18. Juli 2013
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Tibetischer Mönch wegen Selbstverbrennungen zu zehn Jahren verurteilt

Ein Mönch des Klosters Zilkar wurde in der Stadt Dzatoe (chin. Zaduo), Bezirk Tridu (chin. Chenduo), in der TAP Jyekundo (chin. Yushu) zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Das Mittlere Volksgericht von Xining hielt den 25jährigen Tsultrim Kalsang am 12. Juli 2013 für des „vorsätzlichen Mordes“ schuldig, eine Anklage, die von den chinesischen Behörden häufig herangezogen wird, um gegen die Selbstverbrennungsproteste vorzugehen und Kritiker der chinesischen Politik in Tibet mundtot zu machen.

Kalsang Tsultrim

Dortigen Quellen zufolge könnte diese Anklage mit dem doppelten Feuerprotest zu tun haben, den zwei junge Tibeter am 30. Juni 2012 in der Stadt Dzatoe ausführten. Beide, Ngawang Norphel, 22, und Tenzin Khedup, 24, erlagen ihren schweren Brandverletzungen (1).

Die bewaffnete Polizei nahm Tsultrim Kalsang erstmals am 1. September 2012 in seiner Mönchsbehausung zusammen mit vier weiteren Mönchen (Sonam Sherab, 41, Lobsang Jinpa, 31, Sonam Yignyen, 45, und Ngawang Monlam, 31) fest. Die bewaffnete Polizei kam damals mit 60 Fahrzeugen, um über das Kloster Nyatso Zilkar herzufallen, sie durchsuchten die Quartiere der Mönche und konfiszierten Computer und CDs (2).

Tsultrim Kalsang befand sich 10 Monate in Untersuchungshaft, denn sein Fall wurde verschiedenen Prokuraturen vorgelegt, die sich Zeit nahmen, um die Anklagen zu formulieren. Nach einem Monat Inhaftierung schickten sie ihn für kurze Zeit wegen Gebrechlichkeit in sein Kloster zurück. Zweimal riefen sie ihn jedoch zu Vernehmungszwecken nach Siling (chin. Xining) und behielten ihn sogar vier Monate am Stück im Gewahrsam.

Am 8. Februar 2012, als die Exiltibeter weltweit Solidaritätsmahnwachen abhielten, organisierten die Tibeter in Tridu eine gewaltlose Protestaktion, bei der sie Freiheit und die Rückkehr des Dalai Lama forderten. Auch Tsultrim Kalsang war einer der Teilnehmer, weshalb er und viele andere später festgenommen, gefoltert und verurteilt wurden.

Lobsang Jinpa bekam fünf Jahre Gefängnis, weil er den Text für ein Lied geschrieben hatte, das der Sänger Lolo sang, wofür dieser zu sechs Jahren verurteilt wurde. Sonam Sherab und Sonam Yignyen kamen für zwei Jahre in ein Umerziehungslager (chin. laojiao).

Tsultrim Kalsang wurde 1988 in dem Dorf Nyatso im Bezirk Tridu als Sohn von Athub und Dolkar Tso geboren. 1998 im Alter von 10 Jahren wurde er Mönch. Nach Beendigung seiner Studien im Kloster Zilkar trat er 2004 in die große monastische Universität von Sera ein, wo er sein Studium des Buddhismus fortsetzte. Unter seinen Mitstudenten galt er als der beste. Auf die Demonstrationen von 2008 hin behielt ihn die chinesische Polizei etwa ein halbes Jahr in Gewahrsam, woraufhin er in seine Heimatstadt zurückzukehren mußte. So studierte er in dem dortigen Kloster weiter und während der Winterferien lehrte er Hunderten von tibetischen Jugendlichen in Dzatoe und Chumarleb (chin. Qumalai) Religion, Geschichte, Grammatik und Dichtung. 2011 wurde er zu einem Lehrbeauftragten für tibetische Sprache im Kloster Zilkar ernannt. Eine seiner Hauptleistungen war die Abfassung vieler neuer tibetischer Lehrtexte für die Schule.

(1) 20. Juni 2012, „Zwei Tibeter verbrennen sich selbst und fordern Unabhängigkeit für Tibet

(1) 4. September 2012, „Fünf tibetische Mönche des Klosters Zilkar in der Präfektur Yulshul festgenommen