9. Juni 2008

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 23363 / 25874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org


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Pressemitteilung

Kontaktperson: Tenzing Norgay (Englisch) / Jampa Monlam (Tibetisch und Chinesisch) Tel: +91 1892 223363 / 229225

Dutzende von Nonnen in Drango in Kardze verhaftet und drei Mönche schwer verletzt

Wie das TCHRD aus zuverlässiger Quelle erfuhr, haben die chinesischen Sicherheitskräfte eine Nonne des Klosters Samtenling im Bezirk Drango, TAP Kardze, wegen einer Soloprotestaktion schwer geschlagen und anschließend festgenommen.

Tsering Tsomo

Am 8. Juni um 9 Uhr früh veranstaltete die 27jährige Tsering Tsomo vom Kloster Samtenling (alias Watak), die aus dem Dorf Chakra, Bezirk Drango (chin. Luhuo Xian), TAP Kardze, stammt, eine friedliche Solodemonstration. Sie rief Parolen, forderte die Freiheit Tibets und die baldige Rückkehr des Dalai Lama und verteilte Flugblätter. Innerhalb weniger Augenblicke war sie von Sicherheitskräften umringt, die heftig auf sie einschlugen, sie mit Eisenstangen bearbeiteten und ihr schließlich Fußtritte versetzten. Später wurde sie in das PSB-Haftzentrum des Bezirks zur Vernehmung abgeführt.

Als die anderen Nonnen des Klosters Samtenling von Tsering Tsomos Festnahme und Mißhandlung erfuhren, machten sich, als Zeichen der Solidarität und um ihre Freilassung zu fordern, um 5 Uhr nachmittags über 200 von ihnen auf den Weg zu der Bezirksverwaltung von Drango. Noch ehe sie dort ankamen, wurden sie an einem Ort namens Gogaythang von den Sicherheitskräften mit roher Gewalt am Weitergehen gehindert. Diese schlugen auf die Nonnen ein, stießen mit den Stiefeln nach ihnen und gingen sogar mit elektrischen Schlagstöcken und Eisenstangen gegen die friedlich Demonstrierenden vor, wodurch etliche von ihnen schwere Verletzungen davontrugen. Zehn Nonnen mußten in ein Krankenhaus in der Nähe gebracht werden. Dutzende anderer wurden festgenommen, in bereitstehende Militärlastwagen gestoßen und zum Bezirkshaftzentrum gebracht. Die Angehörigen der verletzten Nonnen durften sie nicht einmal im Krankenhaus besuchen.

Es gibt keine weitere Information über den Zustand der Verletzten und der von den Sicherheitskräften Festgenommenen. Das Zentrum macht sich über ihr weiteres Schicksal größte Sorgen. Gerade in der TAP Kardze kam es in letzter Zeit zu einer Reihe von Protesten, gefolgt von Festnahmen, Mißhandlungen und dem Verschwinden von Tibetern. Das Zentrum wird die Lage so gut wie möglich verfolgen und sofort darüber berichten, sobald es neue Informationen aus der Gegend erhält.

Weiterhin erhielt das Zentrum eine bestätigte Nachricht, daß am 6. Juni drei Mönche aus verschiedenen Klöstern im Bezirk Drango, TAP Kardze, vor dem Sitz der Bezirksverwaltung friedlich ihrer Meinung Ausdruck verliehen. Tsewang Dakpa, 22, aus der Gemeinde Jangtha, Bezirk Drango, Thupten Gyatso (Alter unbekannt) aus dem Bezirk Tawu, TAP Kardze, und Jangsem Nyima, 22, aus dem Bezirk Dzatoe, TAP Jyekundo (chin. Yushu), Provinz Qinghai, taten nichts, als die „baldige Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet“ und „Freiheit für Tibet“ zu fordern. Wie Augenzeugen berichteten, stürzten sich chinesische Sicherheitskräfte auf die drei Mönche und schlugen sie mit elektrischen Schlagstöcken, boxten sie und stießen sie herum, so daß sie übel zugerichtet wurden und dringend ärztlicher Versorgung bedurften. Vor allem Tsewang Dakpa erlitt derartig schwere Verletzungen, daß kaum Hoffnung auf sein Überleben besteht. Sie wurden alle noch am selben Tag mit kritischen Verletzungen in das Bezirkskrankenhaus eingeliefert.

Der letzten Mitteilung an das Zentrum von heute früh zufolge kursiert im Bezirk Drango das Gerücht, Tsewang Dakpa sei auf die grausamen Mißhandlungen hin bereits gestorben. Im Augenblick kann diese Nachricht aber noch nicht bestätigt werden. Die beiden anderen Mönche sollen infolge ihres kritischen Zustandes in ein anderes Krankenhaus verlegt worden sein. Wo sie sich genau befinden, wurde nicht bekannt.

Das TCHRD verurteilt schärfstens die brutale Gewaltanwendung der chinesischen Sicherheitskräfte gegen die friedlich demonstrierenden Tibeter. Es ruft die VR China auf, alle Tibeter freizulassen, die wegen der Ausübung ihrer grundlegenden Menschenrechte verhaftet wurden, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UDHR), der chinesischen Verfassung und vielen anderen internationalen Völkerrechtsverträgen, denen China beigetreten ist, verankert sind. Die Regierung sollte dafür sorgen, daß die Inhaftierten keinen weiteren Mißhandlungen und Folterungen ausgesetzt werden, wie sie in den chinesisch verwalteten Gefängnissen in Tibet gang und gäbe sind.

Das TCHRD macht sich große Sorge um die Festgenommenen und die durch die Brutalität der Sicherheitskräfte Schwerverletzten. Es bittet Menschenrechtsgruppen und die internationale Gemeinschaft um Unterstützung, damit sie möglichst schnell wieder entlassen werden. Es erachtet diese Fälle als einen direkten Angriff auf die Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung in Tibet. Die Freiheit der Meinungsäußerung ist ein fundamentales Menschenrecht und die Voraussetzung für die Wahrnehmung aller anderen Menschenrechte. Der Art. 35 der Verfassung der VR China garantiert die „Freiheit der Rede, der Publikation, der Versammlung, der Vereinigung, der Durchführung von Straßenumzügen und Demonstrationen“. Und der Art. 19 der UDHR verkündet: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Das Zentrum wendet sich an den UN-Sonderberichterstatter für die Förderung und den Schutz des Rechtes auf Meinungsfreiheit, Ambeyi Ligabo, und ersucht ihn, einzuschreiten und sich für die genannten Personen einzusetzen, ebenso wie für alle anderen, die in letzter Zeit inhaftiert wurden, nur weil sie ihre grundlegenden Menschenrechte wahrnahmen