2. Januar 2020
Radio Free Asia, www.rfa.org

Von Larung Gar aus gegründete tibetisch-buddhistische Zentren wurden unter Druck von China geschlossen

Ein weltweites Netzwerk tibetisch-buddhistischer Zentren, das von einem Senior-Abt der Larung Gar Akademie in der chinesischen Provinz Sichuan gegründet wurde, ist geschlossen worden, wobei Anhänger des Zentrums hinter der Schließung chinesischen Druck vermuten, sagte eine tibetische Unterstützergruppe.

Das von Khenpo Sodargye von Larung Gar gegründete Bodhi Institut für Mitgefühl und Weisheit und die ihm angeschlossenen Zentren wurden am 30. Dezember 2019 von seinem Gründer für geschlossen erklärt, gab die in Washington ansässige International Campaign for Tibet (ICT) in einer Erklärung vom 2. Januar bekannt.

Khenpo Sodargye

Khenpo Sodargye und ein anderer leitender Lama von Larung Gar, Khenpo Tsultrim Lodro, wurden im November unabhängig voneinander von den Behörden verhört, erklärte ICT und fügte hinzu, einige Anhänger des Zentrums glauben, daß Behauptungen über „illegale Aktivitäten“, die im Namen des Bodhi-Instituts durchgeführt worden seien, von China vorgegeben wurden.

Khenpo Sodargye, ein enger Schüler des Gründers von Larung Gar, Khenpo Jigme Phuntsok, sei kürzlich um die Welt gereist und habe an vielen Orten gelehrt, Zentren gegründet und neue Studenten gewonnen, erklärte ICT.

„Die Schließung von Sodargyes internationalen Zentren könnte darauf abzielen, seinen religiösen und moralischen Einfluß, der in den letzten Jahren stark angewachsen ist, einzuschränken“, sagte ICT und bemerkte, daß der Khenpo 2014 auf der Titelseite des chinesischen Renwu Zhoukan (People's Weekly) Magazins zu sehen war.

Mit einer Wendung, die den chinesischen politischen Umerziehungskampagnen für tibetische Mönche und Nonnen entlehnt zu sein scheint, sagte Khenpo Sodargye in seiner Ankündigung vom 30. Dezember, daß er “weiterhin sowohl die Nation als auch die Religion lieben wird“ und er fügte hinzu, daß alle Ankündigungen oder Spendenaufrufe, die im Namen des Instituts geschehen, von nun an ignoriert werden sollten.

Eine jahrelange Kampagne

Viele Tausende Tibeter und Han-Chinesen studierten einst in Larung Gar im Bezirk Serthar (auf Chinesisch, Seda), Provinz Sichuan, was es zu einem der weltweit größten und wichtigsten Zentren für das Studium des tibetischen Buddhismus machte.

Quellen in einem früheren Bericht von RFA zufolge schlossen die chinesischen Behörden im April 2019 Larung Gar für Neueinschreibungen und erklärten, daß nun keine neuen Bewerber mehr zugelassen werden dürften, um dort zu leben und zu studieren.

Khenpo Sodargye

Die Maßnahme folgte auf eine jahrelange Kampagne der Vertreibung von Mönchen und Nonnen und dem Abriss ihrer Wohnungen, bei der Tausende, die in dem weitläufigen Studienkomplex lebten, gezwungen wurden, das Zentrum zu verlassen; die Rückkehr wurde ihnen verboten.

Außerdem wurden große Teile von Larung Gar von Mauern umschlossen und drei Checkpoints eingerichtet, um Unbefugten den Zutritt zu verwehren, so die Quellen.

In den Jahren 2017 und 2018 wurden mindestens 4.820 tibetische und han-chinesische Mönche und Nonnen aus Larung Gar vertrieben, wobei über 7.000 Wohnhütten und andere Unterkünfte ab 2001 abgerissen wurden, wie Quellen in der Region berichten.

Die Vertreibungen und Demolierungen in Larung Gar, zusammen mit den Einschränkungen in Yachen Gar, einem weiteren großen buddhistischen Zentrum in Sichuan, sind Teil einer „sich entfaltenden politischen Strategie“, die das Ziel hat, den Einfluß und das Wachstum dieser wichtigen Zentren für tibetisch-buddhistische Studien und Praktiken zu kontrollieren, erklärte ICT in einem Bericht vom 13. März 2017.