2. Juni 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Spontane Jugendproteste in Lhasa

Wie glaubwürdige Quellen versichern, gingen am 24. Mai 2008 in Lhasa wieder einige Tibeter auf die Straße und forderten mit ihren Slogans die Unabhängigkeit für Tibet.

Kurz nach Mittag am 24. Mai tauchten drei tibetische Jugendliche auf dem Tromzikhar Markt auf und warfen den tibetischen Ladenbesitzern vor: "Habt ihr denn nicht genügend Tsampa [Gerste, das Hauptnahrungsmittel der Tibeter] zu essen, daß ihr eure Läden geöffnet haltet, wo doch ganz Tibet solches Leid widerfährt?". Sie legten den Ladenbesitzern nahe, ihre Geschäfte als Zeichen der Solidarität mit dem Leiden des tibetischen Volkes zu schließen. Danach begannen die drei Jugendlichen, ihre Slogans zu rufen. Die chinesischen Sicherheitskräfte, die sowohl in Uniform als auch verdeckt in Zivilkleidung überall präsent sind, stürzten sich sofort auf sie. Die Jugendlichen leisteten Widerstand gegen die Festnahme, was zu einem kurzen Handgemenge führte. Es gab einen Tumult, und die Leute rannten umher. Einige berichteten sogar, daß es geknallt habe, konnten jedoch nicht sagen, ob es sich dabei um Gewehrschüsse oder platzende Tränengaspatronen handelte. Auf diesen Zwischenfall hin wurden alle Läden am Barkhor und Tromzikhar Markt geschlossen und bald waren zusätzliche Einheiten der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) zur Stelle, die überall nach weiteren Tatverdächtigen suchten. Es gibt bislang keine Information über den Verbleib der drei tibetischen Jugendlichen.

Obwohl einige Nonnen und Mönche der Klöster Ganden Choekhor und Shar Bumpa, die im Zusammenhang mit ihren Protestaktionen im März verhaftet worden waren, Anfang Mai wieder freigelassen wurden, durften sie nicht in ihre jeweiligen Klöster zurückkehren. Die anderen Nonnen und Mönche und die ortsansässigen Tibeter in der Gegend widersetzten sich jedoch diesem Beschluß der Behörden, so daß diese die Nonnen und Mönche schließlich in ihre Klöster zurückkehren ließen. Als Reaktion hierauf werden die betreffenden Klöster aber nun der Kampagne der "Patriotischen Erziehung" noch viel vehementer als jemals zuvor unterzogen.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.