Chadrel Rinpoches Schicksal ungewiß

Nach einer dem TCHRD zugegangenen Information sind Tibeter in Lhasa und Shigatse, besonders die Mönche des Tashi Lhunpo Klosters, äußerst besorgt wegen des Fehlens jeglicher Nachricht über Rinpoches erwartete Entlassung, seinen derzeitigen Aufenthaltsort und seinen gesundheitlichen Zustand. Chadrel Rinpoches Gefängnisstrafe sollte im Mai 2001 zu Ende sein. Da man überhaupt nichts von Rinpoches Entlassung gehört hat, konkretisiert sich die Befürchtung immer mehr, daß Rinpoche gar nicht mehr unter den Lebenden weilen könnte.

Das revidierte Strafgesetz Chinas legt fest, daß die Gesamtzeit der Inhaftierung, angefangen vom Tag der Festnahme, auf die Gefängnisstrafe angerechnet wird. Gemäß dem chinesischen Gesetz war Chadrel Rinpoches 6-jährige Haftstrafe am 16. Mai 2001 zu Ende, da seine Festnahme am 17. Mai 1995 erfolgte. "Die fortgesetzte willkürliche Festhaltung von Chadrel Rinpoche beweist, daß Peking sich weder um die eigenen noch um die internationalen Gesetze kümmert. Sie ist eine deutliche Verletzung des § 9 des Internationalen Paktes über Bürgerliche und Politische Rechte, den China im Oktober 1998 unterzeichnete, und der willkürliche Verhaftung als gesetzwidrig erklärt", stellte Lobsang Nyandak Zayul, der leitende Direktor des TCHRD in Dharamsala, fest.

Am 14. Mai 1995 verkündete der Dalai Lama den damals 6-jährigen Gedhun Choekyi Nyima als Reinkarnation des 10. Panchen Lama. Drei Tage später verhafteten die Chinesen Chadrel Rinpoche und seinen Gehilfen Jampa Chung am Flugplatz von Chengdu in der Provinz Sichuan. Nach zwei Jahren Festhaltung an geheimem Ort sprach das Mittlere Volksgericht von Shigatse am 21. April 1997 bei einem Prozeß hinter verschlossenen Türen das Urteil über Chadrel Rinpoche und seinen Assistenten. Im Mai 1997 gab Xinhua, die offizielle chinesische Nachrichtenagentur, bekannt, daß Rinpoche gemäß § 92, dem 1. Abs. des § 186 und den §§ 23, 24, 51, 64 und dem 2. Abs. des § 59 des Strafgesetzes der PRC verurteilt wurde.

Chadrel Rinpoche bekam wegen "Verschwörung zur Spaltung des Landes" und "Weitergabe von Staatsgeheimnissen" 6 Jahre Gefängnis mit folgenden 3 Jahren Verlust der politischen Rechte. 4 Monate nach der Urteilsfällung erklärte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Chen Jian, daß Chadrel Rinpoche krank sei und im Hospital liege. Jampa Chung, der 50-jährige Mönchsgehilfe von Chadrel Rinpoche, wurde unter ähnlicher Anklage zu 4 Jahren Gefängnis und Verlust der politischen Rechte für weitere zwei Jahre verurteilt.

Im September 1997 drangen die ersten Informationen über Rinpoches Haftorte durch. Zuerst in Distrikt Trochu (chin. Heishui) festgehalten, wurde Rinpoche später in dem Gefängnis Chuandong No. 3, Distrikt Tazhu, Provinz Sichuan, eingesperrt, das für hochbrisante politische Dissidenten bestimmt ist. Chadrel Rinpoche wurde nach seiner Verurteilung im April/Mai in dessen "Geheimtrakt", der auch als "ein"Gefängnis innerhalb des Gefängnisses" bekannt ist, eingeschlossen. Als Protest gegen die Verweigerung des Besucherrechts und aller Kontakte zur Außenwelt ging Rinpoche irgendwann im Juli in Hungerstreik. Es hieß, seine Gesundheit sei sehr schwach.

Vor seiner Verhaftung hatte Chadrel Rinpoche hohe Ämter inne, so war er Leiter der zivilen Verwaltungskommission und Vorsitzender des Demokratischen Verwaltungskomitees von Kloster Tashi Lhunpo. Rinpoche war auch Mitglied der Politischen Konsultativ-Konferenz des Chinesischen Volkes (CPPCC) und Vize-Vorsitzender der CPPCC der Autonomen Region Tibet (TAR). 1989 beauftrage die chinesische Regierung ihn mit der Leitung der offiziellen Suchkommission nach der Reinkarnation des 10. Panchen Lama. Mit Pekings Mandat bewaffnet, unterhielt Chadrel Rinpoche private Kommunikation zum Dalai Lama, um einen sowohl für den Dalai Lama als auch für die Regierung in Peking akzeptablen Kandidaten zu finden.Im Mai 1996 wurde Chadrel Rinpoche all seiner offiziellen Ämter entkleidet, weil er "gegen grundlegende Prinzipien verstoßen und den politischen Status eines Patrioten eingebüßt" hatte. Am 24. Mai 1996 ließ Radio Lhasa verlauten, daß "durch dieses Vorgehen die CPPCC von schlechten Elementen gereinigt wurde".

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