6. Mai 2008

Tibetan Solidarity Comitee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Das Massaker an der tibetischen Bevölkerung geht weiter

Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, zeigte der Tibeter Akar Tashi, der aus der Gemeinde Lhathok Yuchu im Bezirk Chamdo (chin. Qamdo), TAR, stammte, selten gekannten Widerstand gegen die Willkür der Behörden, was ihn das Leben kostete. Er wurde von den chinesischen Sicherheitskräften am 4. Mai 2008 in seiner eigenen Wohnung in Lhasa erschossen.

Um ca. 21:00 Uhr brachen plötzlich etwa sieben Kräfte der bewaffneten Volkspolizei (PAP) in Akar Tashis Wohnung ein und versuchten ihn festzunehmen. Akar Tashi argumentierte mit ihnen, fragte nach den Gründen für die beabsichtigte Festnahme und weigerte sich mit ihnen zu gehen, worauf es zu einem Handgemenge zwischen ihm und den sieben Volkspolizisten kam. Die Quelle berichtete, Akar Tashi sei von den Volkspolizisten erschossen worden, nachdem er einen von ihnen mit einem Messer verletzt habe. Akar Tashi war 38 oder 39 Jahre alt und stand aufgrund angeblicher politischer Aktivitäten - er wurde insbesondere der Teilnahme an den Protesten in Lhasa vom März verdächtigt - schon seit längerem unter der Überwachung durch die chinesischen Behörden. Das sei der Grund gewesen, warum die bewaffnete Volkspolizei (PAP) ihn verhaften wollte.

Am 2. Mai veranstalteten vier Schüler der Drago Mittelschule (chin. Luhuo), Bezirk Drago, TAP Kardze (chin. Ganzi), eine etwa 15minütige Protestaktion. Die Schüler, zwei Jungen und zwei Mädchen, riefen Slogans wie "Unabhängigkeit für Tibet" und "Laßt Seine Heiligkeit den Dalai Lama nach Tibet zurückkehren!".

Im Bezirk Drago wurden vier bis fünf Tage zuvor unweit des Nonnenklosters Sripmo (auch bekannt als Nonnenkloster Watag) Gebetsfahnen entdeckt, auf denen sowohl in tibetischer als auch in chinesischer Sprache "Tibetische Unabhängigkeit" geschrieben war. Die Gebetsfahnen waren etwa 2 km vom Nonnenkloster entfernt aufgehängt worden. Daraufhin zitierten die örtlichen Behörden die Verwaltungsräte des Nonnenklosters zu sich und schickten Arbeitsteams in das Kloster, um die "patriotische Erziehung" durchzuführen. Die Nonnen verließen jedoch zum Zeichen des Widerstandes das Kloster, so daß die Arbeitsteam-Kader niemanden mehr hatten, den sie hätten umerziehen können. Normalerweise beherbergt dieses Kloster 300 Nonnen.

Die Situation in Tibet ist aufgrund der heftigen Repressionen und der exzessiven paramilitärischen Präsenz immer noch sehr angespannt. Die "patriotische Erziehung" wird mit aller Strenge fortgesetzt. Ein zusätzliches Ärgernis für die Tibeter ist die Anordnung, daß von nun an über jedem Haus die rote Fahne wehen muß. Nicht einmal die Schulkinder werden verschont, auch sie müssen kritische Aufsätze über Seine Heiligkeit den Dalai Lama verfassen. Noch immer wird das tibetische Volk in seiner Bewegungsfreiheit unvermindert stark eingeschränkt. Alle Personen, die nicht als Einwohner von Lhasa registriert sind, müssen die Stadt jetzt verlassen. Besonders makaber ist das Vorgehen der Behörden, bei den Razzien und den Verhaftungen tibetisch-stämmige Mitarbeiter des Militärs und der bewaffneten Volkspolizei (PAP) einzusetzen, die ihre Landsleute als "Kriminelle" behandeln und festnehmen müssen. Der Zweck dieser Maßnahme ist, die Tibeter gegeneinander aufzubringen und eine Spaltung in der Gesellschaft zu erzeugen.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee