14. April 2017
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD), www.tchrd.org

Neuer Bericht: „Politik der zweisprachigen Erziehung in Tibet: Die systematische Ersetzung der tibetischen Sprache durch Mandarin-Chinesisch“

Am 7. April wurde bei einer vom TCHRD und vom PEN-Zentrum „Tibetan Writers Abroad“ organisierten Podiumsdiskussion unser neuer Bericht „Zweisprachige Erziehungspolitik in Tibet: Die systematische Ersetzung der tibetischen Sprache durch Mandarin-Chinesisch“ (1) vorgestellt.

Der Bericht befaßt sich eingehend mit Chinas Sprachpolitik, insbesondere in Bezug auf die Muttersprachen der sogenannten Minderheiten-Nationalitäten wie Tibeter und Uighuren. Er bietet eine Analyse der internationalen und chinesischen Rechtsvorschriften auf dem Gebiet der Sprachenrechte und liefert Empfehlungen zur Umsetzung einer echten zweisprachigen Erziehungspolitik, die der tibetischen Sprache als Unterrichtssprache im öffentlichen Schulsystem Priorität geben und neben der dominierenden chinesischen Sprache das Tibetische dauerhaft schützen und fördern würde.

Seit Ende der 90er Jahre war die Förderung von Mandarin-Chinesisch ein wichtiger Punkt des nationalen Programms, was zur Folge hatte, daß die tibetische Sprache immer mehr zurückgedrängt wurde. Ein Grund, der von China ständig angeführt wird, wenn es um das Sprachenproblem geht, ist, daß eine stetig wachsende Zahl Mandarin-Chinesisch sprechender Bürger auch einen großen Zuwachs an Wirtschaftskraft bedeute. Aber in dem Maße, in dem die Zahl der Mandarin-Chinesisch Sprechenden immer mehr zunimmt, werden denjenigen, die eine Minderheitensprache sprechen, immer mehr die politischen und sozioökonomischen Möglichkeiten, sich mittels ihrer Minderheitensprachen zu artikulieren, genommen.

Die gegenwärtige Politik der Förderung von Mandarin-Chinesisch als der allgemeinen nationalen Sprache ist eine Folge der assimilatorischen Sprachenpolitik Chinas. Diese Politik, die dem Prozeß des Staatsaufbaus der VR China inhärent ist, strebt eine Integrierung der Kulturen und Identitäten der Minderheiten in die dominierende chinesische Mehrheitszivilisation an, und verspricht im Gegenzug für die Wahrung der „nationalen Einheit und der harmonischen Gesellschaft“ Fortschritt und Chancengleichheit. Eine Kombination von Politik und Praxis hatte „kulturelle Assimilation, Sprachverlust, Zerrüttung der Identität und soziale Entwurzelung“ zur Folge, wie es bei einer Reihe von Protesten zugunsten der tibetischen Sprache 2010 deutlich wurde.  

1) Download: http://tchrd.org/wp-content/uploads/2017/04/TCHRD-Report-Bilingual-Education.pdf