18. Juni 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Zwei Tibeter verurteilt, weil sie gegen Korruption protestierten - Acht Jahre Gefängnis für Kirti-Mönch

Ein Gericht in der TAP Ngaba, Provinz Sichuan, hat Anfang des Monats zwei Tibeter verurteilt, weil sie sich weigerten, in die mit staatlichen Zuschüssen errichteten Häuser einzuziehen. Am 2. Juni verurteilte der Volksgerichtshof von Ngaba den 40jährigen Pulten zu drei Jahren und den 37jährigen Gyurko zu zwei Jahren Gefängnis.

Die beiden Bewohner des Dorfes Adhu hatten sich geweigert, die Schlüssel für die kleinen vom Staat erbauten Häuser entgegenzunehmen. Von den Gesamtkosten von 80.000 Yuan wurde nämlich ein Anteil von 10.000 Yuan zuzüglich Zinsen von ihnen gefordert, obwohl diese Häuser ihnen als staatliche Hilfeleistung unentgeltlich zugesichert worden waren. Anfänglich war keine Rede von einem Eigenanteil, weshalb sie jetzt nicht in der Lage waren, die geforderte Summe aufzubringen.

Kirti-Mönch Lobsang Phuntsok

Wie genau die Anklagen gegen Pulten und Gyurko lauten, ist nicht bekannt, aber sie wurden festgenommen, weil sie die Behausungen zurückwiesen. Heutzutage werden die tibetischen Häftlinge nicht mehr in der Region Ngaba festgehalten, sondern zur Verbüßung ihrer Strafen an entfernte Orte verfrachtet.

Am 14. April 2012 protestierten die Bewohner des Dorfes Adhu gegen den Plan der Behörden, zwei Lokalbeamte öffentlich auszuzeichnen, denn bei den Tibetern standen diese unter dem Verdacht, öffentliche Gelder für den Bau von Häusern veruntreut zu haben. Als die Tibeter ihren Unmut äußerten, rückte die bewaffnete Polizei, die besagte Beamte begleitet hatte, in zehn Mannschaftswagen an und drosch auf sie ein. An die 100 Tibeter trugen Verletzungen davon und 15-20 wurden festgenommen. Das TCHRD berichtete bereits früher über diesen Vorfall (1).

Am 1. Mai 2012 marschierten dann um die 200 Tibeterinnen aus verschiedenen Dörfern des Bezirks Ngaba, auch aus Adhu und Gyade, zur Bezirksverwaltung und forderten die Freilassung der am 14. April Festgenommenen. Obwohl unseren Quellen zufolge die meisten der nach der Protestbekundung vom 14. April Festgenommenen inzwischen freigelassen wurden, befindet sich Pema von der Bengetsang Sippe im Dorf Peke, Gemeinde Andu, der die Annahme der staatlichen gebauten Behausung ebenfalls verweigert hatte, weiterhin in Haft im Bezirk Ngaba. Er wurde noch nicht vor Gericht gestellt.

Verschwundener Mönch des Klosters Kirti verurteilt:

In einem anderen Fall wurde ein Mönch des Klosters Kirti in Bezirk Ngaba (chin. Aba) zu acht Jahren Haft und vier Jahren Entzug der politischen Rechte verurteilt. Wann das Präfekturgericht von Ngaba Lobsang Phuntsok genau verurteilte, ist nicht bekannt, ebenso wenig wie die Anklagen gegen ihn lauten.

Seit der Festnahme des 29jährigen Lobsang Phuntsok am 17. Oktober 2011 war sein Verbleib unbekannt (2). Kurz nach der Gerichtsverhandlung wurde er an einen anderen Ort zur Ableistung seiner Strafe verbracht.

(1) 17. April 2012, „Tibeter geschlagen und festgenommen, weil sie gegen die Bestechlichkeit der Obrigkeit protestierten“,

(2) 20. Oktober 2011, „Zwei Festnahmen in Ngaba