8. August 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, TCHRD, www.tchrd.org

Chinesische Polizei nimmt im Zusammenhang mit Dolkar Tsos Selbstverbrennung drei Mönche fest

Die Sicherheitskräfte nahmen drei tibetische Mönche des Klosters Tsoe, TAP Kanlho, Provinz Gansu, fest, in dessen Nähe sich am Vortag eine Tibeterin selbst verbrannt hatte, und lösten damit nach dortigen Quellen neue Protestaktionen aus.

Die drei Mönche wurden festgenommen, weil sie sich um Dolkar Tsos verbrannten Körper gekümmert hatten. „Gestern Nacht drang die chinesische Polizei in das Kloster Tsoe ein und nahm die Mönche Choephel, Sherab und Tsondru fest“, verlautet aus einer dortigen Quelle.

Mönche des Klosters Labrang auf dem Weg zu Dolkar Tsos Dorf

„Tsondru wurde am nächsten Morgen wieder freigelassen, doch bald traf die chinesische Polizei in einem Dutzend Fahrzeugen ein und versuchte 17 weitere Mönche festzunehmen, denen sie vorwarf, Dolkar Tso ins Kloster gebracht zu haben“.

Daraufhin bedrängten die Mönche und Ortsansässigen die Polizei und forderten die Freilassung der Festgenommenen: „Mönche und Laien strömten in großer Zahl vor der Gebetshalle des Klosters zusammen und forderten, daß der Mönch Choephel freigelassen würde. Sie sind entschlossen, solange zu demonstrieren, bis dies geschieht“.

Kurz nach Mittag am 8. August machten sich um die 300 Mönche des nahegelegenen großen Klosters Labrang Tashikyil auf den Weg, um Gebete für Dolkar Tso zu rezitieren und ihrer Familie ihr Beileid auszusprechen, sie wurden jedoch von der chinesischen Polizei angehalten. „Die Offiziellen drohten damit, disziplinarisch gegen die Mönche vorzugehen und ihre Fahrzeuge zu konfiszieren, doch diese stiegen einfach aus und versuchten zu Fuß zum Haus der Familie zu gelangen“.

„Da traten Angehörige des Klosterverwaltungsrates heraus und baten die Mönche, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen. So setzten die Mönche sich vor dem Tor der buddhistischen Dialektik-Schule auf den Boden und begannen dort zu beten. Und es wurden immer mehr Mönche“.

Dolkar Tswo hinterläßt eine fünfjährige Tochter und einen dreijährigen Sohn, ihr Mann Pema Dhondup, 24, kommt aus dem Dorf Bharmanang. „Dolkar Tso ist aus einer Bauernfamilie. Obwohl sie des Lesens und Schreibens unkundig war, hörte sie regelmäßig die Nachrichten von Radio Free Asia im Amdo-Dialekt. Wenn sie zum Viehhüten in die nahegelegenen Berge ging, nahm sie ihr kleines Kofferradio stets mit. Sie war gut informiert über das, was in und um Tibet geschah und die Selbstverbrennungen setzten ihr sehr zu. Als Kind hatte sie gehört, wie ältere Leute von den frühen Jahren der chinesischen Besatzung erzählten. Auch einige Mitglieder ihrer Familie wurden damals öffentlich gedemütigt und bekamen die Brutalität der Besatzer zu spüren“, verlautet aus der Quelle des TCHRD.

Eine große Zahl an bewaffneter Polizei ist nun im Dorf Tasur im Einsatz, um die Bewegungen der Familie und der Verwandten von Dolkar Tso und anderer Tibeter, die dort eintrafen, um die letzten Riten für sie durchzuführen, zu überwachen. Die Bestattung ist für den 12. August vorgesehen.

Einen Tag nach ihrer Tat seien staatliche Reporter zu dem Haus ihrer Familie in das Dorf Tasur in der Gemeinde Nawu gekommen und hätten versucht, ihren verbrannten Leib zu fotografieren, doch die dort anwesenden Tibeter hätten dies verhindern können.

Mit Dolkar Tsos feurigem Protest am Dienstag stieg die Zahl der Selbstverbrennungen seit Februar 2009 auf 46. Am Montag (6. August) hatte sich der Mönch Lobsang Tsultrim vom Kloster Kirti in der TAP Ngaba selbst angezündet. Um Mitternacht am selben Tag erlag er seinen schweren Verbrennungen, teilte der Mönch Kanyag Tsering vom Schwesterkloster Kirti in Indien mit: „Die Chinesen äscherten seinen Leib ein und übergaben dann der Familie die Asche“.

„In der Nacht des 7. August verbrannten vier Mönche des Klosters Kirti seine Asche noch einmal zeremoniell auf einem Bestattungsfeld in der Nähe des Klosters“.

Bei seinem Protest rief Lobsang Tsultrim, der Dalai und der ebenfalls im Exil lebende Abt seines Klosters, der Kirti Rinpoche, möchten nach Tibet zurückkehren, er verlangte Freiheit für Tibet und die Wiedereröffnung der Klosterschule in Kirti, die die Behörden 2008 geschlossen hatten.

Er tat etwa zehn Schritte, ehe er zu Boden fiel. Dann kam die chinesische Polizei, löschte das Feuer, schubste den übel verbrannten Mönch in ein Fahrzeug und fuhr ihn ins Bezirkskrankenhaus von Ngaba. Eine halbe Stunde später war er tot. Lobsang Tsultrim hinterließ ein Testament, dessen Inhalt jedoch unbekannt ist. Die Behörden drohten einem jeden, der versuchen sollte, diese Botschaft außerhalb des Kirti Klosters zu verbreiten, eine zehnjährige Gefängnisstrafe an.