18. August 2017
The Tibetpost International (TPI), www.thetibetpost.com, TCHRD.tchrd.org

Abrissarbeiten in Larung Gar: Von einer Nonne hinterlassene Notiz bestätigt, dass sie sich das Leben nahm

Die kurze Notiz, die die tibetische Nonne Tsering Dolma aus Protest gegen die Abrißmaßnahmen in der Larung Gar Lehranstalt, dem größten tibetisch-buddhistischen Zentrum weltweit, hinterließ, zeugt von ihrer Fassungslosigkeit über die repressive und diskriminierende Politik der chinesischen Regierung.

2016 begingen Berichten zufolge drei Nonnen Selbstmord, als das tibetisch-buddhistische Institut von dem totalitären kommunistischen Regime Chinas immer mehr zerstört wurde. Doch erst jetzt tauchte die von einer von ihnen kurz vor ihrem Tod geschriebene Notiz auf.

Tsering Dolma und ihre kurze Notiz

Tsering Dolma erhängte sich am 19. Juli 2016 in ihrer Unterkunft in dem Pema Khando Nonnen-Wohnbereich von Larung Gar. Wie zuvor vom TCHRD berichtet, beging sie zusammen mit einer anderen Nonne, die sich am selben Tag erhängte, Selbstmord. Am 20. Juli begannen die Abbrucharbeiten, und sie gingen bis Mai 2017 weiter.

In Ihrer Abschiedsbotschaft schrieb Tsering Dolma: „Mein Herz ist so traurig. Der Grund dafür ist, daß die chinesische Regierung uns nicht die Freiheit gewährt, unsere Religion auszuüben. Sogar diese winzigen Wohnhütten werden nun zerstört. Es ist besser zu sterben“.

Der ehemalige politische Gefangene Shel Gedun Tsering, der jetzt in Australien lebt, ließ diese Notiz, die er aus Quellen in Tibet erhalten hatte, der in Indien ansässigen Zeitung Tibet Times zukommen.

Kurz nachdem die Nachricht über Dolmas Tod die Außenwelt erreichte (1), erwähnten Quellen in Tibet das Vorhandensein einer Abschiedsnotiz. Infolge der extremen Restriktionen und der allgemeinen Überwachung in Larung Gar steht trotz anhaltender Bemühungen die Notiz erst jetzt zur Verfügung.

Der Selbstmord einer zweiten Nonne, Rigzin Dolma, am 20. Juli 2016 kam ebenfalls heraus, während der Tod einer dritten Nonne noch bestätigt werden muß (2). Und drei Tage davor, am 17. Juli 2016 überlebte eine weitere Nonne, deren Identität unbekannt bleibt, einen Selbstmordversuch.

Larung Gar im Bezirk Serthar, Osttibet, war jahrzehntelang das Herzland des tibetischen Buddhismus. Es beherbergt das weltweit größte Lehrinstitut für tibetischen Buddhismus, nämlich die Buddhistische Akademie der fünf Lehren Larung Gar, an der Tausende von Mönchen, Nonnen und anderenBuddhisten studierten.

Im Juni 2016 beschlossen die chinesischen Behörden, angeblich wegen „sanitärer Bedenken“, die Bewohnerzahl auf 5.000 Personen zu reduzieren. Daraufhin kam es zu den umfassenden Zerstörungen und Zwangsvertreibungen. Über 4.200 Bewohner wurden bereits ausgewiesen und mindestens 4.000 Behausungen abgerissen.

„Free Tibet“ erklärte, daß sie von Anfang an gegen die Abbruchmaßnahmen gekämpft haben. „Die Zerstörungen riefen internationale Entrüstung und Kritik hervor, u.a. von den Vereinten Nationen und der Europäischen Union“.

Zerstörung und Demolierung in Larung Gar gehen aber weiter. Mönche und Nonnen müssen hilflos zusehen, wie die chinesischen Abbruchbrigaden ihre Wohnhütten zerstören.

(1) 29. August 2016, Noch mehr Selbstmorde aus Protest gegen die Zerstörung von Larung Gar

(2) 10. August 2016, Buddhistische Nonne erhängt sich aus Protest gegen die Abrißmaßnahmen in Larung Gar