1. September 2009
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Text auf Tibetisch

 

Videobotschaft von Kalsang Tsultrim an die freie Welt: Ruf nach der Rückkehr des Dalai Lama und dem Ende der Repression

Kürzlich gelangte eine Videobotschaft aus Tibet in die freie Welt, in der die internationale Gemeinschaft aufgerufen wird, unverzüglich zugunsten des vom Untergang bedrohten tibetischen Volkes aktiv zu werden. Kalsang Tsultrim, der sich schriftstellerisch betätigt und auch unter dem Pseudonym Gyitsang Takmig bekannt ist, ist ein Mönch des Klosters Gyitsang Gaden Choekhorling im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu.

Nur unter großer Gefahr konnte Kalsang Tsultrim diese Videobotschaft aufnehmen und unter die Leute bringen. In seinem Appell an die Außenwelt gibt er einen Abriß der tibetischen Geschichte seit der Flucht des Dalai Lama ins Exil, er spricht von der Mißachtung der grundlegenden Menschenrechte in Tibet, dem extremen Leiden des tibetischen Volkes, dem Kampf, den Hoffnungen und Sehnsüchten der Tibeter in Tibet. Das einstündige Video wurde am 18. Juli 2009 aufgenommen.

Inzwischen ist er verschwunden. Wie er in dem Video sagt, ist er bereit, sein Leben dafür zu opfern, daß er der Außenwelt mitteilen kann, wie es um Tibet steht. Er wußte, daß die Aufnahme dieser Botschaft das Todesurteil für ihn bedeuten kann.

Hier folgt seine Botschaft nach der englischen Übersetzung:

Meine tibetischen Brüder und Schwestern, die ihr mit mir das Volk und das Schicksal teilt, den heutigen Tag will ich trotz der immensen Gefahr für mein Leben besonders hervorheben, denn heute sind es 52 Jahre her, seit Seine Heiligkeit der Dalai Lama, Tenzin Gyatso, der für uns der Bodhisattva ist, im Exil lebt. Ich gedenke in diesem Jahr auch des X. Panchen Lama, der 15 Jahre in einem dunklen Kerker eingesperrt war [außerdem jährt sich 2009 auch der Todestag des X. Panchen Lama zum zwanzigsten Male]. Ich nenne mein Video: „Bericht über die Menschenrechtslage in Tibet“. Ob Tibet schließlich doch überlebt oder ausgelöscht wird – ich habe mich entschlossen, etwas dafür zu tun, dass der verzweifelte Kampf der Tibeter überall wahrgenommen wird.

Für mich ist Freiheit das jedem Tibeter zustehende Recht, seine Kultur, Religion und Tradition, kurz gesagt, die tibetische Lebensart zu pflegen und aufrechtzuerhalten. Es muss nicht besonders erwähnt werden, dass Tibet eine territoriale Einheit darstellt, die über eine einzigartige Geschichte, Lebensweise und ein reiches kulturelles Erbe verfügt. Seit der Zeit unseres 33. Königs, Srongtsen Gampo, der normalerweise von allen Tibetern anerkannt wird, ist Tibet ein ganz besonderes Land.

Da wir jedoch alle wissen, wie die Umstände im Tibet von heute sind, müssen wir unsere Tränen und unseren Verdruss tief in unseren Herzen vergraben. Tibet verlor seine Freiheit 1951 mit der Unterzeichnung des so genannten 17-Punkte-Abkommens. Es wurde mit üblen Absichten abgeschlossen. Unter Zugrundelegung der zeitgenössischen Berichte von außerhalb Tibets und der historischen Aufzeichnungen der Tibeter wurde die Unterzeichnung erzwungen, und das ist eine Tatsache, deren sich jeder bewusst ist. Ganz offensichtlich gab es keine Übereinstimmung zwischen den Vertragsparteien, sei es nun der Dalai Lama und der Panchen Lama oder Mao Zedong, der damals der Vorsitzende der VR China war. Unter diesen Umständen wurde Tibet zerrissen. Nach dem Einmarsch der Chinesen 1959 wurde Tibet gänzlich besetzt. Schließlich sah sich der Dalai Lama, der für uns Tibeter wie unser Auge oder unser Herz ist, gezwungen, am 17. März 1959 ins Exil zu gehen, damit eines Tages wieder die Sonne über Tibet aufgehen möge. Seit dem 22. März 1959, kurz nach seiner Flucht, gingen die chinesischen Invasionstruppen ganz offen und mit unfassbarer Gewalt gegen die Tibeter vor und schlachteten sie in Massen ab. Seither ist Tibet ein Land, wo jeder, der die Wahrheit sagt, verhaftet wird und ins Gefängnis kommt. Das ist es also, was sie die „friedliche Befreiung Tibets“ nennen.

