17. April 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Tibeter geschlagen und festgenommen, weil sie gegen die Bestechlichkeit der Obrigkeit protestierten

Am 14. April sind etwa 100 Tibeter im Dorf Adhue im Bezirk Ngaba, Provinz Sichuan, von der bewaffneten Polizei geschlagen worden, weil sie dagegen protestierten, daß die Lokalverwaltung zwei korrupte Beamte auszeichnen und ehren wollte. Einige trugen größere Verletzungen davon, wie Lopen Kyab, der ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte.

Ein paar Offizielle von der Bezirksverwaltung kamen in das Dorf und sprachen lobende Worte über zwei Amtspersonen, die bei den Tibetern als korrupt galten. Sie verdächtigten sie der Unterschlagung von Geldern, die für den Bau von Häusern für die örtliche Bevölkerung vorgesehen waren. Obendrein sollten diese Personen auch noch für ihre „gute Arbeit“ ausgezeichnet werden.

Nomaden-Ansiedlung: Reihenhäuser,
Bild: Woesers Blog Seite

Als sie dies erfuhren, brachten die Tibeter ihre Mißbilligung zum Ausdruck. Sofort stürzten sich bewaffnete Polizisten, die in zehn Lastwagen die Beamten zum Dorf Adhue begleitet hatten, auf die Menge und schlugen auf sie ein. Zu Anfang der Ansprache hielt sich die bewaffnete Polizei etwas abseits und war nicht sichtbar, aber kaum hatten die Tibeter zu protestieren begonnen, war sie zur Stelle. Quellen zufolge seien 15 bis 20 Leute festgenommen worden, über ihren Verbleib und Gesundheitszustand ist nichts bekannt.

2008 hatte die Regierung ein als „Omaylue“ bekanntes Gelände, einen Gemeinschaftsbesitz der Bewohner von Adhue, unter dem Vorwand, dort ein Altersheim bauen zu wollen, beschlagnahmt. Bisher diente der Platz gemeinschaftlichen Zwecken, die Dorfbewohner hielten hier gemeinsam Gebete ab, wenn hohe Lamas kamen, lauschten sie dort ihren Belehrungen, Gemeindefeste und Picknicks fanden ebenfalls dort statt. Die Tibeter hatten sich von Anfang an gegen die Aneignung von „Omaylue“ durch den Staat gewehrt.

Und statt eines Altenheimes wurde dann eine riesige Kaserne auf dem Platz gebaut, der jetzt voller Soldaten und paramilitärischen Kräften ist.

In der Nachbarschaft von „Omaylue“ ließ die Regierung – angeblich im Namen staatlicher Hilfe an die Einheimischen -- kleine Reihenhäuser errichten, so wie sie jetzt überall in Tibet üblich sind. Ende 2011 erklärte sie jedoch, die Häuser hätten je 80.000 Yuan gekostet, wovon der Staat 70.000 Yuan übernehme. Jeder Haushalt müsse die restlichen 10.000 Yuan zuzüglich Zinsen selbst aufbringen. Die Tibeter entgegneten, die Häuser seien ihnen als Beihilfe vom Staat zur Verfügung gestellt worden, von einer Geldforderung an sie sei niemals die Rede gewesen, und sie seien nicht in der Lage die für sie hohe Summe aufzubringen. Seitdem sind viele Tibeter von den Bezirks- und Gemeindebehörden rechtlich belangt worden. Bereits als die Häuser gebaut wurden, verdächtigen die Ortsbewohner besagte zwei Amtspersonen der Veruntreuung von Geldern.

Weiterhin verurteilten die chinesischen Behörden im Januar 2012 einen Tibeter des Dorfes Adhu Thawa zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren, weil sie ihn während einer Demonstration auf ihrer Kamera eingefangen hatten. Tsering Tashi, 33, aus der Rongba-Familie hatte an den friedlichen Protestaktionen nach der Selbstverbrennung von Phuntsok Jarutsang am 16. März 2011 teilgenommen. Es scheint, daß die Sicherheitskräfte, die ja routinemäßig die Protestaktionen der Tibeter filmen, ihn anhand einer Aufnahme identifizierten.