30. Juni 2007
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Bauer nach fünfzehn Jahren Gefängnis entlassen

Zuverlässigen Informationen an das TCHRD zufolge wurde der Bauer Lhundup, der in Chushul inhaftiert war, nach Ablauf seiner 15jährigen Haftstrafe am 29. Juni 2007 entlassen.

Der heute 38 Jahre alte Lhundup, ein einfacher Bauer, stammt aus der Ortschaft Dashang, Gemeinde Gyama, Kreis Meldrogongkar. Er wurde gemeinsam mit vier weiteren Bauern namens Thupten Yeshi, Sonam Rinchen, Kunchok Lodoe und Sonam Dorjee verhaftet.

An 30. Juni 1992 kamen rund 1200 Menschen, darunter gewichtige Persönlichkeiten aus Gemeinde und Landkreis zu einer Versammlung. Mitten in der Veranstaltung stürmten Lhundup, Sonam Rinchen, Kunchok Lodoe und Sonam Dorjee, die eine riesige tibetische Fahne trugen, auf die Bühne und riefen Parolen wie "Freiheit für Tibet", "Chinesen raus aus Tibet" und "Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama".

Als daraufhin die Menge von Unruhe ergriffen wurde und Chaos entstand, mußte die Veranstaltung abgebrochen werden. Innerhalb von 15 Minuten traf die Polizei ein und verhaftete die vier Männer. Während der folgenden Verhöre wurden sie schwer gefoltert und geschlagen.

Als die Polizei die vier nach den Gründen ihrer Protestaktion fragte, erwiderten sie unisono, die chinesische Regierung zwänge die tibetischen Bauern dazu, zu exorbitanten Preisen Düngemittel zu kaufen und brächte sie damit an den Rand des Ruins.

Als weitere Gründe nannten sie die erzwungene Geburtenkontrolle und Zwangssterilisation von Frauen sowie die Zuwanderung chinesischer Siedler in großer Zahl, die dazu führe, daß die Tibeter ihre Arbeit und Beschäftigungschancen verlören.

Ferner würden die Tibeter routinemäßig schikaniert und ihre Märkte von den Chinesen okkupiert. Die Hauptgründe für ihren Protest lägen in der unfairen Tibetpolitik der chinesischen Regierung, die es den Tibetern unmöglich mache, über ihre Angelegenheiten selbst zu entscheiden.

Die Polizisten gerieten in Wut über diese freimütigen Aussagen und nannten die vier Männer Separatisten. Wie wild prügelten sie mit Schlagstöcken und Elektroschockern auf sie ein. Noch am selben Tag wurden die Festgenommenen in das am Rande von Lhasa gelegene Haftzentrum Gutsa gebracht und in getrennten Zellen inhaftiert. Auch in Gutsa wurden sie häufig gefoltert.

Vier Tage später, am 4. Juli 1992, wurde der Bauer Thupten Yeshi aus dem Bezirk Gyama verhaftet und als Anstifter und Anführer der Gruppe angeklagt. Er wurde ebenfalls in Gutsa inhaftiert und ähnlich wie die anderen gefoltert.

Nach intensiven Verhören und Folterungen sprach der Mittlere Volksgerichtshof von Lhasa die fünf wegen Straftaten wie "Konterrevolutionäre Verschwörung" und "Aufhetzung durch reaktionäre Propaganda" schuldig. Thupten Yeshi, Lhundup und Sonam Rinchen wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, Sonam Dorje und Kunchok zu 13 Jahren. Am 20. November 1992 wurden alle nach Drapchi verlegt, wo Thupten Yeshi sofort nach seiner Ankunft in eine Einzelzelle gesperrt wurde.

Auf Grund der unmenschlichen Schläge und Folterungen, die alle fünf zu erdulden hatten, wurde Kunchok Lodoe immer schwächer und kränker. Um nicht für seine Behandlungskosten aufkommen zu müssen, entließ man ihn vorzeitig aus der Haft und übergab ihn seiner Familie, damit sie sich um ihn kümmere. Seine Freilassung aus gesundheitlichen Gründen wurde am 13. März 1994 bekanntgegeben; Kunchok soll nach wie vor bei schlechter Gesundheit sein.

Sonam Rinchens Gesundheitszustand verschlechterte sich aus denselben Gründen dramatisch, und schließlich verstarb er am 23. September 1999 im Gefängnis, weil er nicht rechtzeitig und angemessen behandelt wurde.

Auch Sonam Dorjee wurde unmenschlich mißhandelt und verlor während der Folterungen mehrmals das Bewußtsein. Wegen seines miserablen Gesundheitszustands wurde er am 22. November 1998 auf Bewährung freigelassen. Er wurde jedoch am 21. November 2000 erneut verhaftet und in Drapchi inhaftiert.

Auf Grund der Folter, der er im Gefängnis unterzogen wurde, litt Lhundup häufig an Nierenbeschwerden und chronischen Kopfschmerzen. Im April 2005 wurde er nach Chushul verlegt. Jetzt, nach seiner Entlassung ist er auf starke Medikamente und ärztliche Behandlung angewiesen, um überhaupt am Leben zu bleiben.