15. November 2018
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD), www.tchrd.org

Sonderbericht über Zensur und Diskriminierung tibetischer Autoren zum „Tag des inhaftierten Schriftstellers“

„In der in der Hölle beschlossenen Verfügung wird ein jeder von diesen Leuten als Verbrecher dargestellt und mit gefesselten Händen und Beinen eingesperrt. Der Name ihres Verbrechens lautet Liebe zur Freiheit“, wie es in dem Gedicht „Gefangener in der Hölle“ von Theurang, einem früher inhaftierten tibetischen Schriftsteller, heißt.

Theurang

Am diesjährigen Tag des inhaftierten Schriftstellers, der alljährlich am 15. November begangen wird, stellte das TCHRD in Zusammenarbeit mit dem PEN-Zentrum Tibetischer Autoren im Ausland im Sitzungssaal der Library of Tibetan Works and Archives (LTWA) in Dharamsala einen Sonderbericht auf Tibetisch mit dem Titel „Tibetische Literatur: Im Netz der Zensur und Diskriminierung“ vor.

Die Veröffentlichung fällt in eine Zeit, wo die Ausübung des Rechts auf freie Meinungsäußerung mit alarmierender Regelmäßigkeit bestraft und die tibetische Literatur systematisch von der staatlichen chinesischen Zensur und Diskriminierung eingezwängt wird. Die düstere Lage der tibetischen Literatur und ihrer Schöpfer ist nicht nur ein Zeichen für politische Unterdrückung, sondern auch für die kulturelle Kolonisierung Tibets unter chinesischer Herrschaft.

Der 128 Seiten umfassende Bericht liefert einen detaillierten Einblick in die Lage der tibetischen Literatur unter chinesischer Herrschaft. Es gibt darin Kapitel über den allgemeinen Zustand der tibetischen Literatur, ihre historischen Entwicklungsphasen, eine Analyse der Bedeutungen und Aspekte der Literatur, eine Abhandlung über Gebrauch und Mißbrauch literarischer Werke für den Kulturimperialismus und über die den Schriftstellern und ihren literarischen Werken auferlegten Restriktionen.

2009 veröffentlichte Theurang „Buchstaben in Blut“ über die Proteste von 2008, das bald verboten wurde

Der Report enthält auch eine vergleichende Untersuchung des Zustands tibetischer Literatur vor und nach der chinesischen Invasion. Ferner umfaßt er ausgewählte Texte und Gedichte inhaftierter Autoren, weiter eine Aufstellung in Tibet zensierter und verbotener Begriffe, sowie Bücher und Werke.

Der Bericht wurde von Tashi Tsering, dem Direktor des Amnye Machen Instituts, und Geshe Lhakdor, dem Direktor der Library of Tibetan Works and Archives, veröffentlicht. Zu den Gästen zählten Naga Sangay Tendar, Leiter der Kulturforschungs-Abteilung der LTWA, Passang Tsering, Rektor des College for Higher Tibetan Studies in Sarah, Ju Tenkyong, Herausgeber des Monlam Lexikons, Sonam Gyaltsen, Geschichtslehrer am College for Higher Tibetan Studies, Mansher Loksun, Koordinator des Komitees für inhaftierte Autoren beim PEN Tibetischer Autoren im Ausland, sowie 50 weitere Personen.

Die englische Übersetzung des Reports wurde am 10. Dezember 2018, dem Tag der Menschenrechte, veröffentlicht (1).
    
(1) http://tchrd.org/wp-content/uploads/2018/12/Tibetan-Literature-Censorship-Discrimination.pdf