14. August 2014
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, www.tchrd.org

Das TCHRD verurteilt die Schüsse der chinesischen Polizei auf unbewaffnete Tibeter in Kardze - Zwei Tote

Trotz der massiven Einschränkung der Kommunikationswege drang eine Nachricht aus der TAP Kardze durch, daß chinesische paramilitärische Kräfte am 12. August das Feuer auf unbewaffnete Tibeter eröffneten. Mindestens zehn Tibeter wurden verletzt. Sie wurden von den Schüssen am Kopf und Oberkörper getroffen. Fotos der Verletzten erschienen kurz nach dem Vorfall auf den Social Media Websites (1).

Die Tibeter protestierten gegen die Festnahme von Wangdak, 45, einem allseits geachteten Dorfchef, in der Nacht davor. Die örtliche Polizei führte Wangdak um Mitternacht aus seinem Haus im Dorf Denma Shugpa in der Gemeinde Loshung, Bezirk Sershul, TAP Kardze, ab. Wangdak ist sehr populär in der Gegend wegen seiner Ehrlichkeit und seines tapferen Auftretens vor den Behörden.

Wangdak

Wangdak war dafür eingetreten, daß den Tibetern erlaubt werde, das Pferde-Festival von Denma durchzuführen. Einer zuverlässigen Quelle mit Kontakten nach Tibet zufolge argumentierte Wangdak, daß ein Verbot des Festes eine Verletzung der religiösen Freiheit darstelle, weil das Fest einfach zur kulturellen und religiösen Praxis der Tibeter gehöre. Wangdak ist auch Vorsitzender des Pferderennen-Fest-Komitees von Denma.

In der Vergangenheit hatten die Chinesen dieses Fest sogar als eine säkulare Tradition gefördert, aber in letzter Zeit gingen sie scharf vor, weil sie jeden Ausdruck tibetischer Kultur als Bedrohung der Stabilität sehen. Erst kürzlich hatte sich Wangdak auch chinesischen Offiziellen widersetzt, die verlangten, daß Tibeterinnen vom Ort eine chinesische Delegation höherer Beamter mit einer Vorführung willkommen heißen sollten. Die chinesischen Beamten belästigten dann die Frauen, die sich bei Wangdak beklagten.

Quellen mit Kontakten in Tibet berichten auch von der Festnahme einer Reihe von Tibetern am Abend des 12. August im Dorf Denma Shugpa und vom Einsatz zusätzlicher paramilitärischer Kräfte. Am 13. August umstellten die Sicherheitskräfte das Dorf. Dies veranlaßte viele junge Männer in die Berge zu fliehen, um der Festnahme, Vernehmung und Folter zu entgehen. Die übrig gebliebenen Alten, Kinder und Frauen wurden strengen Verhören und Restriktionen unterworfen. Die Lage im Dorf Denma Shugpa ist sehr ernst geworden und könnte sich noch weiter zuspitzen.

Demonstration in Denma Shugpa

Als es vor einiger Zeit zu den Selbstverbrennungen in Sershul kam, widersetzten sich die Bewohner von Denma Shugpa der offiziellen Anordnung, an einer von der Lokalverwaltung organisierten Vorstellung teilzunehmen.

Diese letzte Schießerei demonstriert die Widersprüche innerhalb der chinesischen Stabilitätspolitik, wie Tsering Tsomo, die geschäftsführende Direktorin des Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, bemerkte. „Statt die Stabilität zu fördern, sind die Chinesen damit beschäftigt, jede abweichende Meinung zu unterdrücken, selbst wenn dies die Instabilität vermehrt. Wenn sie wirklich an einer Stärkung der Stabilität interessiert wären, würden sie auf Tibeter wie Wangdak hören und mit den lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten, damit diese ihre Beschwerden loswerden können“.

Das Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD) verurteilt schärfstens diesen letzten Angriff auf Tibeter und die Verletzung ihrer grundlegenden Menschenrechte, was den Stand der Menschenrechtsverletzungen erhöhen könnte. Das TCHRD fordert darüber hinaus die sofortige Freilassung von Wangdak, und daß sich die chinesischen Behörden entschuldigen und eine Entschädigung an die lokale Gemeinschaft leisten.

Free Tibet meldete am 18. August:

Zwei Tibeter sterben im Polizeigewahrsam, nachdem sie letzte Woche von den Sicherheitskräften beschossen wurden: Lo Phelsang beging Selbstmord, während ein namentlich nicht Genannter seinen Verletzungen erlag.

Auf den Vorfall vom 12. August hin, als 10 unbewaffnete tibetische Demonstranten in Lochung, TAP Kardze, Schußwunden erlitten, ist der Tod von zwei der Verletzten bestätigt worden. Am 17. August brachte sich Lo Phelsang in der Haft in Lochung um aus Protest gegen die Verweigerung medizinischer Hilfe, während ein anderer Zweiundzwanzigjähriger, dessen Namen unbekannt ist, seinen Verletzungen erlag.

Einige der Verletzten wurden anfänglich ins Krankenhaus gebracht, aber dann wieder in die Haftzentren zurückgebracht, wo sie keine medizinische Behandlung erhielten. Andere sind noch im Krankenhaus, doch die Gewehrkugeln wurden noch nicht aus ihrem Körper entfernt.

Die chinesischen Behörden verweigerten auch Wangdaks Sohn Kunga Sherab und mehreren anderen Verletzten die medizinische Behandlung.

Das Dorf Shugpa zählt um die 700 Einwohner. „Aber jetzt sieht man nur noch ein paar Kinder in dem Dorf, weil die meisten der über Zwölfjährigen festgenommen wurden“.

(1) Fotos von Free Tibet: https://www.flickr.com/photos/freetibetorg/sets/72157646044473407/