Wie kann man es eine „friedliche Befreiung“ nennen, wenn Tausende dabei getötet und Unzählige inhaftiert wurden, was in diesem einst so friedlichen Land ein noch nie dagewesenes soziales Chaos auslöste? Während der Kulturrevolution, dieser Epoche des Wahnsinns und der gigantischen Zerstörung tibetischer Identität und kultureller Traditionen, überreichte der X. Panchen Lama furchtlos und ungeachtet der Gefahr für sich selbst die „70.000-Zeichen-Petition“. Daraufhin wurde er schließlich jahrelang eingesperrt und musste unvorstellbare Leiden und Demütigungen ertragen. Die Grundfreiheiten existierten in Tibet einfach nicht, so dass sogar eine so bedeutende Persönlichkeit wie der Panchen Lama ins Gefängnis kam, nur weil er die Wahrheit offen aussprach.

Seit den frühen 80er Jahren verbreitete sich in Tibet ein zaghafter Hauch von Freiheit. Man begann sich von den fatalen kulturellen Zerstörungen der tibetischen Kultur und Tradition zu erholen. Dennoch, wenn ich mir die letzten 50 Jahre ansehe, wird mir klar, dass die Chinesen die Tibeter immer als Feinde betrachtet haben. Was sie über uns denken, wird sehr anschaulich durch „die Saat die aus Blut erwächst“, beschrieben. Das rührt daher, dass die Chinesen nichts vom Dalai Lama, der tibetischen Kultur, Religion und Tradition wissen wollen. Alles, was sie wollen und was sie interessiert, ist das geographische Tibet und seine reichen natürlichen Ressourcen. Die Politik, die die Chinesen in Tibet durchsetzten, wie die Geburtenkontrolle, die Zugangsbeschränkungen für Novizen usw. sind hierfür Beweis genug. Ich bin überzeugt, daß diese Maßnahmen dazu dienen sollen, schließlich jegliche Form tibetischer Identität auszurotten. Als Tibeter glaube ich, dass wir über ihre Auswirkungen gründlich nachdenken müssen.

Weil es ihm unmöglich gemacht wurde, in seiner Heimat für das Wohl der Tibeter zu sorgen, floh Seine Heiligkeit der (XVII.) Karmapa (1999/2000) ebenfalls nach Indien, wo er in Freiheit wirklich etwas für die Tibeter tun kann. Auch Arjia Rinpoche [der ehemalige Abt des in Qinghai gelegenen Klosters Kumbum, der sich 1998 in die USA absetzte] sah sich gezwungen, Tibet zu verlassen, als ihm die chinesische Regierung befahl, den von China eingesetzten XI. Panchen Lama in sein Kloster einzuladen, er aber darauf bestand, dass die tibetische Kultur und die religiösen Traditionen, wie von der chinesischen Verfassung eindeutig vorgeschrieben, zu respektieren seien. Allein diese Beispiele zeigen, dass es in Tibet keinerlei Freiheit gibt.

Die tibetische Regierung-im-Exil und die Tibet-Unterstützerorganisationen haben von 1959 an bis in die 70er Jahre um Unabhängigkeit für Tibet gerungen. Seit Ende der 70er Jahre tritt der Dalai Lama für eine Politik des Mittleren Weges ein. Nach meinem Verständnis soll damit eine friedliche, auf gegenseitigem Einvernehmen basierende Lösung erreicht werden, die für beide Seiten vorteilhaft wäre.

Die Idee für den Ansatz des Mittleren Weges hat ihren Ursprung in den Lehren des Buddhismus. Sie ist ein politisches Instrument, das ein wahrhaft autonomes Tibet schaffen soll, wo den Tibetern innerhalb des Rahmens der chinesischen Verfassung das Recht garantiert wird, ihre eigene Kultur und ihre Traditionen aufrecht zu erhalten und entsprechend zu leben. Diese Rechte für ethnische Minderheiten sind bereits in der chinesischen Verfassung eindeutig festgelegt, und somit widerspricht die von Seiner Heiligkeit vorgeschlagene Politik des Mittleren Weges in keiner Weise dem chinesischen Gesetz. Selbst der erste tibetische Kommunist, der heute über 80jährige Bapa Phuntsok Wangyal, der in Peking lebt, hat 2005 unermüdlich Briefe an Präsident Hu Jintao geschrieben, in denen er ausführt, dass die Politik des Mittleren Weges die beste Herangehensweise bietet, denn sie würde beidseitige Vorteile für Chinesen und Tibeter bringen und wäre ein weitsichtiger Vorschlag im Hinblick auf eine friedliche Lösung der tibetischen Frage. Die Briefe von Phuntsok Wangyal wurden in dem Magazin „New Generation“ veröffentlicht.

