26. April 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Groteske Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Fackellaufs durch Tibet

Laut einer zuverlässigen Quelle wurden zum Schutz der Olympischen Fackel zusätzliche Armeeeinheiten in der Stärke von 3000 Mann in den Kreis Dingri verlegt. Eine Einheit von etwa hundert chinesischen Soldaten wurde nach Solukhumbu in die Bergregion im tibetisch-nepalesischen Grenzgebiet entsendet. All dies sind Vorbereitungen entlang der Route, auf der die Olympische Fackel im Mai durch Tibet getragen werden soll.

Wenn die Fackel in Tibet eintrifft, werden im Gebiet von Lhasa ganz offenkundig die Sicherheitsmaßnahmen enorm verstärkt werden. Obgleich es bisher noch keine offizielle Verlautbarung darüber gibt, lassen die auf Hochtouren laufenden Vorbereitungen keinen anderen Schluß zu. Die für die Sicherheit zuständige Abteilung der chinesischen Polizei hat bereits erklärt, daß an dem Tag, an dem die Fackel in Tibet ankäme, es keinem Tibeter gestattet werde, dort herumzulaufen.

Im Widerspruch hierzu hat die Tibetische Kommunistische Jugendorganisation lokalen Organisatoren den Auftrag erteilt, ein aufwendiges Fackelübergabe-Festival auf die Beine zu stellen. Etwa 20 000 Chinesen werden vor dem Potala Palast erwartet, um an dieser grandiosen Begrüßungszeremonie für die Fackel teilzunehmen und ein Gegengewicht gegen etwaige Demonstranten gegen den Fackellauf zu bilden. Die VR China zwingt die Tibeter weiterhin gegen ihren Willen zu der "patriotischen Umerziehung". Die Weigerung der Tibeter, dabei mitzumachen, hat dazu geführt, daß viele nun schlimme Konsequenzen befürchten müssen.

Anscheinend herrscht im Augenblick ein Mangel an chinesischen Polizeikräften in Tibet, um gegen diejenigen vorzugehen, die sich der "patriotischen Umerziehung" widersetzen. Daher haben die Behörden am 16. April einen Aufruf erlassen, um in den Präfekturen Kardze und Ngawa der Provinz Sichuan 1.000 Mann für die bewaffnete Polizei zu rekrutieren. Jedenfalls dürfen Tibeter mit Verwandten im Ausland, oder die politisch aktiv waren und sich an Protesten beteiligten, sich nicht bewerben.

Weiter erfuhren wir, daß die 40jährige Sherap Yangzo, die Frau von Guru Dorjee, gestorben ist. Sie wurde am 28. März festgenommen und später wieder freigelassen. Als sie aus Haft kam, wirkte sie psychisch gestört, sie wanderte einige Zeit ziellos umher, bis sie verstarb. Damit es nicht zu noch mehr erschreckenden Fällen dieser Art kommt, bitten die Tibeter in Tibet die internationale Gemeinschaft dringend um ihre Hilfe.

Auf Lhasa kommen weitere Eingriffe in die Freiheitsrechte zu, ab Mai werden Klosterschüler, die nicht als Bürger von Lhasa registriert sind sowie arbeitslose Tibeter aus der Stadt verbannt. Die in Kham und Amdo ansässigen Tibeter dürfen nicht nach U-Tsang (Zentraltibet) reisen, solange die Fackel durch die Autonome Region Tibet getragen wird.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee