21. November 2012
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, www.tchrd.org, Phayul, www.phayul.org

Tibeter setzt sich an einer Goldmine in Amdo in Brand und stirbt

Tsering Dhondup, 35, starb, nachdem er seinen Körper aus Protest gegen den Goldabbau direkt an einer Golderzgrube im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, verbrannte.

Der Vater dreier Kinder zündete sich am 20. November zwischen sieben und acht Uhr Ortszeit vor dem Eingang zu einem Goldabbaugebiet am Berg Ghong-ngon Lari in der Gemeinde Achok, Bezirk Sangchu, an.

Tsering Dhondup
Golderzgrube am Gong-Ngon La-Ri, wo er sich verbrannte

Den Quellen zufolge hat der Golderzabbau der Chinesen an dem den Tibetern heiligen Berg der Lokalbevölkerung schwer zugesetzt, die Wasserläufe verunreinigt und die Weiden für das Vieh unbrauchbar gemacht. Die ortsansässigen Tibeter haben immer wieder friedliche Proteste abgehalten und zahlreiche Gesuche an die Behörden gerichtet, um den Goldabbau zu stoppen. Doch alle ihre verzweifelten Rufe stießen auf taube Ohren.

Mit seinem feurigen Protest wollte Tsering Dhondup auf die Leiden und Probleme der Tibeter durch die Bergbauaktivitäten aufmerksam machen. Er setzte sich stets für Freiheit in Tibet ein, er schloß sich den Rufen nach der Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und des Karmapa nach Tibet an und forderte die Freilassung aller politischen Gefangenen einschließlich des 11. Panchen Lama. Ebenso war er als ein Verfechter des Umweltschutzes bekannt, der sich große Sorgen wegen des Bergbaus der Chinesen in der Gegend machte.

„Die Ortsansässigen sagen, daß Tsering Dhondup ein freundlicher und liebenswürdiger Mensch gewesen sei, dem Tibet sehr am Herzen lag und der sich stets um das Wohlergehen seiner Landsleute kümmerte“, verlautet aus einer Quelle.

Der Körper von Tsering Dhondup wurde in sein Heimatdorf Chu-ngen-nang (auch Khi-ngen genannt) in der Gemeinde Amchok gebracht. Über 300 Mönche aus dem Kloster Amchok rezitierten Gebete und vollzogen andere Rituale, während Tibeter aus den umliegenden Dörfern wie Luchu (chin. Luqu) herbeikamen, um Butterlampen für den Verstorbenen darzubringen und für ihn zu beten.

Tsering Dhondup hinterläßt seine Eltern Lhubhub Gyal und Drukmo Tso, seine Frau Tamdin Tso und drei Kinder Lhamo Kyi, 16, LhaTruk, 15, und Lhamo Kyab, 8.

Die Behörden haben die Restriktionen in der Gemeinde Amchok seit dem Feuertod eines anderen Tibeters, dem von Lhamo Tsetan am 26. Oktober, vor einem Verwaltungsgebäude in Amchok verschärft.

„Jetzt ist die Gegend um Amchok voller chinesischer Polizei, und die Tibeter haben es schwer, zum Ort der Bestattung von Tsering Dhondup und zu den Gebetsritualen zu gelangen“, meldete RFA. „Doch seine Überreste sind in den Händen von Tibetern“.

Tsering Dhondup ist der 16. Tibeter, der sich in diesem Monat selbst verbrannte. 78 [80] Tibeter, deren Fälle uns bekannt wurden – Mönche und Nonnen, junge Mütter und Schüler, Künstler und Schriftsteller, Bauern und Nomaden –, verbrannten sich seit 2009 in Tibet, sie forderten einmütig Freiheit und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil.

Der Dalai Lama sagte kürzlich vor Reportern, Chinas repressive Politik und die entsetzliche Lage veranlaßten die Tibeter, sich in Brand zu setzen: „Die unerträgliche Lage in Tibet ist die Ursache für diese unglücklichen Ereignisse. Ich bin sehr betrübt über diese Entwicklung, dies sind Symptome von Furcht, der Unterdrückungspolitik, die China in Tibet betreibt. Es ist an der Zeit, daß China realistischer denkt“.

Der Tibetischen Zentralverwaltung zufolge liegen die Gründe für die Selbstverbrennungen auf der Hand: politische Repression, wirtschaftliche Marginalisierung, Umweltzerstörung und kulturelle Assimilation.

„Die Schuld an der gegenwärtigen Tragödie in Tibet ist bei der chinesischen Regierung zu suchen und ebenso die Lösung des Problems“, sagte Sikyong Dr. Lobsang Sangay, das gewählte Oberhaupt des tibetischen Volkes, Anfang des Monats. „Wir sind fest davon überzeugt, daß ein Ende der Repression auch den Selbstverbrennungen ein Ende setzen wird“.