Die tibetische Sprache wird im heutigen Tibet jedoch derart marginalisiert, dass in allen amtlichen Stellen nur noch Chinesisch als offizielle Sprache benutzt wird. Immer wieder werden einfache Tibeter, die dort etwas zu erledigen haben, von chinesischen Beamten gemaßregelt und als Tiere beschimpft, weil sie kein Chinesisch verstehen. Rassendiskriminierung ist allgegenwärtig. Bei Gemeindeversammlungen und bei allen Tätigkeiten, die irgend etwas mit der staatlichen Verwaltung zu tun haben, wird kein Tibetisch gesprochen. Das ist die Strategie der gegenwärtigen Politik. Ich halte das für eine Art politischer Konspiration, eine Strategie, die letzten Endes die Geschichte entstellt, wobei jeder, der die Wahrheit darüber sagt, mit dieser „Konspiration“ in Verbindung gebracht und als politisch nicht korrekt hinstellt wird. Das zeigt ganz klar, dass es vor allem für ethnische Minderheiten keine Freiheit gibt.

Ich möchte diese politische Strategie nun von zwei Blickwinkeln aus betrachten: Von dem einen her ist alles offen sichtbar, während der andere das betrifft, was unter der Oberfläche verborgen ist. Die sicht- und spürbare Facette dieser politischen Strategie betrifft die selbstherrliche Politik der chinesischen Regierung, während sich die andere auf den Verfall der tibetischen Kultur, Sprache und Tradition sowie die wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten bezieht.

Ich bin nun Mitte zwanzig und was mich betrifft, so habe ich noch nie erleben müssen, dass ein Chinese ein Gewehr auf mich gerichtet oder mich körperlich misshandelt hätte. Doch als ein Tibeter in Tibet empfinde ich die Leiden meiner Landsleute selbstverständlich so, als wären sie meine eigenen. Wie ich bezüglich des Niedergangs der tibetischen Kultur, Sprache und Traditionen bereits ausgeführt habe, herrscht in den tibetischen Gebieten immer und überall Ungleichheit und die Lehrer werden gezwungen etwas zu unterrichten, was gegen ihre Überzeugung ist.

Im ersten Aspekt dieser „politischen Konspiration“ wird den Schülern niemals das beigebracht, was sie eigentlich lernen müssten; die Schule wird zu einer reinen Formsache gemacht. Tibetische Schüler bekommen niemals eine Gelegenheit, sich in der Schule berufliche Fertigkeiten anzueignen. Der tibetischen Jugend soll dadurch systematisch der Boden unter den Füßen entzogen werden; man will sie unfähig machen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Der zweite Aspekt betrifft die natürlichen Ressourcen und die Umweltzerstörung in Tibet, die durch den ungezügelten Abbau von Rohstoffen verursacht wird. Der finanzielle Wert dieses Rohstofftransfers nach China kann gar nicht beziffert werden. Alles in Tibet einschließlich des Wassers der drei großen Flüsse Drichu (Yangtse), Machu (Gelber Fluß) und Dzachu (Mekong), Gold und andere wertvolle mineralische Ressourcen werden ausgebeutet und alles nach China geschafft. Im Gegenzug wird an vielen Orten in Tibet Atommüll gelagert. Das sind alles Schritte, um die eigentliche Identität Tibets zu untergraben. Ich spreche die Wahrheit, und meine Aussagen basieren auf meinen eigenen Beobachtungen und Einsichten.

Was die Lage in den Nomadengebieten Tibets angeht, so ist zu beobachten, daß die Anzahl der Wohnhäuser chinesischer Bauart signifikant zugenommen hat. Sie wurden im Namen der Urbanisation erbaut, um die Nomaden in Siedlungen und Kleinstädten zusammenzufassen. Die eigentliche Absicht dabei ist, den Lebensstil der tibetischen Nomaden grundlegend zu verändern. Maos frühe Pläne für die Ansiedlung chinesischer Siedler in Regionen wie Yushu und Golog wurden wiederbelebt, und inzwischen strömen immer mehr chinesische Migranten in die tibetischen Gebiete.

Bezüglich der Situation der tibetischen Bauern ist anzumerken, daß sie gezwungen werden, dornige Sträucher auf ihren Feldern zu pflanzen; ihr Recht darauf, das anzupflanzen, was ihnen richtig erscheint, wird nicht respektiert. Das ist ebenfalls ein Teil der langfristigen politischen Strategie der chinesischen Regierung.

Seit über 50 Jahren verweigert man uns das Recht, unsere tibetische Kultur und Religion zu pflegen, und diese Verletzung unserer Rechte nimmt immer mehr zu, weil es in China keine Achtung vor den in der Verfassung festgelegten Bestimmungen für die Autonomie der Minderheiten gibt. Ein Tibeter, der Tibet liebt, sollte sich niemals von diesen Beschränkungen einengen lassen. Wie einmal jemand in einem Artikel geschrieben hat: „Wenn wir lachen, lachen wir gemeinsam, und wenn wir trauern, trauern wir gemeinsam. Jetzt ist es Zeit, die Wahrheit auszusprechen und Gerechtigkeit zu fordern und dem immer größer werdenden Schmerz über die alles verzerrende Propaganda und die schulische Bildung Ausdruck zu verleihen.“

