19. Juni 2013
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Wangchen Dolma ist gestorben, Behörden kremieren ihren Leib

Wangchen Dolma, 31, die sich am 11. Juni neben dem Kloster Nyatso im Bezirk Tawu der tibetischen Provinz Kham verbrannte, stammte aus dem Dorf Dragthog im Bezirk Tawu. Ihr Vater heißt Tenzin und ihre Mutter Youdon.

Die chinesische Polizei war sofort zur Stelle und brachte sie in ein Krankenhaus in Dartsedo (chin. Kangding) in der Präfektur Kardze. Drei Tage später, am 14. Juni um 8 Uhr morgens, erlag sie ihren Verletzungen und starb.

Wangchen Dolma wurde der einhundertzwanzigste Fall von Selbstverbrennung und der dritte in der Gegend von Tawu aus Protest gegen Chinas repressive Politik.

Wangchen Dolma

Quellen zufolge kremierte die Polizei Wangchen Dolmas Körper, statt ihn ihrer Familie zu übergeben. Auf die Nachricht von der Selbstverbrennung hin begannen ortsansässige Tibeter ihre Familie aufzusuchen, um ihr zu kondolieren.

Am Tag, an dem Wangchen Dolma starb, ließen die Chinesen jedoch nicht zu, daß Lamas, Mönche Nonnen, Verwandte und Freunde zu dem Haus der Familie gingen, um der Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Die Angehörigen wurden sogar unter Hausarrest gestellt, damit sie keinen Kontakt zu anderen Tibetern haben konnten.

Quellen aus Tibet besagen, daß Wangchen Dolma unter dem buddhistischen Nyingmapa Meister Chokyi Nyima in einer Bergeinsiedelei namens Barshap Dakar in Tawu ihre Religion praktizierte. Vor ihrer Tat verbrachte sie vier Monate in Meditation.

Vor wenigen Tagen stieg sie herunter von ihrer Einsiedelei, um an einer großen Gebetsversammlung im Kloster Nyatso teilzunehmen. Am 10. Juni, einen Tag, ehe sie sich den Flammen übergab, richtete sie ein paar Worte an Schüler einer tibetischen Schule in Tawu. Sie mahnte die Schüler, „die tibetische Sprache, Religion und Kultur eifrig zu studieren“ und „gute Tibeter“ zu werden.

Unmittelbar nach ihrer Tat am 11. Juni schloß die Polizei alle Kommunikationswege, damit die Nachricht über die Selbstverbrennung nicht an die Außenwelt dringen sollte. Erst am 15. Juni, einen Tag nach Wangchen Dolmas Tod, wurde diese Maßnahme wieder rückgängig gemacht.

Das Dorf Dragthog liegt 63 km östlich von Tawu. Der Hauptlebensunterhalt in Tawu ist die Landwirtschaft. Dem Zensus der Chinesen zufolge wohnen in dem Dorf 1.178 Personen. Es heißt, daß die chinesischen Behörden seit einigen Jahren planen, Kraftwerke in der Gegend zu bauen. Es gab auch schon offizielle Ankündigungen, daß die Tibeter in andere Gegenden umgesiedelt werden sollen.