9. Mai 2008

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 23363 / 25874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org


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Pressemitteilung

Kontaktperson: Tenzing Norgay (Englisch) / Jampa Monlam (Tibetisch und Chinesisch) Tel: +91 1892 223363 / 229225

Lage in Labrang extrem gespannt, Mönche, die vor Medienvertretern protestierten, verschwunden

Die Lage im Kloster Labrang im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe), Gansu, ist heute außerordentlich angespannt. Tausende von Angehörigen der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) und des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) haben das Kloster umstellt, nachdem sie zuvor Hunderte von Mönchen festgenommen hatten, wie das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) aus bestätigter Quelle erfuhr.

Am 7. Mai 2008 kesselten Tausende von Angehörigen der PAP und des PSB (ihre Zahl wird auf 5’000 geschätzt) das Kloster Labrang ein und führten überfallartig Razzien durch. Dabei wurden etwa 140 Mönche festgenommen und zur Inhaftierung weggebracht. Am folgenden Tag protestierte eine große Zahl von Mönchen und forderte die Freilassung ihrer am Vortrag verhafteten Gefährten. Da die Behörden eine Eskalation des Protests befürchteten, ließen sie alle festgenommenen Mönche, bis auf 18, wieder frei. Die Mönche forderten jedoch auch die Freilassung dieser verbliebenen 18 Mitbrüder, worauf die Behörden nachgaben und heute früh 11 weitere von ihnen freiließen.

Obwohl zur Verstärkung der bewaffneten Polizei heute zusätzliche Einheiten im Kloster eintrafen, protestierten die Mönche wieder in großer Zahl und forderten die Freilassung der restlichen sieben Mönche, was die Behörden jedoch rundweg ablehnten und die Mönche davor warnten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das TCHRD fürchtet, daß die Proteste stärker werden und es zu Blutvergießen kommen könnte, da die Mönche, wie es heißt, entschlossen seien, um jeden Preis die Freilassung ihrer sieben Gefährten zu erwirken.

Diese Mönche riskierten am 9. April ihr Letztes, um zu ausländischen Journalisten zu sprechen

Mönche, die Widerstand leisteten, verschwinden

Einer weiteren bestätigten Information aus der Gegend zufolge sind zwei der Mönche, die vor den Teilnehmern der von der Regierung arrangierten Tour für ausländische Medienvertreter im Bezirk Sangchu am 7. April offen ihre Meinung geäußert hatten, verschwunden. Kurz nach dem Besuch der Journalisten in der Gegend verschwanden Thabkhey und Tsundue. Ortsansässige Tibeter fürchten, daß die Polizei sie heimlich abführte zur Strafe für ihre mutige Tat, die der Regierung der Volksrepublik China einiges Unbehagen bereitete. Die Angehörigen der beiden Mönche erkundigten sich bei dem örtlichen Büro für Öffentliche Sicherheit nach ihrem Verbleib, die Beamten gaben jedoch vor, nichts von den beiden zu wissen. Bis zum heutigen Tag weiß niemand, wo sie hingebracht wurden, und ihre Familien leben in ständiger Furcht, daß sie heimlich und willkürlich umgebracht werden könnten.

Das TCHRD ist der Überzeugung, daß es sich hier um einen Fall von erzwungenem und willkürlichem Verschwindenlassen durch die Vollzugsbehörden des Staates handelt. Es befürchtet, daß die beiden Mönche außergerichtlich getötet werden könnten, wenn die UN-Arbeitsgruppe zum gewaltsamen und unfreiwilligen Verschwindenlassen von Personen (UNWGEID) nicht rechtzeitig eingreift. Das Zentrum appelliert an die UNWGEID, eine Eilintervention bezüglich des Verbleibs dieser zwei Mönche zu starten.

siehe auch Die Mönche von Labrang machen vor ausländischen Journalisten ihrer Verzweiflung Luft