Tibeter wie Lobsang Tashi (Tapey), der sich anzündete, weil er das Elend seiner leidenden Landsleute nicht mehr ertragen konnte [der Mönch aus Kirti setzte sich im Februar selbst in Brand, nachdem die örtlichen Behörden eine Gebetszeremonie verboten hatten; sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt]; wie der Mönch aus dem Kloster Ragya in Qinghai, der sich in einen Fluß stürzte; wie Jinpa und Thysum aus Mayur, die sich das Leben nahmen, nachdem sie im Gefängnis gefoltert wurden; wie Thupten Ngodup, ein Exiltibeter, der Selbstmord beging, indem er sich anzündete, weil er die Menschenrechtsverletzungen nicht mehr ertragen konnte; und wie diejenigen Tibeter, die bei den Protesten im vergangenen Jahr umkamen oder inhaftiert wurden – sie alle haben ihr Leben für die kulturellen, traditionellen und wirtschaftlichen Rechte des tibetischen Volkes geopfert. Obwohl es den Tibetern davor graut, wegen des brutalen Vorgehens der Behörden gegen jede Art von Dissens über all diese Leiden öffentlich zu reden, sind ihre Herzen doch voller Groll und Trauer.

Manchmal denkt man, dass ein paar Leute, die gegen das Unrecht aufstehen, die Lage nicht ändern, aber in Anbetracht des Ausmaßes, in dem das Überleben unserer Kultur und Identität bedroht ist, müssen wir uns einfach wehren. Die Tibeter leben in ständiger Angst und unter massiver Repression. Deshalb ist es die Pflicht der internationalen Gemeinschaft einschließlich der Vereinten Nationen, diesem Sachverhalt ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Wir sollten unsere Energie nicht in unseren internen Konflikten verpuffen lassen. Statt dessen müssen wir uns die äußeren Faktoren bewusst machen, die uns bedrohen. Unsere Eltern wurden getötet, unsere Brüder und Schwestern wurden getötet, sie alle starben für Tibet.

Tibet ist nicht nur ein Name. Tibet ist mehr als das. Jeder, der Tibet liebt, sollte aktiv werden und aufstehen. Wir müssen dem Beispiel von Tibetern wie Khenpo Jigme Phuntsog (dem verstorbenen Abt des Klosters Larung Gar in Serthar) folgen, der sein Leben dem Erhalt der tibetisch-buddhistischen Kultur gewidmet hat, oder wie Kongthang Tsang, der sich weigerte, den von der chinesischen Regierung ernannten XI. Panchen Lama anzuerkennen. Sie litten unermesslich, nur weil sie Tibet liebten. Angesichts solcher Opfer sind Tibeter, die nur ihr persönliches Wohlbefinden im Auge haben, schlimmer als Tiere. Wir müssen uns selbst immer als ethnische Gruppe mit einem lebendigen kulturellen Erbe und einer Tradition, auf die wir stolz sein können, sehen. Genau dieses Erbe und diese Tradition liegen im Sterben. Wir müssen dessen gewahr werden, daß es uns genauso ergehen kann, wie den Manchu, von denen nur der Name noch geblieben ist, und dass die chinesische Politik bei der Ethnie der Tibeter genau dasselbe bewirkt.

Ich spreche heute über diese Dinge nicht als ein Held der Nation oder ein Gelehrter, ich spreche als ein Tibeter, der nicht mehr mit anschauen kann, was mit Tibet passiert. Diese hochrangigen Funktionäre wie der Gouverneur der Präfektur oder der Vorsteher des Bezirks Gannan sollten das ernst nehmen. Man kann zwar durchaus verstehen, dass es für Menschen, die unter einem derart repressiven Regime leben, unglaublich schwer ist, aufzustehen, aber es sterben so viele Menschen, und wir haben keine Zeit mehr, um abzuwarten.

Indien errang seine Unabhängigkeit nach 200 Jahren britischer Kolonisation. Unter der Führung von Mahatma Gandhi gaben zahlreiche Menschen ihr Blut für die Freiheit, indem sie gewaltfrei protestierten. Wir Tibeter sollten ihrem Beispiel folgen.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama, der inzwischen 74 Jahre alt ist, arbeitet unermüdlich für das Wohl der Tibeter. Er empfindet gleichzeitig Freude und Trauer, wie das Sprichwort sagt: „Die Leute vermissen ihr Heim, wenn sie alt werden, Vögel vermissen ihr Nest, wenn sie alt sind.“ Mein größter Wunsch ist die baldige Wiedervereinigung aller Tibeter.

