3. April 2008
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 23363 / 25874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org


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Tibeter veranstalten Solidaritätsmarsch mit Gebeten in Tsolho - Behörden reagieren mit Festnahmen

Weitere Bilder befinden sich auf der Website des TCHRD: http://www.tchrd.org/press/2008/pr20080403a.html

Auf diesem Banner steht in tibetischer und chinesischer Schrift:
"Frieden - Demokratie - Wir trauern um alle, die ihr Leben verloren und beten für sie"

Seit dem 10. März 2008 gab es überall auf dem tibetischen Plateau massive Proteste. Um derjenigen zu gedenken, die dabei ihr Leben verloren haben, veranstalteten Einwohner der Gemeinde Holkha, Bezirk Tsigorthang (chin. Xinghai Xian), TAP Tsolho, Provinz Qinghai, am 25.März einen gewaltlosen Solidaritätsmarsch mit anschließenden Gebeten vor der Bezirksverwaltung. Auf diesen Friedensmarsch hin wurden, wie das TCHRD aus zuverlässiger Quelle erfuhr, drei der Teilnehmer in den frühen Morgenstunden des folgenden Tages in ihren Häusern von den Sicherheitskräften willkürlich verhaftet.

Da die chinesischen Behörden die Kommunikationsmöglichkeiten zu Tibet unterbrochen haben, ist es äußerst schwierig, weitere Einzelheiten über diese friedlichen politischen Proteste in Erfahrung zu bringen. Dennoch ließen einige mutige Tibeter dem TCHRD mit Bildern unterlegte Informationen aus erster Hand zukommen, obwohl sie wissen, wie riskant das für sie ist. Daher liegen dem TCHRD aktuelle Bilder dieses Ereignisses vor, siehe: http://www.tchrd.org/press/2008/pr20080403a.html

An diesem 24. März sind Hunderte von Tibetern aus allen Schichten, unter ihnen auch Mönche, vom Marktplatz der Gemeinde zu einem friedlichen Solidaritätsmarsch aufgebrochen. Sie forderten die sofortige Beendigung des brutalen Durchgreifens der Behörden gegen die tibetischen Demonstranten in Lhasa und anderen Teilen Tibets. Viele Teilnehmer bezeugten ihre Unterstützung für diejenigen, die bei den Protesten ums Leben kamen oder verletzt wurden, auf einzigartige Weise: Sie trugen traditionelle Gebetsmühlen mit sich und rezitierten Gebete (Mani Mantra), während andere ein großes Banner vor sich hertrugen, auf dem in tibetischer und chinesischer Sprache geschrieben stand: "Frieden - Demokratie - Wir trauern um diejenigen und beten für sie, die ihr Leben verloren". Der Marsch endete vor der Bezirksverwaltung von Holkha, wo die Demonstranten sich niedersetzten und für den Rest des Tages Gebete sprachen. Den ganzen Tag lang kam es zu keiner Verhaftung, obwohl die ganze Zeit PAP- und PSB-Kräfte in Kampfanzügen zugegen waren.

Nach einer abrupten Änderung ihrer Taktik nahmen die Behörden in den frühen Morgenstunden Razzien in den Häusern derjenigen Tibeter vor, die sie als Initiatoren der Aktion in Verdacht hatten. Dabei verhafteten die Kräfte von PAP und PSB mindestens drei Tibeter, darunter auch eine Frau. Wo sie sich gegenwärtig befinden, ist nicht bekannt. Die beiden verhafteten Männer heißen Rinbum Gyal und Tsewang, beide Ende 20; die Identität der betroffenen Frau ist zur Zeit noch unklar; man weiß auch nicht, wo die drei festgehalten werden. In einem öffentlichen Aushang mit dem offiziellen Stempel des PSB wurden alle Beteiligten an der "illegalen" Demonstration vom 25. März aufgefordert, sich freiwillig zu stellen. Man würde dann Milde walten lassen. Gleichzeitig wurden all diejenigen, die sich nicht stellen, gewarnt, man werde sie mit aller Strenge bestrafen, falls sie die dreitätige Frist verstreichen lassen. Bisher liegen noch keine Informationen über die genaue Zahl der Verhafteten vor.

Wie die Quellen berichteten, veranstalteten über 600 Tibeter aus neun Dörfern der Gemeinde Holkha im Anschluß an die Festnahmen einen gewaltlosen Sitzstreik vor der Bezirksverwaltung und verlangten die unverzügliche Freilassung der Festgenommenen. Sie blieben den ganzen Tag dort sitzen und bestanden auf der Erfüllung ihrer Forderung. Sie gingen erst nach Hause, nachdem ihnen die Freilassung der Verhafteten zugesagt wurde. Wie zu erfahren war, haben die Tibeter vor, eine weitere Demonstration zu veranstalten, falls die Behörden ihre Zusage nicht einhalten.

Obwohl es in Tsolho am 27. März offenbar ruhig blieb, trafen gegen 15.00h Militärlastwagen mit mehreren hundert PAP- und PSB-Kräften auf dem Marktplatz ein, um weitere Proteste zu verhindern. Später an diesem Tag wurden vier Tibeter verhaftet: Malle und Tsekyab Gyal, sowie zwei tibetische Geschäftsfrauen aus anderen Teilen Tibets. Man weiß gegenwärtig nicht, warum die Tibeter Malle und Tsekyab Gyal, beide aus der Gemeinde Holkha und Ende 20, sowie die zwei namentlich nicht bekannten Geschäftsfrauen festgenommen wurden und wo sie sich gegenwärtig befinden. Durch die Anwesenheit der Truppen ist die Atmosphäre in Tsolho derzeit sehr angespannt.

Das TCHRD ist äußerst besorgt über die Zustände in zahlreichen von Tibetern bewohnten Regionen und fordert die Regierung der VR China dringend auf, sicherzustellen, daß den Demonstranten ihr Recht auf Rede-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit gewährt wird, daß die Verhafteten nicht mißhandelt werden und, wenn sie vor Gericht gestellt werden, gemäß internationalen Rechtsnormen mit ihnen verfahren wird.