9. Mai 2008

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 23363 / 25874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org


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Pressemitteilung,

Kontaktperson: Tenzing Norgay (Englisch) / Jampa Monlam (Tibetisch und Chinesisch) Tel: +91 1892 223363 / 229225

China lässt im Kreis Chushul 32 Mönche festnehmen

Nach zuverlässigen dem TCHRD zugegangenen Informationen werden im Haftzentrum des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) von Chushul immer noch 32 Mönche aus dem Kloster Ratoe festgehalten.

Nach übereinstimmenden Aussagen aus verschiedenen Quellen organisierten die Mönche des Klosters Ratoe in der Gemeinde Nyethang im Bezirk Chushul, der zur Stadt Lhasa in der "Autonomen Region Tibet" ("TAR") gehört, am 14. März 2008 einen friedlichen Protestmarsch.

Dabei handelte es sich zunächst um einen Protestmarsch von Mönchen aus dem Kloster Ratoe, aber bald schlossen sich ihm auch normale Bürger an. Die Demonstranten marschierten ungefähr zweieinhalb Kilometer in Richtung zentrale Gemeindeverwaltung und riefe dabei "Freiheit für Tibet", „Unabhängigkeit für Tibet" und "Lang lebe der Dalai Lama".

Als sich die Demonstranten dem Hauptgebäude der Gemeindeverwaltung näherten, wurden sie von chinesischen Sicherheitskräften angehalten und daran gehindert, weiterzugehen. Die friedliche Demonstration wurde aufgelöst und alle wurden nach Hause geschickt. Zu dieser Zeit wurden noch keine Demonstranten festgenommen.

Später jedoch tauchten Behördenvertreter im Kloster Ratoe auf und kurbelten intensive Schulungskurse zur "patriotischen Umerziehung" gegen das an, was die Behörden als "Übergriffe der Dalai Clique und separatistischer Kräfte" auf das Klosterleben bezeichnen. Diesmal übten die Behörden wiederholt heftigen Druck auf die Mönche aus, sich vom Dalai Lama loszusagen. Offensichtlich gab aber kein Mönch nach und unterschrieb den von den Behörden vorbereiteten Text.

Am 16. April nahmen die Ereignisse dann eine überraschende Wendung, als morgens um 4.30 Uhr (Pekinger Normalzeit) Hunderte chinesische Sicherheitskräfte, bestehend aus Einheiten des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) und der Bewaffneten Volkspolizei (PAP), das Kloster Ratoe umstellten. Kurze Zeit später stürmten sie das Kloster und durchsuchten die Unterkünfte der Mönche nach Waffen und anderen belastenden Materialien.

Bei dieser Razzia wurden jedoch keine Gewehre oder andere Waffen, noch sonstiges belastendes Material in den Unterkünften der Mönche gefunden. Die Sicherheitskräfte konfiszierten bei ihrer Durchsuchung die Fotos des Dalai Lama und Mobiltelefone.

Anschließend nahmen sie 50 Mönche aus dem Kloster Ratoe wegen Teilnahme an dem Protestmarsch vom 14. März 2008 fest. Sie werden im Haftzentrum des PSB in Chushul festgehalten. Inzwischen sind 18 der festgenommen Mönche wieder freigelassen worden. Gegenwärtig sind noch 32 Mönche im Haftzentrum des PSB in Chushul inhaftiert. Die meisten der verhafteten Mönche sind nicht viel älter als 20 Jahre. Ein ehemaliger politischer Gefangener, Namkar, 45, befand sich auch unter den Festgenommenen. Er hatte früher eine zweijährige Freiheitsstrafe im Drapchi-Gefängnis wegen seiner Teilnahme an den Unabhängigkeitsunruhen in Lhasa 1989 abgesessen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß einer der Festgenommenen als der 38 Jahre alte Thupchok identifiziert wurde, der ein prominentes "Mitglied des Arbeitsteams" des Demokratischen Verwaltungskomitees (DMC) im Kloster Ratoe ist. Als solches war er unmittelbar für die Durchführung der umstrittenen und weitgehend abgelehnten Kampagne zur "patriotischen Erziehung" in seinem Kloster verantwortlich.

Augenblicklich soll sich die Situation im Kloster beruhigt haben, aber es herrschen viele Einschränkungen. Es sollen sich noch 90 Mönche im Kloster Ratoe befinden. Die chinesischen Behörden haben den 32 festgenommenen Mönchen jegliches Besuchsrecht verweigert. Es gibt demnach keine weiteren Informationen über ihre Haftbedingungen und ihr Wohlergehen.

Das Zentrum bringt seine tiefempfundene Besorgnis über die fortgesetzten Festnehmen von Mönchen zum Ausdruck, deren einziges Verbrechen darin bestand, friedlich ihre Beschwerden vorgebracht zu haben. Die Verfassung Chinas garantiert seinen Bürgern das Recht zur freien Meinungsäußerung. Das TCHRD ist davon überzeugt, daß die Mönche aus dem Kloster Ratoe nicht gegen die Landesgesetze verstoßen und irgendeine Aktion ausgeführt haben, welche die chinesische Verfassung untergräbt. Das TCHRD appelliert folglich an die chinesischen Behörden, alle festgenommenen Mönche sofort freizulassen und eine schnelle Wiederherstellung des normalen Klosterlebens in Ratoe sicherzustellen. Das TCHRD appelliert gleichfalls and die UNO und die dafür zuständigen internationalen Gremien, sich unverzüglich für die Freilassung der festgenommenen Mönche einzusetzen.