Der Ansatz des Mittleren Weges, der auf Gewaltlosigkeit basiert und sowohl den Tibetern als auch den Chinesen Nutzen bringen würde, wird allgemein anerkannt und genießt weltweite Unterstützung. Wir Tibeter sollten in der Lage sein, uns auf die eigenen Füße zu stellen. Wie sollen wir das tun? Es ist natürlich schwierig, Lamas zu bitten, dies oder jenes zu tun, denn sie leben ja unter derselben Bedrohung; ich nannte vorher das Beispiel von Chadrel Rinpoche, der inhaftiert wurde, nur weil er sich geweigert hatte, den von den Chinesen eingesetzten XI. Panchen Lama anzuerkennen.

Es ist der gemeinsame Wunsch aller sechs Millionen Tibeter, durch die Beschreitung des Mittleren Weges eine friedliche Lösung für die tibetische Frage zu finden. Das Motto des Mittleren Weges ist beiderseitiger Nutzen und Verständnis für Chinesen wie Tibeter; er wird von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama und allen Tibetern angestrebt. Die chinesische Regierung hat sich jedoch nie ernsthaft damit befasst.

Die chinesische Regierung hat gesagt, die tibetischen Demonstranten hätten bei den Unruhen im vergangen Jahr zahlreiche chinesische Zivilpersonen getötet. Tatsächlich aber ist das chinesische Militär brutal gegen friedliche tibetische Demonstranten vorgegangen. Viele Tibeter haben ihr Leben für die Freiheit geopfert. Und obwohl sie die chinesische Regierung verabscheuen, haben sie bei ihrem Freiheitskampf mutig dem Tod ins Auge geblickt, ohne sich zu Gewaltakten hinreißen zu lassen.

Wir haben nach der brutalen Niederschlagung der Proteste in Tibet viele Dinge in anderen Ländern geschehen sehen und wie viele Menschen dabei von den Soldaten getötet wurden, genauso wie in Tibet. Aber die tibetischen Demonstranten griffen nicht zur Gewalt.

Die einzigen Gewalttaten, die von Tibetern begangen wurden, waren die der Märtyrer, die sich im Namen der Freiheit selbst anzündeten oder sich in Flüssen ertränkten. Wir Tibeter protestieren gegen die chinesische Herrschaft, weil sie letzten Endes, von außen unsichtbar, darauf abzielt, die kulturelle, wirtschaftliche und politische Identität der Tibeter in Tibet zu zerstören. Das heißt nicht, dass alle Chinesen so denken, aber die kommunistische Regierung ist mehr an der Durchführung ihrer ambitionierten Entwicklungspolitik interessiert als am Wohlergehen der Tibeter. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie die Regierung mit ihrer Propaganda die Wahrheit verdreht. Ich bedauerte es nicht, wenn ich mein Leben für mein Land und den fairen Umgang mit meinem Volk opfern müsste.

Wir Tibeter müssen ungeachtet der Unterdrückung durch die chinesische Regierung zusammenkommen und Ideen (und Strategien) entwickeln, damit wir unsere kulturelle Identität retten können. Und wir müssen unseren eigenen Weg finden, ohne dabei von irgendwem kontrolliert zu werden. Wir müssen doch nicht an die entstellten Informationen der Regierung glauben, und wir müssen auch nicht unbedingt dagegen protestieren, denn es ist ja klar, dass die Regierung mit tödlicher Gewalt zurückschlagen würde. Dabei gäbe es nur noch mehr Tote und noch mehr Chinesen würden die Tibeter hassen. Obwohl seit der Besetzung Tibets Zehntausende Tibeter vom chinesischen Militär getötet wurden, meinen wir nicht, dass wir Chinesen töten müssten, um diejenigen Tibeter zu rächen, die ihr Leben für Wahrheit und Gerechtigkeit geopfert haben. Wir hassen die Chinesen nicht.

Wir sind eine neue Generation und wir setzen uns für Wahrheit und Gerechtigkeit ein, obwohl die chinesische Regierung gewillt ist, immer mehr Tibetern das Leben zu nehmen. Wir sind der Aufrechterhaltung von Wahrheit und Gerechtigkeit verpflichtet. Ich stehe heute vor einer Kamera (um eben dies zu bezeugen). Ebenso schildern viele inländische Publikationen wie Shar Dung ri (Der östliche Berg), Tsen po Nyiangtob (Huldigung an den tibetischen König Tsenpo), Nga shon sarba (Neue Generation), Nge phayul dang shevi Jiangdrol (Meine Heimat und die friedliche Befreiung) wie auch andere Veröffentlichungen außerhalb Tibets in starken Worten das Leid der Tibeter unter kommunistischer Herrschaft. [Das sind alles literarische Publikationen, die sich aus tibetischer Sicht mit den Protesten und ihren Folgen sowie den Erfahrungen mit Inhaftierung und Verlust befassen.]

