4. März 2013
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Dorjee Lhundups Onkel, der bei dem Leichenzug dessen Bild trug, jetzt verurteilt

Ein ranghöherer Mönch, der zugleich der Onkel eines tibetischen “Selbstverbrenners” ist, wurde Anfang dieses Monats zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er letztes Jahr das „Verbrechen“ beging, bei dem Trauerzug ein Bild seines Neffen vom Kloster Rongwo zum Haus der Familie zu tragen.

Dorjee Lhundup, 25, hatte sich am 4. November 2012 an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen in der Stadt Rongwo in Rebkong (chin. Tongren), in der TAP Malho (chin. Huangnan) in Brand gesetzt, ein paar Tage, bevor die Chinesisch-Kommunistische Partei ihren 18. Parteikongreß eröffnete (1).

Yarphel

Tausende von Tibetern hatten sich später an diesem Tag versammelt, als Dorjee Lhundup in der Nähe des Klosters Rongwo bestattet wurde. Der Mönch Yarphel wurde „illegaler Aktivitäten“ beschuldigt, weil der ein Bild von Dorjee Lhundup getragen hatte, während andere Mönche und andere Tibeter dessen Asche in sein Heimatdorf brachten.

Wie das TCHRD erfahren hat, wurde der 42jährige Yarphel, ein Mönch und Lehrer im Kloster Yershong, zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt.

Unlängst verteilten die chinesischen Behörden Propagandaschriften, in denen jede Art von Zusammenkünften oder Umzügen zum Gedenken an Personen, die sich selbst verbrannt haben, als krimineller Akt bezeichnet werden. Wie es in diesen Bekanntmachungen heißt, wird die Durchführung von öffentlichen Prozessionen und das Mitführen der Körper der Selbstverbrenner als eine Verkehrsbehinderung und Störung der öffentlichen Ordnung gemäß den Paragraphen 290 und 291 des Strafgesetzes geahndet werden.

Bis zum 1. März, dem Tag der Verurteilung, wurde Yarphel in einem Haftzentrum in der Gegend von Dagmar festgehalten. Am 4. März wurde er vermutlich in ein reguläres Gefängnis verlegt. Über den Verlauf der Gerichtsverhandlung oder darüber, ob Geständnisse erzwungen wurden, ist nichts bekannt.

Das TCHRD hat vor etwa einem Monat über die Festnahme von Yarphel zusammen mit seinem Mitmönch Rabyang berichtet. Rabyang ließen die Behörden Stunden nach der Vernehmung wieder frei, weil er chronisch krank ist und sie befürchteten, er könne im Gefängnis sterben. Tod in der Gefangenschaft durch Folter oder Mißhandlung ist nichts Ungewöhnliches in Tibet, und die Behörden versuchen, alles zu vermeiden, was auf solche Vorfälle hindeuten könnte.

Bei einem friedlichen Trauerzug nach der Selbstverbrennung von Yarphels Neffe Dorjee Lhundup vergangenes Jahr trug Yarphel ein Photo von Dorjee Lhundup, während Rabyang ein Portrait Seiner Heiligkeit des Dalai Lama vor sich hertrug. Yarphel ist aus dem Dorf Dagkar, und sein Vater heißt Lubum Gyal.

(1) 4. November 2012, „Traditioneller tibetischer Künstler verbrennt sich in Rebkong und stirbt