26. Juni 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Wer politisiert den Sport denn wirklich?

Von dem Zeitpunkt an, als die Olympische Fackel ihre diesjährige Reise um den Erdball antrat, haben Menschenrechtsaktivisten, Mediengruppen und Tibet-Unterstützer weltweit gegen die brutale, menschenverachtende Repressionspolitik der Chinesen protestiert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Regierung der VR China haben derartige Proteste als dem Geist der Olympiade abträglich bezeichnet mit der ausdrücklichen Begründung, daß Sport und Politik zwei verschiedene Dinge seien, die fein säuberlich getrennt werden sollten.

Diesen Ansprüchen zuwider handelt in Wirklichkeit das chinesische Regime, das gelinde gesagt, Politik und Sport vermischt hat. Damals, als China sich um die Olympischen Spiele bewarb, war eine der Grundbedingungen für die Vergabe, der China auch zustimmte, daß die Situation von Menschenrechten und Pressefreiheit in dem Land verbessert würden. Trotz der Versprechungen der Regierung haben sich die Menschenrechtslage und die Lage der Pressefreiheit in China und insbesondere in Tibet noch weiter verschlechtert. So ist vornehmlich die Lage in Tibet nach den Protesten vom März ein lebendiger Beweis für fortgesetzte Repression und Schreckensherrschaft, der 209 friedliche demonstrierende Tibeter zum Opfer fielen, durch das Tausende verletzt wurden und um die sechstausend ins Gefängnis geworfen wurden.

Als ob das nicht genug sei, ließ die chinesische Regierung, betäubt von Arroganz und auf die politische Bedeutung setzend, die olympische Flamme auf den Berg Chomo-Langma (chin. Qomolungma) und durch die Stadt Lhasa tragen und das trotz der instabilen Lage im Lande. Dies ist, als ob sie „Salz auf die Wunden der Tibeter gestreut hätte“, es ist ein Akt der Zurschaustellung ihrer Macht über das unterjochte tibetische Volk. Den soliden Beweis für diese überwältigende repressive Atmosphäre in Lhasa erbrachten jene Journalisten, die bei einer vom Staat bis ins Detail überwachten Tour durch die Stadt über den Fackellauf berichten sollten.

Ungeachtet der wiederholten Befürwortung der Vergabe der Spiele an Peking durch seine Heiligkeit von Anfang an, als China sich um das Ereignis bewarb, und seiner nachfolgenden Appelle an die Tibeter, den Fackellauf in Tibet nicht zu behindern oder gegen ihn zu protestieren, hörte man von den  chinesischen Behörden der TAR, insbesondere dem Sekretär der kommunistischen Partei, Zhang Qingli, nur ätzende Kritik, als die Fackel durch Lhasa getragen wurde. Er sagte: „Tibets Himmel wird niemals ein anderer werden, und die rote Flagge mit den fünf Sternen wird für immer hoch über ihm wehen… wir werden ganz gewiß die Pläne der Dalai Clique, das Land zu spalten, zunichte machen“. Er fuhr fort, man sei zuversichtlich, die Olympiade friedlich abhalten zu können, sofern die soziale Stabilität in Tibet verwirklicht und die Einheit und Stabilität des Mutterlandes gewahrt würden. Am selben Tag hatten der Vizegouverneur der TAR und der Parteisekretär der Stadt Lhasa Qin Yizhi bei der Eröffnungszeremonie des Fackellaufs in ähnlicher Weise betont, daß die Dalai Clique zermalmt werden müsse, die es auf die Erzeugung sozialer Spannungen, die Sabotage der Olympiade in Peking und die Spaltung des Mutterlandes abgesehen habe. Keiner wird die Tatsache leugnen können, daß die Parteiriege dieses Sportereignis benutzte, um unter dem Deckmantel der Olympischen Spiele ihre politischen Motive zu fördern.

Ein solches Verhalten seitens der chinesischen Funktionäre ist eine klare Verletzung der olympischen Charta. Wie die Reporter ohne Grenzen das IOC mit Recht  aufforderten, diese Sache zu untersuchen, appelliert auch das Tibetische Solidaritätskomitee an dieses höchste Sportgremium der Welt, einem solchen Verhalten der chinesischen Regierung mit konkreten Taten entgegenzutreten und nicht mit bloßen Worten des Bedauerns. Wir hoffen, ein derart schlechtes Benehmen, wie es die chinesische Regierung an den Tag legte, wird es nie mehr geben, damit nicht am Ende das IOC dafür verantwortlich gemacht wird.