Viele gebildete Tibeter und Intellektuelle haben die Botschaft dieser Bücher bereits verstanden, aber wegen der Drohungen der kommunistischen Regierung wagen nur sehr wenige Menschen, Informationen über das, was in Tibet vor sich geht, wirklich weiterzugeben. So viele Nomaden und Bauern in ländlichen Gegenden wissen einfach nichts von dem Tibet-Problem. Ich bin heute hier und stelle mich der Gefahr, damit meine Stimme auch die ungebildeten Menschen in Tibet erreichen möge und natürlich die Menschen in aller Welt, die Informationen über die tatsächliche Lage in Tibet haben wollen. Jeder Einzelne, sowohl Tibeter als auch andere Menschen in der ganzen Welt, ist dafür verantwortlich, den Unterschied zwischen richtig und falsch deutlich zu machen, damit die Menschen auf der ganzen Welt sehen mögen, wer im Irrtum ist und wer die Fehler gemacht hat.

Ich bin heute hier und auch wenn ich andere Menschen nicht dazu ermutigen kann, ihre Meinung zu sagen, so bin ich doch entschlossen, zu tun, was immer mir möglich ist. Die tibetischen religiösen Persönlichkeiten sollten unsere wahre Geschichte respektieren, die Wahrheit sagen und sich für sie einsetzen. Die tibetischen Beamten in Tibet sollten natürlich nicht ihre Position oder ihr Einkommen aufs Spiel setzen, aber dennoch sollten sie um das Wohlergehen von Minderheiten wie den Tibetern besorgt sein. Ihr solltet Euren Lohn nicht annehmen, ohne dafür einzustehen, dass den Menschen Gerechtigkeit widerfährt!

Wir haben keine religiöse und politische Freiheit, schon deshalb weil die meisten religiösen und politischen Websites voller verlogener Propaganda sind. Wir hassen die Chinesen nicht, aber wir achten Wahrheit und Gerechtigkeit. Wir haben gegen die chinesische Herrschaft demonstriert, weil die örtlichen Behörden nicht im Einklang mit der chinesischen Verfassung oder den Autonomiegesetzen handeln. Der Premierminister der Volksrepublik China sagte, China würde Wahrheit und Gerechtigkeit respektieren. Aber die Tibeter haben nicht dieselben religiösen, politischen und wirtschaftlichen Rechte wie andere. Deshalb haben [im vergangenen Jahr] so viele Tibeter ihr Leben geopfert, als sie gegen die chinesische Herrschaft protestierten. Auch ich stehe heute deswegen hier, denn wir wollen die gleichen Menschenrechte und Freiheitsrechte wie alle anderen auch.

Wir werden unseren Kampf um Freiheit und Wahrheit niemals aufgeben, wir werden ihn solange fortsetzen, bis China seine Politik ändert und sich an die Verfassung hält. Wir kämpfen nun schon seit über 50 Jahren um unsere Freiheit, aber die chinesische Regierung weigert sich, uns zuzuhören und ignoriert uns bis heute. Die chinesische Regierung hat zahlreiche Tibeter, die für den Frieden und die Wahrheit einstehen, als Kriminelle vor Gericht gestellt und sie wegen konterrevolutionären oder gegen die soziale Stabilität gerichteten Aktivitäten verurteilt. Sie wurden zu Haftstrafen von 10 bis 18 Jahren oder gar lebenslänglich verurteilt.

Wir sind aber keine Verbrecher. Die chinesische Herrschaft ist verbrecherisch. Die chinesische Regierung beschimpft sogar Seine Heiligkeit den Dalai Lama, sie kritisiert seinen Ansatz des Mittleren Weges und bezeichnet seine Unterstützer als „Dalai Clique“ und „Separatisten“. Es ist weithin bekannt, dass der Mittlere Weg Seiner Heiligkeit des Dalai Lama der beste Weg zur Lösung des Problems zwischen Tibet und China ist. Er wird sowohl den Tibetern als auch den Chinesen zugute kommen. Dennoch wird er von der chinesischen Regierung noch immer zurückgewiesen. Wie würden wohl Chinesen reagieren, wenn wir Tibeter das Bildnis von Mao Zedong über dem Tienanmen-Tor herunterrissen und darauf herumtrampelten? Und doch haben die chinesischen Behörden genau dies in vielen Klöstern mit dem Portrait Seiner Heiligkeit des Dalai Lama getan. Spürt die chinesische Regierung etwa den Kummer der tibetischen Bevölkerung? Was würden die Anhänger der christlichen oder jeder anderen Religion tun, wenn man ihre Oberhäupter derart beleidigte? Könnt Ihr Euch vorstellen, wie es ist, wenn man als Verbrecher hingestellt wird? Das ist der einzige Grund, weshalb Tibeter sich immer wieder an alle Menschen auf der Welt wenden, sie möchten für Gerechtigkeit und Wahrheit eintreten.

Die Rückkehr von religiösen Oberhäuptern wie dem Karmapa, Arjia Rinpoche, Samdhong Rinpoche [dem Premierminister der tibetischen Regierung-im-Exil] und in erster Linie natürlich des tibetischen Oberhaupts, Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, nach Tibet, würde zu einem positiven, harmonischen und friedlichen Zusammenleben von Tibetern und Chinesen führen. Die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai ist die Grundlage für die Harmonie zwischen China und Tibet.

