1. Mai 2003
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Zwei Mönche verhaftet - Verbleib unbekannt

Einer Informationsquelle des TCHRD zufolge wurden am 11. April 2003 zwei Mönche des Klosters Labrang Tashikyil im Kreis Sangchu der TAP Kanlho (die einen Teil der traditionellen tibetischen Provinz Amdo bildet), Provinz Gansu, festgenommen. Örtliche PSB Beamte führten eine gründliche Durchsuchung in den Wohnräumen der Mönche durch, wobei Broschüren mit Reden des Dalai Lamas zum Vorschein kamen. Seitdem ist der Mönch Kunchok Choephel Jamyang, 40, verschwunden. Ein zweiter Mönch, Jigme Jamdrup, 37, wurde nach 13 Tagen Haft auf Bewährung freigelassen.

Es heißt, beide Mönche hätten sich schon früher "politischen Aktivitäten" hingegeben, einmal zusammen 1990 und einmal unabhängig voneinander 1995. Sie wurden im PSB Haftzentrum Sangchu in separate Zellen gesperrt. Daß Jigme wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, ist der Tatsache zuzuschreiben, daß er früher einmal dem Demokratischen Verwaltungsrat (DMC) des Klosters Labrang Tashikyil angehört hatte.

Um den Informanten des TCHRD, der anonym bleiben möchte, zu zitieren: "Kunchoks Verwandte sind einfache Nomaden. Sie erkundigten sich beim PSB nach den Gründen für die Festnahme und den Verbleib des Mönches. Die Beamten wollten die Verhaftung nicht zugeben und sagten nur, falls er tatsächlich festgenommen worden sei, so wegen seiner früheren Aktivitäten. Die Familie befürchtet, daß Kunchok ebenso wie Trulku Tenzin Delek zum Tode verurteilt oder wie Lobsang Dhondup hingerichtet werden könnte. Kunchok war schon vor seiner Festnahme bei schwacher Gesundheit, weshalb man sich angesichts der weitverbreiteten Praxis, politischen Häftlingen Folter und Schläge zu verabreichen, fragen muß, ob er überhaupt noch am Leben ist".

Im Juni 1990 spielten Kunchok und Jigme eine führende Rolle bei der Organisation eines Massenprotestes gegen einen chinesischen Journalisten wegen dessen falscher Interpretation des sechssilbigen heiligen Mantras zum Lobe Chenrezigs (Avalokiteshwara), des Buddhas des Mitgefühls. Dem Journalisten Zhou Lou zufolge symbolisiere mani (wörtlich "Juwel" auf Sanskrit) das männliche Organ und padme (Lotos) das weibliche Organ im buddhistischen Tantra - eine für die religiösen Gefühle der Tibeter beleidigende Auslegung. Seit diesem Protest galten die Mönche den Behörden als verdächtig und wurden streng überwacht.

Die PSB Beamten des Kreises Sangchu nahmen Kunchok zum zweiten Male am 10. Mai 1995 unter dem Verdacht politischer Aktivitäten fest. Drei Monate lang war er im Haftzentrum Mengar im Kreis Sangchu inhaftiert. Sein gebrechlicher Gesundheitszustand ist den damals erlittenen Mißhandlungen zurückzuschreiben.

Jigme wurde zum zweiten Mal am 19. Mai 1995 wegen Plakatierens und Parolenschreibens festgenommen. Auf den Plakaten stand "Die Exiltibeter organisieren einen Friedensmarsch nach Tibet, erhebt euch, Tibeter!" Das Mittlere Volksgericht von Kanlho verurteilte ihn unter Anklage der "Aufhetzung zu konterrevolutionärer Propaganda" zu zwei Jahren Gefängnis und einem Jahr Entzug der politischen Rechte.

Kunchok stammt ursprünglich aus dem Dorf Sangko Ngulra, Kreis Sangchu, und Jigme aus dem Dorf Ngulra, Kreis Machu. Beide traten in sehr jungen Jahren in das Kloster Labrang Tashikyil ein.