16. Februar 2009

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India,
phone/fax: +91 1892 223363 / 225874 / 229225, e-mail: office@tchrd.org, www.tchrd.org


Seite drucken
Pressemitteilung

Veranstalter eines Soloprotests in Lithang festgenommen

Wie das TCHRD aus zuverlässiger Quelle erfuhr, wurde ein Mönch des Klosters Nekhor im Bezirk Lithang der Tibetischen Autonomen Präfektur (TAP) Kardze festgenommen, weil er gestern demonstriert hatte. Er war ganz alleine.

„Gestern, um etwa 12 Uhr Mittag (Pekinger Standard Zeit) protestierte Lobsang Lhundup, ein Mönch des Klosters Nekhor, etwa 15 - 20 Minuten lang ganz alleine und auf friedliche Weise auf dem großen Marktplatz der Stadt Lithang, ehe er von den Polizisten des Public Security Bureau (PSB) und den Militärpolizisten der People’s Armed Police (PAP) festgenommen wurde. Er rief Parolen wie ‚Lange lebe der Dalai Lama’, ‚Unabhängigkeit für Tibet’, ‚Möge der Dalai Lama bald nach Tibet zurückkehren’ und ‚Keine festliche Begehung von Losar dieses Jahr’“, verlautet aus unserer Quelle.

Es heißt, Lobsang Lhundup sei zu Vernehmungszwecken in das Haftzentrum des PSB von Lithang verbracht worden. Berichten von Augenzeugen zufolge, die das Geschehen vor Ort verfolgt haben, wurde „der hinkende Lobsang, der sich nur mit Hilfe eines Gehstockes vorwärtsbewegen konnte, nach einer kurzen Protestaktion auf dem Hauptmarkt von den Sicherheitskräften überwältigt und in einem Polizeifahrzeug weggefahren“.

Lobsang Lhundup

Der 38jährige Lobsang Lhundup, gebürtig aus dem Dorf Gemo im Bezirk Lithang, TAP Kardze, ist ein Mönch des Klosters Nekhor, dem wichtigsten Kloster der vier um Lithang liegenden Dörfer. Seine Angehörigen, die Nomaden sind, verlegten vor einem Jahr ihren Wohnsitz von dem Dorf Gemo in die Stadt Lithang. Unserer Quelle zufolge war Lobsang Lhundup vor etwa zwei Wochen nach Vollendung der jährlichen Gebetszeremonie im Kloster Nekhor nach Hause zurückgekehrt.

2002 hatte Lobsang Lhundup Indien besucht, weil er den Kalachakra Belehrungen des Dalai Lama in Bodhgaya beiwohnen wollte. Diese mußten dann wegen einer Erkrankung des Dalai Lama abgesagt werden. Lobsang hielt sich bis zu den nächsten Belehrungen im Januar 2003 in Indien auf und kehrte danach nach Tibet zurück.

Das TCHRD drückt seine große Besorgnis wegen der Festnahme von Lobsang Lhundup aus und fordert seine sofortige Freilassung, weil seine Handlung nichts als eine friedliche Ausübung des Rechtes auf Meinungs- und Gedankenfreiheit darstellt. Die Behörden sollten sicherstellen, daß Lobsang Lhundup in dem Haftzentrum keiner Mißhandlung unterworfen wird. Das Zentrum erachtet den Fall als einen direkten Angriff auf die Meinungsfreiheit und Freiheit der Meinungsäußerung in Tibet. Die Freiheit der Meinung, der Meinungsäußerung und der Versammlung sind grundlegende Menscherechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert sind und auch in die chinesische Verfassung Eingang fanden.