22. Juli 2013
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org, RFA, www.rfa.org

Teenager-Mönch stirbt bei Selbstverbrennungsprotest, Verbleib der Leiche unbekannt

Ein jugendlicher tibetischer Mönch, Kunchok Sonam, 18, starb, nachdem er sich aus Protest gegen Chinas repressive Politik im Bezirk Dzoege (chin. Ru’ergai), TAP Ngaba, Provinz Sichuan, in der tibetischen Provinz Amdo, in Brand gesetzt hatte.

Am Morgen des 20. Juli zündete sich Kunchok Sonam, ein Mönch des Klosters Soktsang oder Tashi Thekchokling im Bezirk Dzoege an und starb kurz darauf. Quellen zufolge hatte der junge Mönch gerade seine Morgengebete vollendet und war auf dem Weg aus dem Kloster heraus, als er sich um etwa 8.30 Uhr anzündete.

Kunchok Sonam

Augenzeugen werden zitiert, die den von Flammen umloderten Kunchok Sonam sahen und wie er seine Hände in der Geste des Gebets zusammenlegte. Wegen der tobenden Flammen konnte niemand verstehen, was für Slogans er rief. Als er zu Boden fiel, stürzten seine Mitmönche herbei, aber er war schon hingeschieden, mit immer noch zum Gebet gefalteten Händen.

Kunchok Sonam soll vor seiner Tat zu einem engen Freund gesagt haben: „Das Leben unter der harten und repressiven chinesischen Herrschaft ist nichts als großes Leid“.

Die Berichte über den Verbleib und das Schicksal von Kunchok Sonams Leiche differieren. Es scheint, daß die Mönche und die dort lebenden Tibeter noch am selben Tag im Kloster Tashi Thekchokling eine Gebetszeremonie für den Verstorbenen abhielten. Doch die Ortspolizei traf kurz, nachdem sie von der Selbstverbrennung erfahren hatte, bei dem Kloster ein. Sie umstellten es und setzten die Mönche unter Druck, die Leiche herauszurücken. Wegen der Anwesenheit einer so großen Zahl von Mönchen und Ortsansässigen gelang es ihnen aber nicht. Doch kurz darauf kehrte die Polizei zurück und verlangte erneut die Herausgabe des Körpers. Damit dieser nicht in die Hände der chinesischen Polizei gelangen sollte, sei er in den Fluß Machu (Gelber Fluß) geworfen worden. Einer anderen Version zufolge werde der Körper an einem unbekannten Ort versteckt, um ihn vor dem Zugriff der Polizei zu bewahren.

Kunchok Sonam, Sohn von Sonam Palden und Lenthuk, wurde in dem Dorf Soktsang in der Gemeinde Thangkor (chin. Tangke) im Bezirk Dzoege geboren.

Mit dem tödlichen Feuerprotest von Kunchok Sonam stieg die Zahl der Selbstverbrennungen, seit die Welle im Februar 2009 aus Protest gegen die chinesische Herrschaft und der Forderung nach der Rückkehr des Dalai Lama einsetzte, auf 121.

Seine Tat folgte etwa fünf Wochen, nachdem sich zuletzt ein Tibeter selbst verbrannte. Dies war am 11. Juni in der Nähe des Klosters Nyatso im Bezirk Tawu.

Die chinesischen Behörden haben die Kontrollen in den von Tibetern bewohnten Gebieten immer mehr verschärft, um weiteren Selbstverbrennungen vorzubeugen, und sie inhaftierten über ein Dutzend Tibeter, die sie mit den Feuerprotesten in Verbindung brachten. Manche erhielten Gefängnisstrafen bis zu 15 Jahren.

Im Bezirk Dzoege, der vorwiegend von Tibetern bewohnt wird, versetzte die Regierung kürzlich den kommunistischen Parteichef, weil er bei den Tibetern sehr populär war, sowie wegen der großen Zahl der Selbstverbrennungen in diesem Bezirk.

Tenzin Yarphel, der Parteisekretär in Dzoege, wurde am 9. Juni in die Präfekturverwaltung von Ngaba versetzt, wo er jetzt dem Department für Umweltschutz vorsteht. Kürzlich hatte er nämlich eine besondere religiöse Versammlung der Tibeter erlaubt.

Tashi Thekchokling Gonpa (Kloster Sokstang)

Vor Konchok Sonams Feuerprotest am Samstag gab es dieses Jahr in Dzoege schon fünf, darunter zwei Doppelverbrennungen. Und davor ereigneten sich bereits drei in diesem Bezirk.

Die Behörden setzten in jedem Dorf im Bezirk Dzoege einen Spion ein, um „die Aktivitäten und Gespräche der Tibeter genau zu verfolgen, damit weitere Proteste unterbleiben“.

Wie ein Mönch des Klosters Barmi aus der Gemeinde Tsongru in Dzoege mitteilte, versuchten die Behörden auch, die dort ansässigen Tibeter zur Unterzeichnung eines Dokuments zu zwingen, das jede Art von Aktivität zur Unterstützung oder Sympathie mit den Feuerprotesten verbietet.

Ein großes Aufgebot an paramilitärischen Truppen wurde nun in der Stadt Thangkor und bei dem Tashi Thekchokling oder Soktsang Kloster in Dzoege stationiert.