Alle Tibeter denken genauso wie ich es gerade formuliert habe, denn sie alle lieben ihr Land und ihr religiöses Oberhaupt. Aber sie können das alles nicht in der Öffentlichkeit sagen, ohne eine willkürliche Verhaftung und das Eingreifen der Behörden befürchten zu müssen. Es liegt in der Verantwortung der neuen Generation, unsere tibetische Identität weiterhin zu schützen, obwohl die Regierung uns unterdrückt und bedroht. Ich bin heute hier, um Worte der Wahrheit zu sprechen. Jeder liebt und achtet die Wahrheit. Es kommt nicht darauf an, ob man religiös ist oder ein Politiker – jeder hat das Recht, die Wahrheit zu sagen. Der Schmerz, den ich in meinem Herzen empfinde, wird von allen Tibetern geteilt, aber wir haben keine Möglichkeit, ihn auszudrücken, weil wir unter der Herrschaft der kommunistischen Partei leben.

Es wird nicht viel von Tibet übrigbleiben, wenn die jetzige Situation unter der Herrschaft der Chinesen anhält. Die Tibeter haben niemals aufgehört, Freiheit für ihr Land und ihr Volk zu fordern, aber viele von ihnen sind verschwunden, weil es in diesem Land keine Freiheit gibt. Alle Tibeter empfinden tiefen Kummer wegen der Umweltzerstörung, der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, der wirtschaftlichen Marginalisierung und ihrer sozialen Ausgrenzung.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama hatte keine andere Wahl als vor den chinesischen Streitkräften ins Ausland zu fliehen; er setzt sich nun seit über 50 Jahren unermüdlich mit friedlichen und gewaltlosen Mitteln für unser Land und unser Volk ein. In Tibet lebten einmal sechs Millionen Tibeter, aber nun sind es nur noch vier Millionen, denn viele wurden getötet, und auch die zwangsweise Geburtenkontrolle hat ihren Zoll gefordert. Die Zuwanderungspolitik für Han-Chinesen tut das ihrige, um den Geburtenzuwachs der Tibeter weit zu überholen.

So betrug in den Jahren 2003/2004 die Bevölkerung in der TAP Gannan in der Provinz Gansu 120.000-130.00 Personen, während es 2009 nur noch 80.000-90.000 sind. Überall in Tibet ist das ähnlich. 2004 gab es in der TAP Gannan ca. 13.000 Mönche, aber 2009 waren es nur noch 8.000. Diese Zahlen stammen von den Lokalbehörden und basieren auf den Daten der Personalausweise. Anhand derer lässt sich der Bevölkerungsrückgang in diesen vier Jahren belegen. Diese Zahlen machen deutlich, wie bedrohlich die Lage für die tibetische Kultur und Tradition tatsächlich ist.

Die Chinesen brauchen die Geburtenkontrolle, weil sie eine große Bevölkerung sind und zuwenig Land dafür haben. Wir Tibeter brauchen die Geburtenkotrolle nicht, denn wir sind eine kleine ethnische Minderheit. Das tibetische Territorium macht etwa 40% des chinesischen Staatsgebiets aus, aber es hat nur 4 Millionen tibetische Einwohner. In den chinesischen Städten wie Lanzhou, der Hauptstadt der Provinz Gansu, leben über 3.000.000 Menschen. In ganz China leben 1,2 – 1,3 Milliarden Menschen, die auf Grund der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Ernährung und Unterbringung in ihrem eigenen Land gar nicht überleben könnten. Aus diesem Grund zielt die Tibetpolitik Chinas auf die Ausrottung der ethnischen Tibeter und die Einschränkung ihrer Grundrechte. Dann kann das wenige, was von ihnen noch übrig geblieben ist, von der Han-Mehrheit aufgesogen werden. Nebenbei bemerkt gibt es in Tibet ja die Mönche und Nonnen, deren Berufung auf natürliche Weise zur Geburtenkontrolle beiträgt.

Die die nationale Autonomie betreffenden gesetzlichen Bestimmungen in der chinesischen Verfassung legen eindeutig fest, dass die Grundrechte der Tibeter geachtet werden müssen. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus und unsere Grundrechte werden in keiner Weise geachtet. Tibet wird regiert als sei es eine beliebige Region der Volksrepublik China, und es wird nichts getan, um die harmonische Gesellschaft aufzubauen, von der die Regierung immerzu spricht. Die Herzen der Tibeter sind alles andere als harmonisch gestimmt, denn unter kommunistischer Herrschaft gibt es für uns nichts als Leid. Seine Heiligkeit der Dalai Lama ist in der ganzen Welt bekannt, jeder achtet und ehrt ihn. Aber er ist 74 Jahre alt und vermisst seine Heimat sicherlich sehr. Man sagt, wenn die Leute alt werden, fehlt ihnen ihre Heimat ganz besonders, und gleich den Vögeln, die, wenn sie alt werden, in ihr Nest wollen, möchten sie in ihre Heimat zurückkehren. Alle Tibeter hoffen, dass Seine Heiligkeit Dalai Lama zurückkommen und mit der chinesischen Führung in Frieden verhandeln wird. Das ist der einzige Wunsch eines jeden Tibeters.

