13. Oktober 2015
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, www.tchrd.org

Tibeter, der nach fünf Jahren Haft entlassen wurde, erneut festgenommen

Die chinesische Polizei nahm Anfang September 2015 einen Tibeter namens Samdup Gyatso fest, weil er angeblich die Auflagen für seine frühere Entlassung aus dem Gefängnis verletzt habe. Auf einer Reise von Ost- nach West-Qinghai hatte er angeblich politisch heikles Material bei sich, wie aus einer Information von Radio Free Asia hervorgeht.

Samdup Gyatso wird gegenwärtig im Bezirkshaftzentrum von Dashi festgehalten und niemand darf ihn sehen. Erst vor wenigen Monaten war er aus einer fünfjährigen Haft im Drapchi-Gefängnis in Lhasa freigekommen. Er wurde im Mai dieses Jahr entlassen und in seine Heimat in Serthang im Bezirk Dashi (chin. Haiyan), TAP Tsojang, Provinz Qinghai verfrachtet.

Undatiertes Foto von Samdrub Gyatso vor dem Eingang zum Drapchi Gefängnis

Bei seiner Entlassung erhielt er die strenge Anweisung, sich nicht aus seiner Heimatstadt zu entfernen, überdies stand er unter permanenter Überwachung. Infolge eines Nierenleidens benötigt er ständige medizinische Behandlung.

Das TCHRD berichtete bereits früher über seine Festnahme am 2. Mai 2010 und seine Verurteilung (1). Etwa sieben Beamte des Public Security Bureau (PSB) nahmen den damals 28jährigen Samdup Gyatso fest, als er vor dem Tsuglakhang (Jokhang) Tempel in Lhasa kurz demonstrierte. Um etwa 3.20 Uhr nachmittags, wenn die religiösen Aktivitäten um den Jokhang Tempel in vollem Gange sind, demonstrierte Samdup Gyatso ganz alleine. Er trug die verbotene tibetische Nationalflagge bei sich und hatte eine weitere auf die Rückseite seines Hemdes genäht. Laut forderte er die baldige Rückkehr des geistlichen Oberhaupts Tibets, die Freilassung des Panchen Lama und die richtige Verwendung der Erdbebenhilfe, die von internationalen Spendern empfangen wurde, sowie ihre unverzügliche Übergabe an die Nomadengemeinschaft in Kyegudo, die ihrer dringend bedurfte. Er wurde auf der Stelle von dem PSB festgenommen und in einem Polizeifahrzeug weggebracht.

Samdup Gyatso stammt aus einer Nomadenfamilie im Bezirk Serthang in der TAP Tsojang in der Provinz Qinghai. Er wurde Mönch im Kloster Jabdrung Gartok. 2007 begab er sich nach Indien, wo er ein Jahr lang die Tibetan Transit School bei Dharamsala besuchte. Im März 2008 kehrte er über die Grenzstadt Dram nach Tibet zurück. Dabei wurde er gefaßt und einen Monat im PSB-Haftzentrum in Shigatse festgehalten, weil er mehrere Bücher mit Reden des Dalai Lama bei sich hatte. Dann wurde er in das Drapchi Gefängnis verlegt, wo er sechs Monate inhaftiert war. Im Oktober 2008 wurde er entlassen.

(1) 3. Mai 2010, Demonstrant in Lhasa festgenommen, weil er eine gerechte Verteilung der Erdbebenhilfe forderte