27. Juni 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Leitender Mönch des Klosters Rongpo Gonchen festgenommen -  Behörden behindern die normalen religiösen Abläufe

Zuverlässigen Quellen zufolge hat das Personal des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) im Bezirk Rebkong (chin. Tongren), TAP Malho (chin. Huangnan), Provinz Qinghai, am 20. Juni den Mönch Jigme Dawa, der die Mönchsversammlung des Klosters Rongpo Gonchen leitete, in seiner Wohnung festgenommen. Die wiederholten Bitten seitens des Demokratischen Veraltungsrates des Klosters, den Mönch freizulassen, stießen bei den Behörden auf taube Ohren. Der ehrw. Jigme Dawa ist um die vierzig Jahre alt und verbrachte bereits 1999 (4. Juni) etwa ein Jahr lang hinter Gittern. Während des diesjährigen Monlam-Gebetsfestes soll er angeblich politisch aktiv gewesen sein.

Am 21. Juni, dem Tag, an dem die olympische Fackel durch Lhasa getragen wurde, demonstrierten etwa sechs Tibeter im Bezirk Serthar (chin. Seda), TAP Kardze, Provinz Sichuan. Die Sicherheitskräfte nahmen sie fest und schlugen sie erbarmungslos zusammen, ehe sie sie in das nächstgelegene Haftzentrum verbrachten. Über die Identität der Personen wurde nichts bekannt.

Im Bezirk Bayen (chin. Hualong), TAP Tsoshar (chin. Hainan), haben die Sicherheitskräfte massiv in das normale religiöse Leben der dortigen Tibeter eingegriffen. So strichen die Behörden im Kloster Gyalgyud die Cham Tänze, die alljährlich am 19. Tag des Saga Dawa (der vierte Monat im tibetischen Kalender, der als der am meisten vom Glück begünstigte Monat gilt) stattfinden, während ähnliche religiöse Feste, zu denen die Tibeter der Umgegend zusammenzukommen pflegen, auf Befehl der Sicherheitskräfte auch im Kloster Taksang Shangtak abgesagt werden mußten.

Einige Quellen berichteten auch von Protesten in Kyegudo (chin. Jiegu), dem Verwaltungssitz der TAP Yushul (chin. Yushu): Am ersten Tag demonstrierte dort ein Laie und am folgenden zwei Mönche, wobei sie Handzettel verteilten. Das genaue Datum ist unbekannt, alle wurden jedoch festgenommen.

Am 15. Tag  des Monats Saka Dawa (18. Juni) kamen im Bezirk Nangchen Tibeter in großer Zahl zusammen, um der tibetischen religiösen Tradition gemäß Räucherwerk rituell zu verbrennen. Die Behörden, die einem möglichen Protest vorbeugen wollten, vertrieben die Leute sofort wieder. In der Nacht wurden dann einige der roten Flaggen, die über den Regierungsgebäuden im Bezirk Nangchen wehten, durch tibetische Flaggen ersetzt. Mit dieser Tat wollten die Tibeter ihren Unmut über die häufige und rücksichtslose Einmischung der Behörden in ihre normalen religiösen Aktivitäten bekunden, besonders über die gewaltsame Beendigung der Räucherzeremonie am Morgen. Am folgenden Tag, dem 19. Juni, waren die Straßen der Stadt Nangchen von den Rufen der Tibeter erfüllt und an einigen Stellen erschienen sogar Plakate mit der Forderung nach Unabhängigkeit für Tibet. Über Festnahmen wurde bisher noch nichts bekannt, doch heißt es, daß die Behörden einige Klöster und Privatschulen in dem Bezirk zum Schließen gezwungen hätten.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.