26. März 2008
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
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Bezirk Drango: Proteste nach Gebeten für Verstorbenen

Am Morgen des 25.März 2008 führten Mönche des Klosters Drango Gaden Rabten Nampargyalpeling eine besondere Gebetszeremonie für einen getöteten Mönch durch; er war am 24. März bei einer friedlichen Demonstration im Bezirk Drango, TAP Kardze, Provinz Sichuan, ums Leben, als die Bewaffnete Volkspolizei (PAP) wild auf die Demonstranten schoß. Ein weiterer Tibeter wurde angeschossen und schwebt in Lebensgefahr.

Bestätigten Mitteilungen an das TCHRD zufolge wurde der Leichnam des am Vortag erschossenen 18 Jahre alten Mönchs Kunga gegen 08.00h von anderen Mönchen ins Kloster gebracht, weil dort eine große Gebetszeremonie für ihn abgehalten werden sollte. Im Anschluß daran (gegen 10.00h) beschlossen über 400 Mönche dazu, eine friedliche Solidaritätskundgebung abzuhalten, mit der sie gegen die chinesische Herrschaft protestieren wollten. Sie schworen einander beizustehen, falls einer von ihnen bei der Demonstration verhaftet oder getötet werden sollte. In vollem Mönchsornat brachen sie zum Sitz der Bezirksregierung auf und riefen: "Der Dalai Lama sollte seinen rechtmäßigen Thron im Potala wieder einnehmen", "Laßt den Panchen Lama frei", "Beendet die Unterdrückung Tibets" und "Unabhängigkeit und Demokratie für Tibet".

Sicherheitskräfte der PAP und des PSB (Public Security Bureau), die an einer Brücke zwischen dem Kloster und dem Verwaltungsgebäude in Stellung gegangen waren, versuchten, ihnen den Weg zu versperren, aber den Mönchen gelang es, die Blockade zu durchbrechen. Obwohl die Sicherheitskräfte mit Gewalt gegen sie vorgingen, konnten sie Slogans rufend ihren Marsch fortsetzen, dem sich auch andere Einwohner des Ortes anschlossen. Als sie den Marktplatz erreichten, eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer und riegelten alle umliegenden Straßen ab. Die Protestierenden warfen sich zu Boden, um dem Kugelhagel zu entgehen und ermutigten einander zum Zusammenhalten. Einige wütende Demonstranten warfen Steine auf die Militärfahrzeuge, aber einige anwesende ältere Mönche brachten sie zur Vernunft. Statt dessen wiederholten die Mönche mehrere Stunden lang ihre Sprechchöre, bis zusätzliche Truppen der PAP und des PSB eintrafen und erbarmungslos gegen sie vorgingen. Tibetischen Quellen zufolge flohen sie zurück ins Kloster. Im Moment ist die Lage sehr angespannt und es wird befürchtet, daß es zu Verhaftungen kommen wird.

Der Gesundheitszustand des 30-jährigen Mönchs Tsewang Dhondup, der von den Sicherheitskräften angeschossen wurde, ist weiterhin kritisch. Gegenwärtig liegen keine Informationen über andere Verletzte oder Todesopfer vor.

Das TCHRD verurteilt das brutale Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte gegen gewaltlose tibetische Demonstranten schärfstens. Dieser Vorfall ist ein weiterer Beweis dafür, daß die chinesischen Behauptungen über ein gemäßigten Vorgehen gegen die tibetischen Demonstranten eine Lüge sind. Das TCHRD fordert die chinesischen Behörden auf, die gewalttätige und brutale Niederschlagung der friedlichen Proteste in Tibet sofort einzustellen und die in der chinesischen Verfassung festgeschriebenen grundlegenden Menschenrechte der Tibeter zu achten.

27. März 2008

Ältere Tibeterin brutal verprügelt, weil sie sich weigerte, den Dalai Lama zu verunglimpfen

Infolge der Proteste der Mönche im Bezirk Drango (chin. Luhuo), TAP Kardze, Provinz Sichuan, am 24. März, bei denen ein 18jähriger Mönch ums Leben kam und dem darauf folgenden Solidaritätsprotest vom 25. März schlossen die Lokalbehörden eine beträchtliche Anzahl von Mönchen aus dem Kloster Chogri aus. Zudem wurden mehrere Nonnen aus dem Kloster Nanggong verhaftet, wie das TCHRD aus zuverlässigen Quellen erfuhr. Ferner sollen zahlreiche Einwohner der Gegend verschwunden sein.

Am 26. März wurden zwei ehemalige Äbte des Klosters Chogri, Geshe Namgyal Tsering und Geshe Sonam Gyurmey, unter dem Vorwand, sie sollten an einem Meeting teilnehmen, von den Behörden gerufen, die sie jedoch umgehend festnehmen und ins Bezirkshaftzentrum des PSB schaffen ließen.

Mit dem offenkundigen Ziel, die Tibeter der Gegend unter Kontrolle zu bekommen, beriefen die örtlichen Behörden eine Bürgerversammlung ein, in deren Verlauf man den Einwohnern befahl, den Dalai Lama und die "separatistischen Kräfte" zu beschelten und zu kritisieren. Eine ältere Frau namens Ama Tsanglo weigerte sich standhaft, dieser Anordnung nachzukommen und forderte statt dessen lauthals die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet. Daraufhin prügelte der Parteisekretär der Gemeinde brutal auf sie ein. Während er sie schlug, rief sie: "Ich werde niemals den Dalai Lama verleugnen; selbst wenn Du mich heute totschlägst, werde ich es nicht bereuen!"

Weil er es nicht mehr mit ansehen konnte, wie der Parteisekretär gnadenlos auf seine Mutter eindrosch, ging der Sohn der alten Frau schließlich auf ihn los und schlug ihn heftig. Sowohl der Parteisekretär als auch Tsanglo befinden sich nun im Krankenhaus; was mit dem Sohn geschah, weiß man nicht.