute sechs Tage nach seiner Verhaftung in Handschellen zurück in sein Kloster gebracht haben. Die Sicherheitsbeamten hätten während dieses Besuchs ein gestelltes Video von seiner Festnahme aufgenommen.
Mönche, die Tashi Phuntsog kannten, berichten, daß er Tenzin Deleks "rechte Hand" war. Zusätzlich zu seiner Mithilfe beim Bau von Klöstern, Waisenhäusern, Schulen und Altenheimen arbeitete er bei Fragen der Umweltzerstörung, wie z. B. der massiven illegalen Abholzung und dem Abbau von Bodenschätzen eng mit Tenzin Delek zusammen. Tenzin Delek hatte versucht, derartige Aktivitäten in seiner Heimat zu stoppen oder wenigstens zu begrenzen. Tashi Phuntsog war an der Sammlung von schätzungsweise 40.000 Unterschriften unter eine Petition beteiligt, die Tenzin Delek und seine Arbeit verteidigte. Anfang 2001 wurde diese Petition den chinesischen Behörden übergeben.
Nach Berichten aus der Gegend verbüßte Tserang Dondrup (auch bekannt als Jortse), ein früheres Mitglied der kommunistischen Partei Chinas und Ortsvorsteher in Ortok, Gemeinde Horlong, eine fünfjährige Gefängnisstrafe. Er ist Ende sechzig oder Anfang siebzig. Er war einer der Hauptorganisatoren der Petition zugunsten von Tenzin Delek im Jahr 2000 und hat Tenzin Delek in seinen erzieherischen, religiösen und umweltpolitischen Anstrengungen in den Distrikten Lithang und Nyagchuka aktiv unterstützt. Wie verlautet, wurde er in seinem Prozeß beschuldigt "das Volk betrogen" und zur Unterstützung von Tenzin Delek "verführt" zu haben.
Dondrups Prozeß fand irgendwann zwischen Juni und November 2002 statt, wahrscheinlich im Distrikt Nyagchuka. Man weiß, daß er ursprünglich im örtlichen Haftzentrum festgehalten wurde und daß ein Versuch, ihn in eine Anstalt zu verlegen, die im Gefängnisnetz der TAP Karze unter dem Namen Rangakha bekannt ist, scheitert, weil das Gefängnis auf Grund seiner gesundheitlichen Konstitution und seines Alters die Aufnahme verweigerte.
Einem Bericht zufolge wurde Tserang Dondrup im Juni 2002 verhaftet. Als er aus seinem Haus trat, um einen höheren Beamten zu begrüßen, wurde er sofort von bewaffneten Polizisten ergriffen. Als seine Frau und sein Enkel versuchten, die Festnahme zu verhindern, reagierte die Polizei mit Gewalt und stieß beide zu Boden. Das Haus wurde durchwühlt und ein Bild des Dalai Lama zertrümmert. Bei dieser Durchsuchung von Tserang Dondrups Haus nahm die Polizei auch Fotos mit, die er in Chengdu und Peking aufgenommen hatte, als die Petition den Funktionären der Zentralregierung übergeben wurde. Einige Tage nach diesem Vorfall wurde Tserang Dondrup bei einer öffentlichen Versammlung in Ortok aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Außerdem wurden andere Parteimitglieder davor gewarnt, ihm nachzueifern.
Human Rights Watch glaubt, daß seit 2002 mindestens dreizehn weitere Tibeter wegen friedlicher politischer Aktivitäten, die vom internationalen Recht gedeckt werden, verhaftet wurden. Drei davon, alle Mönche höheren Rangs, verbüßten einjährige Verwaltungsstrafen zur Umerziehung durch Arbeit, weil sie sich angeblich "spalterischen Aktivitäten" hingegeben hatten. Andere wurden für Zeiträume zwischen einigen Tagen und Wochen inhaftiert, weil sie versucht hatten, Neuigkeiten und Einzelheiten bezüglich der Verhaftungen, der gerichtlichen Schritte, der Behandlung, der Identität und des Verbleibs der Inhaftierten weiterzugeben. Andere scheinen einfach auf Grund ihrer langen Verbundenheit zu Tenzin Delek festgenommen worden zu sein.