6. November 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Fünf tibetische Mönche, die seit Monaten verschwunden waren, zu sechs bis sieben Jahren Gefängnis verurteilt

Monate nach ihrer willkürlichen Festnahme und ihrem Verschwinden sind fünf tibetische Mönche des Klosters Drango zu Gefängnisstrafen von sechs bis sieben Jahren verurteilt worden. Sie waren angeblich an der Protestaktion vom 23. Januar im Bezirk Drango (chin. Luhuo) der TAP Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, beteiligt (1).

Lobsang Tenzin
Thinley
Tashi Thubwang

Einer bestätigten, dem TCHRD zugegangenen Information zufolge wurde Tulku Lobsang Tenzin, 40, ein reinkarnierter Lama und Abt des Klosters Gochen, zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, Geshe Tsewang Namgyal, 40, ein Lehrer im Kloster Drango, sowie der Buchhalter Tashi Thubwang alias Dralha, 31, zu jeweils sechs Jahren. Thinley, der den Klosterladen führte, bekam fünf Jahre, und Geshe Tenzin Palsang, alias Tenga, ein langgedienter Verwalter des Klosters, sechs Jahre.

Seit ihrer Festnahme Ende Januar in einem Internet-Café in Chengdu waren Geshe Lobsang Tenzin, Geshe Tsewang Namgyal, Dralha und Thinley verschwunden (2). Geshe Tenzin Palsang wurde am 2. April in Drango festgenommen, und niemand wußte etwas über seinen Verbleib bis zu der Verurteilung jetzt (3).

Den Angehörigen der Mönche zufolge fällte ein Mittleres Volksgericht in Chengdu die Urteile, von dem sie erst zwei Wochen später erfuhren. Über die Anklagen, auf Grund derer sie verurteilt wurden, ist nichts bekannt.

Drei weitere Tibeter, deren Namen man kennt (Yonten Sangpo, Tashi Dhargye und Namgyal Dhondup), sind seit ihrer Festnahme auf die Proteste in Drango vom 23. Januar hin verschwunden.

Hunderte von Tibeter waren am 23. Januar 2012, dem ersten Tag des chinesischen Neujahrfestes, auf die Straße gegangen, um Freiheit und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil zu fordern. Die chinesischen Sicherheitskräfte gingen mit roher Gewalt gegen die Demonstranten vor, sie schossen auf die unbewaffneten Tibeter. Sechs Personen kamen dabei ums Leben und 43 erlitten zum Teil ernste Verletzungen.

Geshe Tsewang Namgyal
Geshe Tenzin Palsang

Auf die Proteste hin nahmen die Behörden groß angelegte Fahndungen nach eventuellen Teilnehmern an der Demonstration vor, wobei sie bei einem Vorfall zwei Brüder erschossen, die sich in den nahegelegenen Bergen in ihrem Sommerquartier versteckt hatten.

Die Gerichte in Osttibet verurteilten Dutzende von Tibetern, sowohl Mönche als auch Laien, wegen ihrer Beteiligung an dem Protest vom 23. Januar zu verschieden langen Strafen, von neun Monaten bis lebenslänglich.

Quellen zufolge wurde seit der Ernennung eines anderen Parteisekretärs in Kardze eine neue Politik eingeführt: Speziell ausgebildete Kader, die in alle Winkel der Präfektur entsandt werden, haben die Aufgabe, die Aktivitäten der Tibeter zu überwachen. Sie müssen aufpassen, daß es zu keinen Selbstverbrennungen kommt, daß sich die Tibeter nicht in großer Zahl irgendwo versammeln und daß keine „Staatsgeheimnisse“ an Außenstehende verraten werden.

(1) 2. Februar 2012, „Blutige Bilder der in Drango getöteten und verletzten Tibeter aufgetaucht

(2) 1. Mai 2012, „Seit dem Massaker von Drango sind vier tibetische Mönche immer noch verschwunden

(3) 5. April 2012, „Ranghöherer tibetischer Mönch des Klosters Drango von Sicherheitsbeamten festgenommen