Oktober 2008

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India,
phone/fax: +91 1892 223363 / 225874 / 229225, e-mail: office@tchrd.org, www.tchrd.org


Seite drucken

Aus: Human Rights Update October 2008

Verbleib eines tibetischen Fernsehsprechers selbst Wochen nach seiner Festnahme ungeklärt

Die Umstände des tibetischen Journalisten Rangjung, der um Mitternacht am 11. September vom Personal des Public Security Bureau des Bezirks Serthar aus unbekannten Gründen aus seinem Haus abgeführt wurde, sind immer noch unbekannt. Zuverlässigen Quellen zufolge haben Freunde und Angehörigen seit seiner Verhaftung am 11. September nichts mehr von ihm gehört. Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie ist sehr besorgt um diesen tibetischen Journalisten und appelliert an die chinesischen Behörden, seiner Familie Auskunft über seinen Aufenthaltsort und Zustand zu geben.

Es heißt, Rangjung, ein Mitarbeiter der Fernsehstation von Serthar, sei nach seiner Festnahme vom Sicherheitspersonal an einen unbekannten Ort gebracht worden. Er arbeitete als Reporter und Nachrichtensprecher bei der TV-Station von Serthar. Bei seiner Festnahme beschlagnahmte das Sicherheitspersonal auch zwei Laptops in seinem Zimmer. Die derzeitigen Umstände und die Gründe für die Festnahme von Rangjung sind immer noch ungeklärt.

Der heute 28jährige Rangjung, Vater zweier Kinder, entstammt einer Nomadenfamilie in Rogsa Palshul im Bezirk Serthar (chin. Seda), TAP Kardze, Provinz Sichuan. Er besuchte die Grundschule der Gemeinde Nyitoe im Bezirk Serthar. Nach Abschluß der höheren Schule machte er eine Lehrerausbildung an dem Dardo Teacher Training College in Dartsedo (chin. Kangding) in Sichuan. Rangjung unterrichtete sogar kurzzeitig an einer Schule in der Gemeinde Nyitoe, Bezirk Serthar, ehe er von der TV-Station eingestellt wurde. Über seine Arbeit als Fernsehsprecher hinaus hatte Rangjung diverse Artikel verfaßt und auch zwei Bücher veröffentlicht, die von tibetischer Geschichte, Kultur und den schönen Künsten handeln. Er schrieb sogar Lieder und gab eine Musik-CD unter dem Titel „Tsenpoe Boe“ heraus.

Von den Personen, die während der Proteste am 15. Juli im Bezirk Serthar festgenommen worden waren, wurde Lhagyal, ein Laie aus dem Dorf Gochok, nach Entrichtung einer Strafe von 10.000 Yuan freigelassen. Obwohl gelegentlich darüber berichtet wird, daß Tibeter, die an den Protesten vom Frühjahr beteiligt waren, auf Zahlung deftiger Bußgelder hin freikamen, hört man kaum etwas über die Freilassung von Mönchen und Nonnen aus dem Bezirk Serthar.

Seit dem 14. März ist Tibet für Beobachter aus dem Ausland abgeriegelt. Alle Touristen und Journalisten mußten das Land verlassen. Als einziges arrangierte China drei offizielle Medientouren in der TAR und den benachbarten Provinzen. Zehntausende von Soldaten und bewaffneten Polizisten wurden nach Tibet geschickt, und selbst jetzt noch halten sie alle größeren Städte und Ortschaften besetzt. Tausende von Tibetern, sowohl Laien als auch Mönche und Nonnen, wurden oft bei mitternächtlichen Razzien von Haus zu Haus festgenommen, doch ihre Familien wurden über ihr weiteres Schicksal meist im Dunkeln gelassen. Obwohl viele von ihnen inzwischen freigekommen sind, wird eine Großzahl, vor allem Mönche und Nonnen, immer noch vermißt. Die Behörden haben sie einfach verschwinden lassen.

Das TCHRD bringt seine tiefste Sorge zum Ausdruck über die zahlreichen Fälle von „Verschwindenlassen“, die trotz der einschneidenden den Medien und Kommunikationsmitteln auferlegten Restriktionen und der allgegenwärtigen Zensur allmählich aus Tibet heraussickern. Das Zentrum appelliert an die Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen für Verschwindenlassen, Druck auf China auszuüben und Aufklärung über die seit den Protesten auf den 10. März hin verschwundenen Tibeter zu fordern.

Siehe auch RFA-Meldung vom 19. September 2008