13. Oktober 2015
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, www.tchrd.org

Massenausweisungen von Nonnen und Landnahme im Bezirk Driru

Die chinesischen Behörden im Bezirk Driru (chin. Biru) in der Präfektur Nagchu, TAR, haben im Namen der Entwicklung eine Reihe von Tibetern gehörenden Häusern abgerissen und deren Land beschlagnahmt, außerdem die Kontrolle über monastische Einrichtungen verstärkt und über einhundert Nonnen aus einem Kloster ausgewiesen.

Zhen Gang (Sangye Yeshi), der Bezirkschef von Driru, inspizierte vom 27. September an drei Tage lang das Kloster Jada Gaden Khachoeling in der Gemeinde Pekar (chin. Baiga) im Bezirk Driru, und warf von den insgesamt 200 Nonnen 100 hinaus. Von den verbleibenden sind 49 offiziell registrierte Nonnen, die übrigen 51 nicht-registrierten haben kein gesetzlich abgesichertes Recht zu studieren, sie dürfen auch nicht in der Klosterverwaltung, in den Läden und Gästehäusern arbeiten. Bereits letztes Jahr wurden 26 Nonnen aus diesem Kloster hinausgeworfen.

Nonenkloster Jada Gaden Khachoeling

Den hundert hinausgeworfenen Nonnen wurde verboten zu Hause ihre religiösen Roben zu tragen und sich zum Studium in andere Gegenden zu begeben. Wenn sie das tun, wurde ihnen angedroht, dann kommen der Vorsteher ihres Dorfes und ihre Angehörigen ins Gefängnis und die Erlaubnis, Yartsa Gunbu (Raupenkeulenpilz) zu sammeln wird ihnen drei Jahre lang entzogen. Selbst registrierte Nonnen dürfen, wenn sie über 50 Jahre alt sind, nicht mehr im Kloster bleiben. Es wurden bereits Vorkehrungen getroffen, daß die über Fünfzigjährigen das Kloster verlassen und in Altenheime umziehen müssen.

Auch ein altes Bön-Kloster namens Ngotsar Phuntsokling in der Gemeinde Pekar ist unter Beschuß geraten. Die Unannehmlichkeiten für das Kloster begannen, als dort Philosophie-Kurse eingeführt wurden, die einen Riesenerfolg verzeichneten. Gelehrte Mönche aus Orten wie Khyungpo und anderen Gegenden wurden eingeladen, in dem Kloster zu lehren, mit dem Ergebnis, daß die Schüler eine Menge an Wissen erwarben und Bildung und Kultur in der Umgegend große Fortschritte machten. 60 Studenten belegten den Philosophie-Kurs, doch die Behörden haben den Philosophieunterricht in diesem Kloster nun verboten, was die dort ansässigen Tibeter sehr schmerzte und betrübte.

Die gewaltsame Schließung der Philosophie-Klasse in dem Bön-Kloster ist nichts Neues. 2007 schlossen die Behörden in demselben Bezirk eine tibetische Medizinschule, die 2000 von dem Mönch Nyendak gegründet worden war. Außer tibetischer Heilkunde war in der Schule auch die tibetische Sprache unterrichtet worden.

Tibetische Häuser mit umliegenden Höfen

In der Gemeinde Sentsa oder Yangshoe im Bezirk Driru wird Ackerland, das den Tibetern seit altersher gehörte, enteignet, und seit Generationen tibetischen Familien gehörende Häuser, einschließlich der Höfe sind auf Befehl der Bezirksverwaltung dem Erdboden gleichgemacht worden. Familien, die große Häuser besitzen, werden zuerst scharf kritisiert und dann werden ihre Häuser zerstört. Danach werden sie aufgefordert, ihre Häuser gemäß den von der Regierung gesetzten Vorgaben neu zu bauen. Darüber hinaus müssen sie noch für die Demolierung ihrer Häuser und Höfe bezahlen. Die Ortsansässigen sagen, der Zweck dieser Maßnahme sei, den Weg freizumachen, damit sich mehr Chinesen niederlassen können und somit die tibetischen Gegenden in chinesische umgeformt werden, und das alles im Namen der Entwicklung.

Im August 2015 wies die Bezirksverwaltung alle Tibeter der Gemeinde Sentsa an, mit Tierfell besetzte Kleidungsstücke zu tragen und alle bei dem jährlichen Pferderennen-Fest anwesend zu sein. Da die Tibeter sich weigerten, so etwas zu tun, zwangen die Behörden sie dazu, diese Art von Kleidung während des Pferderennen-Festes zu tragen.

Die Serie repressiver politischer Maßnahmen im Bezirk Driru hat in den vergangenen Jahren viel Leid und Mißmut bei den dort ansässigen Tibetern hervorgerufen. Viele machen den Bezirkschef Sangye Tashi, einen Funktionär tibetischer Herkunft aus Chamdo mit dem chinesischen Namen Zheng Gang für die gegenwärtigen Unterdrückungsmaßnahmen verantwortlich. So habe Sangye Tashi zusammen mit Damchoe Rinchen, dem Gemeindechef von Sentsa, den Leuten gedroht, wenn sie ihre Anordnungen nicht befolgten, würden sie eingesperrt oder ihnen das Recht, Yartsa Gunbu zu sammeln, verweigert.

Großes tibetisches Haus, das abgerissen wurde

Schon seit langem halten die chinesischen Behörden den Bezirk Driru für eine der politisch instabilsten Gegenden in der TAR. Eine ganze Menge von stabilitätswahrenden Maßnahmen wurde auf Kosten der Menschenrechte umgesetzt. Im Namen der Urbanisation und Entwicklung nehmen die Behörden den Einheimischen ihr angestammtes Land und ihre Besitztümer weg, die Bauern verlieren ihr Ackerland und die Nomaden werden ihrer Weiden beraubt.

Verarmte tibetische Bauern und Nomaden sehen sich dann gezwungen wegzuziehen, oft an den Rand von Siedlungen, weil ihnen ihre traditionellen Einkommensquellen weggenommen wurden und sie in den Städten keine Arbeit finden können. In solch einer Lage werden es die chinesischen Migranten sein, die aus den sich immer weiter ausdehnenden urbanen Zonen Nutzen ziehen und sich dann permanent in Tibet niederlassen. Die chinesische Regierung hat auch noch andere Mittel erfunden, um Tibet voll in China zu integrieren, indem sie beispielsweise zu Mischehen ermutigt. So haben die lokalen Behörden in der TAR Tibetern, die Chinesen heiraten, bessere Leistungsprämien angeboten.