4. Februar 2011
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy
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Tibetischer Schriftsteller Kalsang Tsultrim zum zweiten Mal festgenommen

Kalsang Tsultrim, der auch unter dem Pseudonym Gyitsang Takmig bekannt ist, wurde am 16. Dezember 2010 im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, erneut verhaftet. Das Public Security Bureau der Stadt Tsoe lud ihn vor, aber ließ ihn nach der Vernehmung nicht mehr los. Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie erfuhr von einer dortigen Quelle, daß er im Polizei-Haftzentrum der Stadt Tsoe festgehalten wird.

Kalsang Tsultrim wurde erstmals am 27. Juli 2010 im Bezirk Dzoege, TAP Ngaba, Provinz Sichuan, wegen angeblichen „politischen Fehlverhaltens“ festgenommen. Er hatte nämlich ein Video mit „verbotenen Inhalten“ in Umlauf gebracht (1).

Kalsang Tsultrim bei seiner Videobotschaft

Bei seiner Freilassung im Oktober 2010 befahl man ihm, seine alte Mobiltelefon-Nummer beizubehalten, und einer seiner Verwandten mußte sich schriftlich verpflichten, daß Kalsang sich an die von den Behörden gestellten Bedingungen halten würde. „Sie sagten, daß sie ihn sechs Monate lang unter strenger Beobachtung halten würden, und falls er sich in dieser Zeit irgend etwas zuschulden kommen ließe, würde er erneut verhaftet werden“, informierte ein Verwandter von Kalsang im Oktober 2010.

Im August 2009, ein Jahr nach den massiven anti-chinesischen Unruhen in Tibet, war es Kalsang gelungen, seinen Video-Appell an den chinesischen Grenzkontrollen vorbei ins Ausland zu schicken. In dem Video fleht er die internationale Gesellschaft an, „schnell zugunsten des tibetischen Volk zu handeln“, damit die Repression ein Ende finde. Er sprach sich auch für die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet aus (2).

In diesem Video informierte er ausführlich über die Ereignisse in Tibet seit der Flucht des Dalai Lama ins Exil, über das Leiden des tibetischen Volkes, seine Hoffnungen und Aspirationen. Er appellierte an die ganze Welt, sich dafür einzusetzen, daß die Repression in Tibet so schnell wie möglich ein Ende habe.

Außer über die glorreichen vergangenen Zeiten Tibets sprach Kalsang auch von seiner Sorge um das Überleben der tibetischen Religion und Kultur, die Repression der letzten Jahre und die von den chinesischen Behörden begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen in Tibet.

Dem TCHRD zufolge nahm er sein einstündiges Video am 19. Juli 2009 auf. Später wurde es, ergänzt durch andere inhaltlich verwandte Videosequenzen und Bilder, in Form einer DVD herausgegeben. Diese fand in den tibetischen Gegenden von Gansu, Qinghai und Sichuan, also in Teilen der traditionellen Provinzen Amdo und Kham, weite Verbreitung.

Kalsang wollte sein Video so viel wie möglich in Tibet verteilen, „um in erster Linie das ungebildete und allgemeine Publikum“ aufzuklären über die „wahre Geschichte des tibetischen Freiheitskampfes, die Forderung des Dalai Lama nach echter Autonomie und den Mittleren Weg sowie über die Menschenrechtssituation in Tibet“. Er wollte der „täglichen Dosis an Regierungspropaganda“ etwas entgegensetzen.

Kalsang, der sich in dem Video als Gyitsang Takmig bezeichnet, ist ein Mönch des Klosters Gyitsang Gaden Choekhorling im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, Provinz Gansu. Dort kam es 2008 zu größeren Demonstrationen.

Es heißt, er sei wegen seiner schriftstellerischen Tätigkeit in seiner Gegend ziemlich bekannt. Er schrieb u.a. das Buch Miyul la phulway jampa („Dem Menschenreich dargebrachte Liebe“), das von den Sorgen und Nöten des tibetischen Volkes handelt.

Kalsangs Festnahme fügt sich ein in das gegenwärtige Muster der Verfolgung tibetischer Intellektueller, wie Künstler, Schriftsteller, Blogger und anderer Kulturschaffender, ja sogar erfolgreicher Geschäftsleute, durch den Staat.

(1) 23. August 2010, „Noch ein tibetischer Intellektueller festgenommen - Kalsang Tsultrim, Autor eines mutigen Videos“

(2) 1. September 2009: „Videobotschaft von Kalsang Tsultrim an die freie Welt: Ruf nach der Rückkehr des Dalai Lama und dem Ende der Repression“

(3) Das Video in tibetischer Sprache gibt es bei Tibetonline.