22. Juni 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Tibetischer Nomade wegen Demonstration von 2008 in Machu festgenommen

Der 34jährige Shonu Palden wurde am 18. Juni in einem Restaurant in der Gemeinde Belpen im Bezirk Machu (chin. Maqu), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, festgenommen. Während er im Restaurant saß, fuhren plötzlich vier Polizeifahrzeuge vor, um ihn festzunehmen.

Shonu Palden

Am 20. Juni begaben sich dann über zehn ortsansässige Tibeter zu der Bezirksverwaltung vorstellig, um sich nach dem Verbleib von Shonu zu erkundigen. Aber nur fünf Personen wurden hereingelassen, sie bekamen zu hören, der Grund für Shonu Paldens Festnahme sei, daß er unter Verdacht stünde, hinter den Demonstrationen im Bezirk Machu von 2008 zu stecken. Die Beamten sagten, Shonu Palden würde einen Monat zur Vernehmung in Gewahrsam gehalten, wonach eine Entscheidung getroffen würde. Dann schickten sie die Tibeter wieder weg.

Während der landesweiten Protestwelle von 2008 demonstrierten die Tibeter im Bezirk Machu drei Tage lang. Phayul berichtete damals, daß 12 Tibeter getötet und um die 200 schwer verletzt wurden, als die chinesischen Sicherheitskräfte auf die etwa 2000 Tibeter schossen, die bei einem Protestmarsch am 16. März 2008 Unabhängigkeit für Tibet forderten (1).

Die chinesischen Behörden erließen 2008 einen Haftbefehl gegen Shonu Palden, doch er konnte der unmittelbaren Verhaftung entgehen, indem er sich monatelang in den Bergen versteckt hielt.

Im Dezember 2011 forderten die Behörden Shonu Palden zum letzten Mal auf, sich freiwillig zu stellen, wenn er dies täte, könne er mit einer Strafmilderung rechnen, doch er ergab sich nicht.

Polizisten des Public Security Bureau hatten bereits Shonu Paldens älteren Bruder Tashi Gyatso, einen Mönch des Klosters Sarma im Bezirk Machu, am 8. April 2010 festgenommen. Ihm wurde angelastet, „verbotene Informationen über Tibet ins Internet zu stellen, telefonische Kontakte zum Ausland zu pflegen und einen Fernsehapparat in seinem Zimmer so angeschlossen zu haben, daß er ausländische Sendungen [die verbotenen tibetischsprachigen Sendungen von Voice of America] anschauen kann. Tashi Gyatso galt lange Zeit als vermißt, aber es scheint, daß er inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist.

Shonu gehört zu einer Nomadenfamilie im Dorf Rongkor, Gemeinde Belpen, Bezirk Machu, TAP Kanlho. Seine Eltern heißen Gontse und Dechen, er selbst ist Vater zweier kleiner Kinder, eines davon ist erst wenige Monate alt.

Als sich die zehn Tibeter zu der Bezirksverwaltung begaben, befand sich Shonu noch im Bezirk Machu im Gewahrsam, aber jetzt weiß man nichts mehr über seinen Verbleib und seinen Zustand.

(1) 18. März 2008, „Chinesische Polizei tötet bei Protesten in Machu 12 Tibeter