Aber die chinesische Regierung behandelt die Tibeter nicht wie Menschen, sie erlaubt uns nicht, Seine Heiligkeit den Dalai Lama zu verehren, ja nicht einmal zu sagen, er solle zurückkehren. Wenn Seine Heiligkeit der Dalai Lama außerhalb Tibets stirbt, wird der Gram für die Tibeter unermesslich sein, es wird ihnen ungeheuer zu Herzen gehen, denn die Bande zwischen dem tibetischen Volk uns Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama sind wie diejenigen zwischen einem Kind und seinen Eltern. Sich um die Eltern zu kümmern und sie zu beschützen, wenn sie alt werden, sollte die Verantwortung der Kinder sein, aber wir Tibeter können das seit 50 Jahren nicht tun. Wir können nur ein falsches Lächeln für die kommunistischen Herrscher in Tibet aufsetzen, um nicht die Verhaftung zu riskieren.

Und das „Entwicklungsprogramm für den Westen“ [‚Xibu da Kaifa’, die Wirtschaftsstrategie Pekings für die westlichen Regionen der VR China, wozu auch Tibet gehört], das nun schon seit Jahren in Tibet durchgeführt wird, verfolgt denselben Zweck wie die anderen strategischen Maßnahmen: Durch den Straßenbau in den entlegenen Regionen will die VR China nur die Kontrolle über noch mehr Ressourcen erlangen. Den ortsansässigen Tibetern hat das gar nichts gebracht, einen Gewinn haben daraus nur die chinesischen Migranten gezogen. Das „Entwicklungsprogramm für den Westen“ hat Tibet mit einer Menge von Neubauten überzogen, aber diese gehören Han-Chinesen und sie werden von Han-Chinesen angemietet. Was für ein Nutzen bleibt dann für die ortsansässigen Tibeter?

Viele Menschen machen sich Sorge, dass sich das Schicksal der Mandschurei in Tibet wiederholen könnte, und genau das will ja die chinesische Regierung auch.

Heute ist für mich die einzige echte Gelegenheit, ein tibetischer Freiheitskämpfer zu sein und der Welt die Wahrheit über Tibet zu erklären. Denn sie soll wissen, was die chinesische Regierung im Hinblick auf Tibet beabsichtigt. Gebildete Tibeter und Intellektuelle können wegen der Restriktionen für die Veröffentlichung tibetischer Bücher die wahre Geschichte Tibets nicht aufschreiben, noch können sie die Realität des Geschehens in Tibet durch künstlerische Darstellungen ausdrücken. Ohne Genehmigung der Behörden dürfen sie nicht einmal die althergebrachten religiösen Zeremonien abhalten und ihren gewohnten religiösen Aktivitäten nachgehen.

Die Behörden verbieten diese Art von Betätigung, denn sie wissen, dass den Leuten dann ein Licht aufginge, und wenn die von der staatlichen Propaganda errichtete Fassade abgerissen ist, werden sie die Wahrheit deutlich erkennen. Ich stehe heute hier, um den Schmerz zum Ausdruck zu bringen, der wegen der chinesischen Herrschaft in mir wühlt. Das soll nicht heißen, dass ich ein guter Redner oder sehr gebildet bin. Aber dieser tiefsitzende Schmerz drängt mich dazu, deutliche Worte dafür zu sprechen, dass es in Tibet keine Freiheit gibt.

Als Beispiele möchte ich die friedliche Protestaktion im Kloster Lutsang in Qinghai dieses Jahr und den Protest der Schüler der Tibetischen Mittelschule von Sangchu zitieren. In der Verfassung der VR China steht doch klipp und klar, dass jeder Bürger das Recht hat zu demonstrieren, solange er nicht das Eigentum des Staates oder seiner Mitbürger zerstört. Wir sahen jedoch mit unseren eigenen Augen die vielen Militärpolizisten und wie die Schule unter Bewachung gestellt wurde, und wir wissen, welcher Druck auf die Lehrer der Sangchu-Schule nach dieser friedlichen Demonstration ausgeübt wurde. Der Rektor der Schule verlor seine Stelle und einige Schüler wurden von der Schule gewiesen. Die meisten Lehrer bekamen ihr letztes Gehalt nicht, und es gab Abstriche bei der Zahl der Studenten, die dieses Jahr in die Hochschule aufgenommen werden.

Dieses Video handelt von dem tiefen Leid des tibetischen Volkes unter chinesischer Herrschaft, und ist ein Tatsachenbericht über das, was in Tibet in der Vergangenheit geschah und das, was dort heute vor sich geht.