5. Februar 2013
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, www.tchrd.org

Tibeter stirbt Monate, nachdem die Polizei Sprengstoff gegen Demonstranten einsetzte

Ein Tibeter starb einen langsamen und qualvollen Tod, annähernd neun Monate, nachdem er im März letzten Jahres bei einem brutalen Angriff der chinesischen Polizei auf eine friedlich protestierende Menge schwer verletzt worden war.

Der dem TCHRD zugegangenen Information zufolge starb Gyerig Thar, 35, am 17. November 2012 in einem Krankenhaus in Siling (chin. Xining), der Hauptstadt der Provinz Qinghai. Infolge schwerer Verletzungen, die er bei dem exzessiven Gewalteinsatz der Polizei davongetragen hatte, mußte er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort lag er die nächsten neun Monate, unfähig auch nur ein Wort zu äußern. In Spezialkliniken wurde er dreimal am Gehirn operiert, doch trotzdem schwand bei seiner Familie die Hoffnung auf sein Überleben immer mehr. Schließlich war er zu schwach, um Nahrung aufzunehmen und bei sich zu behalten. Nicht einmal mehr Medizin konnte er schlucken.

Gyerig Thar zu Lebzeiten in einer Chuba und aufgebahrt unter einem Portrait des Dalai Lama

Gyarig Thar nahm am 18. März 2012 an einem friedlichen Protestmarsch von über eintausend Tibetern im Bezirk Ba Dzong oder Gepasumdo (chin. Tongde) in der TAP Tsolho (chin. Hainan), Provinz Qinghai, teil. Anlaß für den Protestmarsch war die willkürliche Festnahme von 50 Mönchen des Klosters Shingtri (auch Ba Shantre genannt) in Ba Dzong (1).

Am 15. März 2012 hatten die Mönche des Klosters Shingtri in friedlicher Weise protestiert, sie forderten die „Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama“, „Freiheit“ und „gleiche Rechte für die tibetische Sprache“. Verbotene tibetische Flaggen mit sich tragend marschierten sie zu den lokalen Verwaltungsämtern. Immer mehr Tibeter schlossen sich dem Protestmarsch an. Schließlich nahm die chinesische Polizei über 50 Mönche fest.

Gyarig Thar machte drei Tage später bei einer weiteren Demonstration mit, um die Freilassung der festgenommenen Mönche zu fordern. Die Protestierenden sammelten sich vor einem lokalen Regierungsgebäude und appellierten an die Behörden, die Mönche freizulassen. Sie warteten solange vor dem Gebäude, bis die Offiziellen ihnen eine baldige Freilassung der Mönche zusicherten. Als die Mönche am Nachmittag jedoch immer noch nicht frei waren, begannen die Tibeter erneut zu protestieren. Und in dem Augenblick stürzte sich ein Trupp Sicherheitskräfte und bewaffneter Polizei auf sie, um die Demonstration aufzulösen.

Quellen zufolge sei die Lokalpolizei mit exzessiver Gewalt vorgegangen, sie habe Tränengaspatronen und Sprengstoff in die Menge geworfen. Andere Quellen berichteten sogar vom Einsatz von Handgranaten gegen die unbewaffneten tibetischen Demonstranten. Bei dem Tumult seien viele Tibeter verletzt worden und ein 12jähriger Junge sogar gestorben. Die Verletzten wurden dann unter strenger Überwachung hospitalisiert.

Gyarig Thjar stammt aus dem Dorf Gon-gongma Tagkor in Ba Dzong in der Präfektur Tsolho. Er hinterläßt trauernde 10 Familienmitglieder, darunter seinen Vater Gonpo, seine Mutter Tsering Tso, sowie seine Söhne Chagthar Gyal, 13, und Taglha Tsering, 10.

(1) 19. März 2012, „Dutzende Tibeter bei einem Polizeieinsatz mit Sprengstoff und Tränengas verletzt, ein Kind getötet