10. August 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, TCHRD, www.tchrd.org

Selbstverbrennung eines jungen Nomaden in Ngaba, nach dem die Polizei fahndete

Wieder verbrannte sich ein junger Tibeter in der Präfektur Ngaba, wo die Bevölkerung bereits seit Monaten von den Sicherheitskräften drangsaliert wird. Es ist dies die dritte Selbstverbrennung innerhalb einer Woche.

Der 24jährige Choepa setzte sich in der Gemeinde Meruma, TAP Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan, in Brand, was sofort die Polizei auf den Plan rief, die das Feuer löschte und ihn wegschaffte.

„Zeugen des Geschehens konnten nicht sagen, ob er noch am Leben war oder nicht, aber angesichts der schweren Verbrennungen, die er erlitt, geben sie ihm wenig Chancen zu überleben“, teilten die Mönche Lobsang Yeshe und Kanyag Tsering aus Dharamsala mit.

Sicherheitskräfte in Meruma (Bildquelle: TPI)

„Auch wenn er gestorben sein sollte, könnten die Zeugen nicht angeben, wo sich sein Leichnam befindet“. Choepa habe, von Flammen umlodert, Slogans gerufen, ehe er von dem Sicherheitspersonal überwältigt wurde. „Innerhalb von Minuten war das Sicherheitspersonal zur Stelle, löschte die Flammen und nahm ihn gewaltsam weg“.

Später wurde gemeldet, daß Choepa starb, noch während er von den Sicherheitskräften weggefahren wurde.

Der Familie des Toten wurde von den Behörden verboten, ihn auf traditionelle Weise zu bestatten. Es heißt, er sei nach Barkham transportiert und dort verbrannt worden. Später hätte man seiner Familie die Asche übergeben.

Choepa hatte bereits am 21. Januar das Interesse der Behörden wachgerufen, als er gemeinsam mit anderen eine Mahnwache und Demonstration mit Kerzen veranstaltete. Man hatte danach regelrecht Jagd auf ihn gemacht, aber es war ihm gelungen zu entkommen.

„Choepa war auf der Flucht und hielt sich seit der Demonstration im Verborgenen. Die chinesische Polizei konnte ihn nicht fassen, bis er sich freiwillig stellte und am vergangenen Freitag verbrannte“, heißt es aus einer Quelle des TCHRD.

Choepa wird nun von seinen Eltern, Paelo und Madron, sowie drei Geschwistern überlebt.

Free Tibet, eine Unterstützer-Gruppe aus London, sagte, auf den feurigen Protest hin seien noch mehr Sicherheitskräfte nach Meruma, einer Nomadensiedlung, 27 km östlich der Stadt Ngaba, abkommandiert worden. Die Direktorin von Free Tibet, Stephanie Brigden, vermutet, die sehr gespannte Lage in Meruma, wo seit den Protesten im Januar viele Personen festgenommen wurden oder verschwunden sind, könnte der Auslöser für diesen neuerlichen Feuerprotest gewesen sein.

„Wie so viele Tibeter, sah Cheopa keinen anderen Weg mehr als sich in Brand zu setzen, um gegen die chinesische Besatzung zu protestieren.

Choepa ist die dritte Selbstverbrennung innerhalb von fünf Tagen in Tibet. Insgesamt haben sich seit 2009 nun 48 Tibeter angezündet, wobei sich fast alle diese Proteste in den von Tibetern besiedelten Provinzen Westchinas ereigneten.

Kommentar von Tibet Post International (TPI): Fast fünfzig Tibeter haben sich in den letzten Jahren in Tibet aus Protest gegen die repressive Politik des kommunistischen Regimes Chinas in Brand gesetzt. Dieses behauptet jedoch, die Tibeter erfreuten sich der Religionsfreiheit und eines verbesserten Lebensstandards, der ihnen dank der von China betriebenen wirtschaftlichen Entwicklung ermöglicht worden sei.

„Im Laufe der letzten drei Jahre haben sich über 50 Leute, zumeist junge Tibeter in Brand gesetzt, es ist dies der größte Selbstverbrennungs-Freiheitskampf in der Geschichte der Menschheit“, kommentierte Nyima, ein politischer Analyst in Indien. „Alle drücken ihre Verzweiflung über den Mangel an Menschenrechten, eigener Kultur und Religionsfreiheit, sowie den Wunsch nach der Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet aus“.

“Vor der Besetzung Tibets durch China gab es keine einzige Selbstverbrennung. Wenn alle Tibeter die ihnen zustehenden Rechte in Politik, Wirtschaft und ihrem täglichen Leben hätten, dann sollten sie doch Chinas Loblied singen, und nicht gegen die Regierung protestieren. Leider ist es immer noch die einzige Option für Tibeter: Selbstverbrennung, um ihren Stimmen Gehör zu verschaffen“.