31. Juli 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Vortäuschung falscher Tatsachen: Erzwungene Sommerfeste und gefälsche Videos

Einer zuverlässigen Quelle zufolge richteten die Tibeter in der Gemeinde Drogshog, Bezirk Nangchen, TAP Jyekundo (chin. Yushu), Provinz Qinghai, am 28. Juli einen Appell an die Bezirksbehörden, in dem sie die sofortige Freilassung von vier Tibetern (Asang, 21, Ngosoe, 35, Jamsang und Gadho Nyima) forderten, die am Abend des 26. Juli festgenommen worden waren. Falls diese nicht freigelassen würden, könnte es, so schrieben sie, zu größeren Protestaktionen kommen.

Wie es dazu kam: Die chinesischen Behörden wollten zeigen, daß alle Tibeter in Tibet die Olympischen Spiele im August mit großem Jubel begrüßen, und befahlen daher den Bewohnern der Gemeinde Droshog ein Sommerfest zu organisieren, bei dem die Tibeter ihre traditionellen Chupas tragen und Lieder und Tänze aufführen müssen. In der Anordnung heißt es weiterhin, daß mindestens eine Person aus jedem Haushalt teilnehmen muß, anderenfalls wird eine Strafe von 1000 Yuan erhoben.

Am 25. Juli stellten die Behörden in der Gemeinde Drogshog Zelte auf und riefen alle Künstler herbei, um am folgenden Tag die Vorstellungen zu proben. Am Tag der Probeaufführung merkten die Behörden jedoch, daß die Lieder geheime Lobpreisungen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und des Gyalwa Karmapa enthielten sowie Trauerbotschaften über die entsetzliche Lage in Tibet. Sie erklärten daraufhin alle Lieder für nicht genehmigt, ordneten an, neue Liedertexte zu verfassen und verschoben das Fest um drei Tage.

Diese Anordnung rief bei der Bevölkerung einen solchen Unwillen hervor, daß die genannten vier Tibeter am 26. Juli in Gegenwart der chinesischen Behördenvertreter und des Publikums zu protestieren anfingen und riefen: „Da dieses Jahr von der unmenschlichen Behandlung und Folterung der Tibeter durch die chinesische Regierung gekennzeichnet ist, ist es nicht die richtige Zeit, um ein Sommerfest zu feiern, es ist vielmehr eine Zeit, in der wir trauern und für unsere Mitbürger in Tibet Gebete rezitieren sollten (für diejenigen, die ihr Leben verloren, und für diejenigen, die ins Gefängnis geworfen wurden). Wir wollen Freiheit. Seine Heiligkeit der Dalai Lama soll nach Tibet zurückkehren.“ Gleichzeitig verteilten sie Flugblätter und baten alle Tibeter, nach Hause zu gehen. Diese taten, wie ihnen gesagt, packten ihre Sachen und die Zelte ein, wobei sie nur die der Regierungsleute stehen ließen, und machten sich eiligst aus dem Staub. Die genannten vier Tibeter wurden noch am selben Tag verhaftet, ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

Wir hörten, daß die chinesische Regierung, in der Absicht zu beweisen, daß die Tibeter die Olympiade willkommen heißen, auch in anderen Gegenden Sommerfeste angeordnet hat und Aktivitäten dafür organisiert.

In der Gegend von Rutok in Westtibet sind die Behörden dabei, ein gefälschtes Video zu drehen, das zeigt, wie chinesische Soldaten friedlich und gewaltlos Widerstand leisten gegen eine Schar gewalttätiger „tibetischer Mönche“, die sie angreifen. Zu diesem Zweck hatten sich einige Soldaten als Mönche verkleidet. Bereits im Mai 2008 wurde solch ein Film in Kham gedreht.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;
2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;
3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;
4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;
5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;
6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.